Bonner Glocken sind zu laut

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Einst riefen Sie die Gläubigen zur heiligen Messe, heute werden Sie zunehmend als Lärmbelästigung empfunden: Kirchenglocken. Nach massiven Beschwerden zweier Innenstadt-Bewohner über das sonntägliche Läuten des Bonner Münsters und der Kreuzkirche hat der Rat der ohnehin lärmgeplagten Stadt Bonn reagiert und in seiner letzten Sitzung eine neue Verordnung zum Läuten von Kirchenglocken beschlossen. Bei Schallmessungen auf dem Münsterplatz, in der Remigiusstraße und im Kaufhof-Restaurant wurden Werte von bis zu sechzig Dezibel ermittelt, was „etwa dem Lärm von zwanzig Laubbläsern oder vierundfünfzig Rollkoffern auf Kleinpflaster entspricht“, so ein von der Stadt beauftragter Experte.

Die neue Glockenverordnung tritt bereits zum 1. April 2014 in kraft. Innerhalb einer Übergangsfrist von einem Monat müssen die Kirchen nun Maßnahmen ergreifen, um die von den Glocken ausgehende Geräuschemission zu vermindern. Dies kann durch eine wirksame Schalldämmung der Glockenstühle erfolgen oder durch den Einbau neuer, sogenannter Flüsterglocken, die einen Schlegel aus weichem Kunstoff haben. Kirchtürme, die nach der Übergangsfrist nicht den neuen Richtlinien entsprechen, müssen dann schweigen, auch zu Ostern und Weihnachten.

Bei den katholischen und evangelischen Kirchen stößt die neue Glockenverordnung auf Unverständnis, Stadtdechant Schumacher ist außer sich: „Seit Jahrhunderten erfreuen unsere Glocken die Herzen der Gläubigen und geben ihnen Orientierung, das soll jetzt nicht mehr möglich sein wegen einiger weniger, die sich daran stören? Was sind das nur für Menschen? Wir lassen uns das Läuten nicht verbieten!“ Auch ein Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz kritisierte die Bonner Glockenverordnung scharf und kündigte an, den Vatikan einzuschalten.

Im Bonner Rathaus sieht man einer möglichen Rüge aus Rom indes gelassen entgegen. Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch: „Wir leben im Jahr 2014, angesichts zunehmender Kirchenaustritte kann es nicht sein, dass das Recht einiger weniger auf Religionsausübung höher bewertet wird als das allgemeine Ruhebedürfnis, gerade am Sonntagmorgen, wo die werktätige Bevölkerung einmal ausschlafen kann. Wir können da keinen Unterschied mehr machen zwischen Partyschiffen, Klangwellen, Kunst!Rasen und Glockengeläut.“

Nachtrag 2. April: Selbstverständlich war das ein Aprilscherz. Ein nicht ganz so unwahrscheinlicher, wie uns Reaktionen auf Facebook zeigten.

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