Teilen ist ein Mega-Trend. Die Share Economy, das gemeinsame Nutzen von Produkten und Dienstleistungen, auch Sharing oder Collaborative Economy genannt, boomt. Aber was genau steckt dahinter?

Der Erfolg großer kommerzieller Plattformen wie der Unterkunftsvermittler AirBnB und Mitfahrdienst Uber haben das „Teilen statt Haben“ Geschäftsmodell bekannt gemacht.  Die Ökonomie des Teilens ist eine globale Bewegung geworden. Sie ist auch ein Ausdruck von veränderten Verbraucherpräferenzen (Nutzen statt Besitzen, Umweltbewusstsein) und bietet die Möglichkeit zum intelligenten Konsum und zur Vernetzung.

Vergangene Woche hat die EU-Kommission Leitlinien für die kollaborative Wirtschaft vorgelegt. Die zentrale Botschaft aus Brüssel: Man sollte der Sharing Economy nicht mit Verboten und Restriktionen begegnen, sondern sie als Chance sehen für mehr Wachstum, Wettbewerb und Innovation. Man müsse auf ein rechtliches Umfeld hinwirken, in dem sich neue Geschäftsmodelle entwickeln können. Gleichzeitig sollte für Verbraucherschutz, gerechte Besteuerung und faire Arbeitsbedingungen gesorgt und zwischen Privatpersonen und gewerbsmäßigen Anbietern unterschieden werden.

Das grösste Potenzial der Sharing Economy liegt in Deutschland im Bereich Mobilität. Eine 2015 Emnid-Umfrage im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands ergab, dass zwei Drittel oder mehr der Befragten sich vorstellen können, Mitfahrgelegenheiten, Bike- oder Car-Sharing zu nutzen.

Zur neuen Tauschgesellschaft gehören auch unzählige lokale Initiativen. Diese sollen in der #GlobalSharingWeek vom 5. bis 11. Juni sichtbar gemacht werden. Sie können ihre Projekte und Termine bei www.globalsharingweek.org anmelden. Die globale Woche des Teilens ist 2015 von Shareable.net initiert worden.

https://www.youtube.com/watch?v=JxQWQR2z0mE

Auch Bonner Initiativen beteiligen sich und haben unter dem Motto “Bonn wird teilBAR” eine Reihe von Veranstaltungen organisiert — nicht nur zum TEIL-Nehmen, sondern zum MIT-Machen und selber Teilen, jeden Tag zu unterschiedlichen Themen bzw. Hashtags. Der Eintritt ist bei allen Veranstaltungen kostenlos. Mehr Infos unter BonnSharingWeek.  Unten ist das Programm im Überblick.

Während der Woche finden jeden Tag informelle Treffen in dem jüngst eröffneten Stadtlabor in Beuel statt – angefangen mit einer SprechBAR und SpinnBAR zum Teilen von Sprach- und anderen Kenntnissen bis zu einem Wohnzimmerkonzert und internationalen Büchertausch am Wochenende. Das BonnLAB bietet Nachbarschaftsgruppen und lokalen Initiativen einen Raum zum Experimentieren, Austauschen und Vernetzen.

„Wir hatten anfangs auf drei bis vier Events in Bonn gehofft. Dass es ein Dutzend geworden ist, finde ich unglaublich“, freut sich Ulrich Kindermann, einer der Mitorganisatoren. „Ich bin begeistert, dass so viele lokale Initiativen mitmachen und Bonn auf die Sharing-Weltkarte setzen.“

Kindermann, der lange im Ausland tätig war und erst seit kurzem wieder in Bonn lebt, fasziniert dabei vor allem der globale Ideen- und Erfahrungsaustausch zwischen lokalen Initiativen und Aktiven. Überall in der Welt sei ihm die Sharing Economy begegnet.

Der erste Kontakt war über eine Crowdfunding Kampagne für ein Rockfestival in Afghanistan. Sie war nicht erfolgreich, aber das Festival habe trotzdem stattgefunden, weil mit Hilfe der Crowd-Freunde ein Geldgeber gefunden wurde.

„Da wurde mir klar, dass man darüber auch ansonsten unmöglich erscheinende Projekte realisieren kann. Es geht nicht nur um die eingesammelte Summe, sondern vor allem um die Vernetzung mit Gleichgesinnten“, so Kindermann.

Später in Georgien habe er viele Freunde über den Tbilisi Book Swap und Language Exchange Club gewonnen und über Couchsurfing die Gastfreundschaft im Iran direkt erleben können.„Ich habe Freunde gefunden, mit denen ich weiterhin in Kontakt bin. Mit klassischen Reiseanbietern wäre das so nie möglich gewesen. Es zeigt, dass die Sharing Economy, in der einen oder anderen Form, in fast jedem Land der Welt angekommen ist“, sagt er.

Einen Einblick in die Bonner Sharing Szene und globale Transition Town Bewegung hat Bonn im Wandel am Montagabend in einem Workshop im Haus der Bildung gegeben.

„Bei unserer WandelBAR-Reise haben wir uns ein Bild gemacht von der Lage der Welt, uns Transition Projekte aus England, Brasilien, Ungersheim und Bonn angesehen und darüber diskutiert: Was macht es mit uns, wenn wir uns den Zustand der Welt ansehen? Was machen wir damit?“, erläutert Gesa Maschowski, die sich über die vielen neuen Gesichter gefreut hat. „Dreißig nette Leute, die Lust auf den Stadtwandel haben. Transition heißt für mich: Beziehungen knüpfen, quer durch die Stadt.“

SpinnBAR: Fische und ArbeitMITwirkung (Foto: Johanna Schäfer)
Fische suchen ArbeitMITwirkung in der SpinnBAR (Foto: Johanna Schäfer)

Beziehungen knüpfen zwischen Neu- und Altbonnern, ist auc h das Ziel von Bonnections, eine von Geflüchteten und Einheimischen gemeinsam gestartete Initiative. Am Donnerstag lädt sie zu einem Potluck Dinner ins Stadtlabor ein. Für Gäste, die am Ramadan teilnehmen, ist um 21.40 Uhr eine zweite Iftar Büffet-Eröffnung geplant.

Ein Potluck ist ein gemeinschaftliches Essen, zu dem jeder Gast eine Speise für ein buntes Büffet mitbringt. Das kann ein Lieblingsgericht sein oder eine Speise, mit der er/sie eine angenehme Geschichte, einen lieben Menschen oder Heimat verbindet. Die ursprüngliche englische Wortbedeutung war: „Essen, das man unerwarteten Gästen serviert, das Glück des Topfes“. Über das gemeinsame Essen soll auch ein interkultureller Austausch anregt werden, denn es gibt keinen besseren Weg, Land und Leute kennenzulernen, als über die lokale Küche.

Wer in der neuen Tauschgesellschaft mitmachen will, dem bietet Bonn ein reiches Angebot – vom Tauschring Bonn , offene Bücherschränke, Bike Repair Cafés bis zu einem Transportfahrradverleih und Urban Gardening. Getauscht und geteilt wird auch über das Social Web: Die Foodsharing Bonn Facebook Gruppe hat über 4.800 Mitglieder und die Free Your Stuff Gruppe sogar über 22.000 Mitglieder. Diese Karte zeigt die Transition Orte, wo der Wandel in Bonn vorangebracht wird.

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#BonnShar­ing­Week Pro­gramm im Überblick:

Son­ntag, 5.6., 15 Uhr, BonnLAB: #Sprech­BAR Lan­guage Exchange + Tan­dem Learn­ing

Mon­tag, 6.6., 19 Uhr, BonnLAB: #SpinnBAR Skills Shar­ing mit Spinnen-Netz.de / Arbeit­MiTWirkung; 20 Uhr, Haus der Bil­dung: #Wan­del­BAR Tran­si­tion Towns World­wide Work­shop mit Bonn im Wan­del

Dien­stag, 7.6., 12 Uhr, Ermekeilka­serne: #PflanzBAR Urban Gar­den­ing; 18 Uhr, BonnLAB:#Wün­schBAR Bon­ner Dream + Vision Fac­tory

Mittwoch, 8.6., 18 Uhr, Haus Mülles­tumpe: #Näh­BAR  Zusammen-Nähen/Collaborative Sewing; 19 Uhr, BonnLAB: #DenkBAR Aus­tausch über die Share Econ­omy mit Prof. Christoph Zacharias von der Hochschule Rhein-Sieg

Don­ner­stag, 9.6., 18.30 Uhr, Haus Mülles­tumpe: #Reparier­BAR Open Bike Repair Cafe  mit  Bonn im Wan­del; 19 Uhr, BonnLAB: #Kost­BAR Inter­cul­tural Potluck Din­ner mit Bon­nec­tions

Fre­itag, 10.6., 18 Uhr, BonnLAB: #Hör­BAR Wohnz­im­merkonz­ert mit Sebas­t­ian Handke &Friends

Sam­stag, 11.6., 15 Uhr, BonnLAB: #Les­BAR  Inter­na­tionaler Büchertausch/Book Swap (plus story hour)

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