Bonner Blogger: Sascha Foerster

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Nach einer kleinen Pause kommt hier das nächste Portrait aus unserer Reihe #bon­ner­blog­ger, das hoffentlich noch einige andere trotz Ferien dazu anregt, sich hier vorzustellen. Wie das geht, ist am Ende des Artikels verlinkt. Doch nun zuerst mal zu Sascha Foerster:

Mein Name ist Sascha Foerster, geboren im berühmt-berüchtigten Jahr 1984, aufgewachsen in Ostbelgien, ca. 1½ Stunden von Bonn, wohin ich 2004 zum Studium gezogen bin. Mittlerweile lebe ich mit meiner Familie im Bundesdorf Graurheindorf.

weblogSF – mein Blog

Mein Blog heißt http://saschafoerster.de. Aber ich nutze noch viele andere Orte und Netze um zu bloggen und zu publizieren, unter anderem Bundesstadt.com, aber auch Wissenschaftsblogs bei Hypotheses, z. B. zu meinem (abgebrochenen) Promotionsprojekt „Deutsche Nachkriegskinder“.

Im weblogSF blogge ich „privat“, wobei ich das bewusst in Anführungszeichen setze, da ich auch Grenzen setze. Ich teile aber sehr gerne Wissen und Ideen, vernetze mich gerne lokal-digital und freue mich über Debatten und Diskussion, wenn es um die Sache geht.

Bonn.digital – mein Job

Mittlerweile bin ich Geschäftsführer mit Johannes Mirus in unserer Firma Bonn.digital. Dort bieten wir Social-Media-Beratung, Community Management und Digital-Events an. Dabei versuchen wir vor allem lokal die Communities, Organisation und die Wirtschaft zu vernetzen, dafür Plattformen zu bauen und Bonn so digitaler zu machen.

Zuvor habe ich bei der Max Weber Stiftung als Community Manager gearbeitet. Eine Ausbildung dafür hatte ich nicht, aber darauf kommt es bei Social Media auch nicht an. Social Media muss man leben und jeden Tag bereit sein Neues zu lernen. Studiert habe ich 9 Jahre lang, und zwar Psychologie auf Diplom und Geschichte, Philosophie und Vergleichende Literaturwissenschaft auf Magister an der Universität Bonn. Ich wollte immer Generalist bleiben, interessierte mich für vieles zugleich. Privat habe ich Computer auseinander- und zusammengeschraubt und eben irgendwann mit Bloggen und Twittern angefangen, mehr so als Hobby. Wenn ich zurückblicke, ist es genau die Mischung, die ich jetzt für meine Firma brauche.

Werkzeug der Wahl: WordPress

In meinem Blog schreibe nur ich selbst, aber ich versuche zusammen mit Johannes Plattformen zu bauen für andere Blogger aus Bonn, z. B. BonnerBlogs.de, wo fast 1000 Blogs aus der Region mittlerweile eingesammelt und aufgelistet werden. Bei Bundesstadt.com kann jeder mitschreiben, der etwas zu Bonn sagen möchte.

WordPress ist für die meisten Angebote das Tool meiner Wahl. Es ist Open Source, es hat eine Community und trotzdem ein Geschäftsmodell und lässt sich zu fast allen Ideen umbauen, die man so mit dem Web haben kann. Vor allem ist es benutzerfreundlich, Social Media bedeutet für mich nämlich immer auch ein mehr an Teilhabe für alle. Jeder soll bloggen können.

Damit jeder meinen Blog auch lesen kann, ist es selbstverständlich, dass er überall möglichst perfekt dargestellt wird, mobil oder stationär, mit Braille-Lesegerät oder Farbenblinde, für Menschen, die gerne lesen und andere. An der Stelle merkt man auch: Der Einstieg ins Bloggen ist einfach, der Ausbau eines Blogs zu einer Plattform ist eine Wissenschaft für sich.

Statistik und Relevanz

Selfie mit Zeichenstift auf Papier
Sascha Foerster. Zeichenstift auf Papier (Jan Loh, @Allemalmalen)

In meinem privaten Blog schauen etwa 1000 Nutzer monatlich rein. Mir kommt es aber überhaupt gar nicht auf diese Zahlen an. Wenn ich mit meinem Blogartikel auch nur einem Menschen weiterhelfen konnte, ihn informiert oder unterhalten habe, dann wäre das doch schon toll. Wenn es mehr sind, umso schöner. Natürlich ist ein privater Blog auch eine Visitenkarte. Wer meinen Namen sucht, wird zuerst im Blog stöbern und sich dort einen Eindruck von mir machen. Ich hoffe doch, einen positiven. Aber ich mag es auch kritisch zu sein und hoffe damit Dinge zu verändern, Probleme sichtbar zu machen und Diskussionen anzustossen, was oft gelingt.

Social-Media-Menü

Zu einem Blog gehören selbstverständlich Social-Media-Präsenzen. Mein Beruf bringt es mit sich, dass ich da nicht wählerisch bin. Ich nutze alles, was irgendwie relevant ist, probiere es aus, experimentiere damit und mache mir Gedanken dazu, ob und wie es nützlich sein könnte. Meine Lieblingswerkzeuge sind aber Blog und Twitter. Snapchat gehörte für eine Zeit zu meinem Alltag, aber an dem Beispiel sieht man, wie volatil die Social-Media-Welt ist, wo Konkurrenzen einfach alles kopieren oder neue Medien erfinden und so wieder Wanderbewegungen der Aufmerksamkeit entstehen.

Die sozialen Netzwerke bediene ich mit einer Mischung aus Automatisierung und Auswahl oder wie ich es am liebsten sage: Aggregieren und kuratieren. Als Beispiel: Zuerst sammle ich alle Blogs aus Bonn, alle Nachrichtenseiten und Webangebote, danach wähle ich dort aus, was ich für relevant halte und poste es in die entsprechenden Kanäle, teils auch wieder automatisiert.

Geld verdienen im Internet

Ob ich mit dem Bloggen Geld verdiene? Ja, also fürs Bloggen und Podcasten bin ich schon mal bezahlt worden, tatsächlich. Aber die Geschäftsmodelle im Netz sind komplizierter. Momentan könnte man das Bloggen als „Marketing-Werkzeug“ und Referenz für meine Beratungsdienstleistungen sehen: Ich weiß, wovon ich rede und zeige es auch. Auch durch ein Crowdfunding habe ich schon mal Geld verdient und Crowdfunding ohne Social Media kann man auch gleich sein lassen. Und natürlich: Wenn man für Institutionen als Community Manager arbeitet, dann verdient man damit auch Geld. Manchmal gebe ich auch Workshops fürs Bloggen, die dann auch bezahlt werden. Man könnte also kurz mit Ja antworten, aber man sieht: Es ist kompliziert.

Ich selbst habe mit Bloggen 2008/2009 angefangen, als ich durch Korea gereist bin. Ich wollte einfach meine Eindrücke mit der Familie und den Freunden teilen. Danach hat es etwas gedauert, bis ich ein Problem gelöst hatte, für das es keine Lösung im Netz gab. Also richtete ich einen Blog ein und veröffentliche einen deutschsprachigen Zitierstil für Geisteswissenschaften für die Software Zotero. Es ist immer noch der beliebteste Artikel in meinem Blog, mit dem ich jährlich ca. 10 Euro VG-Wort-Tantiemen verdiene (worüber ich ebenfalls ausführlich gebloggt habe).

Digital, lokal, sozial, multimedial …

Blogs sind für mich multimedial und gerade die Mischung ist interessant. Ich habe auch in meinem privaten Blog einen Podcast integriert, der aber momentan etwas stiefmütterlich behandelt wird. Meistens nutze ich eigene Fotos, Videos und Audios, das ist unkompliziert. Wenn ich mal nichts gutes habe, dann nehme ich gerne auch Material unter CC-Lizenz und auch meine Inhalte im Blog stehen unter einer freien Lizenz (Namensnennung reicht).

Das Hauptwerkzeug für diese Medien ist mein iPhone und die anderen Geräte aus dem Apple-Kosmos. Für meine Server nutze ich Linux und Open-Source-Software. Und wenn es sein muss, komme ich auch mit Microsoft klar. Es kommt halt darauf an, dass jeder persönlich für sich das richtige Werkzeug für den richtigen Job auswählt, ich bin da nicht dogmatisch.

Der Kontakt zu anderen Bloggern und der digitalen Szene ist mir sehr wichtig, darum sammeln wir ja auch die ganzen Stammtische und Meetups bei Bonn.jetzt. Angefangen hat es bei mir auf der re:publica 2013 mit den IronBloggern Bonn. Mittlerweile reduziere ich die Abendtermine auf einen wöchentlich, sonst bin ich nur noch unterwegs. Wir versuchen auch, die Communities besser zu vernetzen und habe daher zusammen mit Karin Krubeck von Bonngehtessen.de und Johannes das BarCamp Bonn 2014 gestartet. Einmal im Jahr sollen noch mal alle auf Augenhöhe zusammentreffen, sich austauschen, vernetzen, Ideen vorstellen und danach umsetzen und in Kontakt bleiben. Wichtig ist uns dabei immer, alle mitzunehmen, auch diejenigen, die noch nicht 24 Stunden im Internet sind.

Digitales Bonn

Bonn und ihre Bloggerszene: muss ich dazu noch viel sagen oder glaubt man mir, dass es Liebe ist? Ich glaube, wenige Städte haben so eine sichtbare und vernetzte digitale Szene wie Bonn, daran arbeite ich auch noch hoffentlich lange weiter. Denn das ist mein Wunsch. Dass wir gemeinsam Bonn verändern, sichtbarer machen, sich interessante Leute mit guten Ideen vernetzen und diese umsetzen: lokal, digital und sozial, da sehe ich in Bonn noch extrem viel Potential und bekomme daher jeden Tag Ideen, was man noch so machen könnte.

Zuletzt darum die Frage: Was denkst Du, könnte man in Bonn und Umgebung oder in anderen Städten und Regionen noch so machen?

Alle Ant­wor­ten auf un­se­ren Fra­ge­bo­gen bzw. Artikel in der Reihe kön­nen un­ter dem Schlag­wort bon­ner­blog­ger hier auf der Web­site nach­ge­le­sen wer­den. Wir ha­ben uns vor­ge­nom­men, immer dienstags eine neue Folge die­ser Reihe zu ver­öf­fent­li­chen. Wenn Du also auch ein Bon­ner Blog­ger bist, dann wür­den wir uns freuen, von Dir zu hö­ren! Hier steht, wie Du mit­ma­chen kannst: http://bundesstadt.com/bonn/bonner-blogger-stellt-euch-vor/.

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