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Kurfürstenallee in Bad Godesberg (Foto: Dguendel, CC-BY [M])

Gestern veröffentlichten wir einen Diskussionsbeitrag von Felix Kopinski, Stadtverordneter der Sozialliberalen im Rat der Stadt Bonn. Er stellte einen Zusammenhang zwischen dem Vorschlag von OB Sridharan für ein neues Hallenbad auf der Rigal’schen Wiese in Bad Godesburg und der neuen Cyber-Hochschule her. Heute entgegnet Wolfgang Heedt, Ortsvorsitzender der FDP Bad Godesberg und dort auch Bezirksverordneter.

Herr Kopinski hat mit seinem Artikel über den Zusammenhang zwischen der Hochschulansiedlung in Bad Godesberg und dem Kurfürstenbad aus Unkenntnis der wahren Abläufe leider die falschen Schlüsse gezogen und stellt somit auch falsche Kausalitäten dar. Darum will ich hier einmal erzählen, wie die Hochschule nach Bad Godesberg kam. Als der Initiator der Idee war ich an allen Akquisitionsgesprächen beteiligt. Ich bin Ortsvorsitzender der FDP Bad Godesberg und Mitglied im Kreisvorstand meiner Partei.

Springen wir zurück in den Februar 2015. Welche Situation bot sich in Bad Godesberg? Wenn es nach der Stadtverwaltung gegangen wäre, wäre zu diesem Zeitpunkt die kurfürstliche Zeile längst verkauft gewesen und es ist Jürgen Endemann, meinem Vorgänger im Amt des Ortsvorsitzenden, zu verdanken, dass dies verhindert wurde. Nach wie vor war aber klar, dass sich die Verwaltung aus dem Gebäudeensemble zurückziehen und sich die Frage einer geeigneten und der Öffentlichkeit weiterhin zugänglichen Nachnutzung stellen würde. Bei einem Spaziergang im Redoutenpark erinnerte ich mich der historischen Begebenheit, wonach die Weltkarriere Beethovens mit der durch den letzten Bonner Kurfürsten Max Franz von Österreich vermittelten Begegnung mit Joseph Haydn begann. Die Begegnung fand in der Bad Godesberger Redoute statt, die ein Teil der kurfürstlichen Zeile ist und die von ebenjenem Kurfürsten Max Franz errichtet wurde, um im damaligen Örtchen Godesberg einen Kurbetrieb einzurichten. Der Einmarsch napoleonischer Truppen machte dieses Vorhaben kurz darauf jedoch zunichte. Was aber bleibt ist der Genius loci dieser historisch bedeutsamen Begegnung.

Zuerst war die Idee einer Musikhochschule

Aus der Begegnung Beethoven/Haydn und in Kombination mit der in der kurfürstlichen Zeile ansässigen Beethoven-Musikschule der Stadt Bonn kam dann die Idee, in dem Gebäudeensemble eine Dependance der Musikhochschule Köln anzusiedeln. Aachen und Wuppertal haben solche Dependancen, aber keinen Beethoven. Die Idee ist durch Mailverkehr dokumentiert. Wir haben dann innerhalb des Sommers die Idee weiterentwickelt, uns einen kleinen Prospekt zusammengestellt mit den aus unserer Sicht zur Disposition stehen Gebäuden für einen möglichen Campus. Dazu gehörten das aktuelle Rathaus, damals schon das Kurfürstenbad als Mensa oder Hörsaal, das Landesvermessungsamt, die Carl-Schurz-Realschule, das ehemalige CMA-Gebäude sowie ein Telekom-Gebäude an der Karl-Finkelnburg-Straße. Das Kurfürstenbad war damals schon in einem Zustand, der wenig Hoffnung auf Rettung machte, die Carl-Schurz-Realschule sollte aufgelöst werden und das CMA-Gebäude sowie das Telekom-Gebäude wären aus unserer Sicht als Studierendenwohnheime in Frage gekommen. Sie wurden später zu Flüchtlingsunterkünften. Sollten sie jedoch in dieser Funktion nicht mehr benötigt werden, dann wäre die ursprünglich angedachte Nutzung wieder eine Option.

Wir, also die FDP Bad Godesberg, haben die Oberbürgermeisterwahl des Jahres 2015 abgewartet, dann im November 2015 dem frisch gewählten OB unsere Absicht in einem Schreiben mitgeteilt und im Dezember mit unserer Werbekampagne für eine akademische Nachnutzung in der kurfürstlichen Zeile losgelegt. Normalerweise wäre das eine Aufgabe für die Wirtschaftsförderung gewesen, aber wir waren überzeugt, durch eine einmalige Bündelung von Kompetenzen in unserem Ortsvorstand das fokussiert und besser bewältigen zu können. Ulli Hauschild, mein direkter Vorgänger im Amt des Ortsvorsitzenden, war in der Stadtgesellschaft extrem gut vernetzt, der später zu uns gestoßene Hermann Kögler war und ist als Aufsichtsratsvorsitzender der Cognos AG, einem privaten Hochschulbetreiber, vom Fach und ich habe zwanzig Jahre Berufserfahrung im internationalen Business Development beigesteuert. Wir wurden unterstützt vom gesamte Ortsvorstand sowie von Werner Hümmrich, Dr. Joachim Stamp und Alexander Graf Lambsdorff, die wir von Anfang an in unsere Pläne eingeweiht hatten. 

Die Hochschule als Teil des Cyber-Clusters Bonn

Im Dezember 2015 haben wir dann ein erstes dreistündiges Gespräch mit dem Präsidenten der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg (H-BRS) geführt. Bis Ende Februar 2016 kamen weitere sieben intensive Gespräche mit Persönlichkeiten hinzu, die wir als Unterstützer für die Musikhochschule gewinnen konnten. Im März 2016 wurden wir ins Stadthaus zu einer Unterredung gebeten, bei der uns offensichtlich auf den Zahn gefühlt werden sollte. Im Juni 2016 gab es dann ein Gespräch mit dem damaligen Kulturdezernenten Schumacher, der „not amused“ war, weil er eine ähnliche Idee für das Umfeld der Beethovenhalle verfolgte. Weil uns weiterhin an einer akademischen Nutzung in der kurfürstlichen Zeile gelegen war, wir aber auch kein Interesse hatten, uns in Scharmützeln mit der Verwaltung aufzureiben, haben wir dann die Idee mit der Musikhochschule fallen gelassen und nur noch für eine wie auch immer geartete akademische Nutzung geworben. Es folgten 2016 weitere elf Gespräche, in Folge derer sich dann so langsam der Schwerpunkt Cyber-Sicherheit herauskristallisierte. Parallel war die Wirtschaftsförderung der Stadt in einem völlig separaten Strang dabei, mit den ortsansässigen Dax-Unternehmen, Instituten und Forschungseinrichtungen ein Cyber-Cluster Bonn zu entwickeln. Ende 2016 gelang es uns dann, auf dem Landesparteitag der FDP in Neuss, Professor Pinkwart von unserer Idee zu überzeugen und als Unterstützer zu gewinnen.

Ebenfalls parallel spitzte sich die Diskussion um das Kurfürstenbad immer weiter zu, die dann im April 2017 per Bürgerentscheid zu dessen definitiver Schließung führte – aber wohlgemerkt nicht auf Initiative der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, sondern auf Grund einer Kampagne aus der Bürgerschaft. Die Hochschule hatte zu diesem Zeitpunkt ja keine finanziellen Mittel, irgendwelche Standortentscheidungen zu treffen. Unsererseits wurden weitere fünf intensive Gespräche geführt, darunter ein zweistündiger Termin mit dem Präsidenten der Hochschule und seiner damaligen Kanzlerin. Ab da begannen sich für uns abzuzeichnen, dass die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ein verstärktes Interesse am Standort Bad Godesberg haben würde, aber das Ganze stand immer noch unter Finanzierungsvorbehalt. Mit der Landtagswahl saßen dann unerwartet, aber erfreulich, mit Dr. Stamp und Professor Pinkwart zwei Repräsentanten unserer Idee am Kabinettstisch der neuen Landesregierung.

Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Kurfürstenbad und Cyber-Hochschule

Im Frühjahr 2018 gab es dann beim Oberbürgermeister eine Gesprächsrunde, von der wir wissen, dass dort die Stellung des Förderantrags zusammen mit der Hochschule Niederrhein verabredet wurde. Bis jetzt hat die H-BRS ihren Flächenbedarf noch nicht konkretisiert. Da die Initiative zum Bürgerentscheid über das Kurfürstenbad aus der Bürgerschaft kam, ist auch nur der kleinste Hauch einer Vermutung, die Hochschule oder irgendwer aus der Politik habe die Schließung des Kurfürstenbads zur Vorbereitung einer Hochschulansiedlung hintertrieben, falsch und bar jeder Grundlage.

Eine erfolgreiche Nachnutzung eines vergleichbaren Bades ist hierzu sehen:

Bei einer solchen oder ähnlichen Form der Nachnutzung könnte auch das Wandmosaik von Paul Magar problemlos an Ort und Stelle bleiben.

Wolfgang Heedt ist Ortsvorsitzender der FDP Bad Godesberg und Bezirksverordneter.

3 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Heedt,

    Ihrer Immensen Selbstbeweihräucherung zum Trotz:
    Sie waren bei der Fraktionsvorsitzendenbesprechung Anfang DIESEN Jahres nicht dabei.
    Dort wurden die Fraktionsvorsitzenden von GANZ Bonn über die Absichten der FH unterrichtet
    und gefragt, ob diese Fraktionsvorsitzenden für einen „Letter of Intent“ an die FH ein GO erteilen würden.
    Sie waren nicht dabei, denn Sie sind kein Fraktionsvorsitzender im Rat, sondern sitzen in der
    Bezirksvertretung von Bad Godesberg. Derartige Entscheidungen werden vom Rat getroffen,
    nicht von Ihnen oder der BV. Und schon gar nicht, werden solche Entscheidungen von der FDP,
    auch nicht vom FDP-Landesverband, gefällt.

    Außerdem: Ich habe auch nirgendwo behauptet, man habe das Kurfürstenbad wegen der Hochschule schließen wollen. Also suggerieren sie solche Behauptungen auch bitte nicht.

    Viele Grüße,
    Felix Kopinski, Fraktionsvorsitzender der Sozialliberalen im Rat der Stadt Bonn.

  2. Sehr geehrter Herr Kopinski, es steht in meinem Beitrag ja drin, dass ich Bezirksverordneter bin. Und als solcher nehme ich an den Sitzungen unserer Ratsfraktion teil, bin also bestens informiert. Die Entscheidung für die Hochschule wurde durch perfektes Teamplay innerhalb der FDP vom Ortsverband über den Kreisverband bis zur Landesministerebene möglich gemacht. Natürlich haben wir bei unseren Bemühungen nicht vergessen, zu gegebener Zeit die Koalition und die gro0en Fraktionen mitzunehmen. Sollten Sie dem Letter of Intent auch zugestimmt haben, dann freut uns das natürlich, weil es eine Jahrhundertchance für Bad Godesberg und den akademischen Standort Bonn ist.

  3. Sehr geehrter Herr Heedt,
    dies will ich gar nicht bestreiten. Aber Ihr Text geht fast vollständig an meinem Beitrag vorbei. Akquise war überhaupt nicht das Thema meines Beitrages. Ich hatte über das Problem geschrieben, eine große Bürgerbeteiligung zur gesamten Bäderlandschaft in Bonn zu starten und dann, aus Zeitdruck, mit einem Vorschlag zum Badneubau auf der Rigalschen Wiese vorzupreschen. Hier zeichnet sich nämlich ein Widerspruch ab.

    Aber ihr überspezifisches Dementi eines Vorwurfes, den ich nie vormuliert hatte, ist natürlich sehr interessant.

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