Zu den wenigen Spielfilmen, die in Bonn gedreht wurden, gehört auch Rainer Werner Fassbinders Angst vor der Angst (1975). Das Psychodrama, in dem Margot, eine junge Frau, unter Angstzuständen leidet und bei ihren Mitmenschen auf Unverständnis trifft, war einer von mehreren Filmen, die Fassbinder für den Westdeutschen Rundfunkt in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Peter Märthesheimer drehte.
Das bürgerliche Bonn scheint für Fassbinders Drama ein idealer Drehort zu sein, wobei von der Stadt selbst äußerst wenig zu sehen ist. Die meisten Szenen spielen im Haus, in dem Margot zusammen mit ihrem Mann Kurt, ihren zwei kleinen Kindern, ihrer Schwiegermutter und ihrer Schwägerin sowie deren Mann wohnt. Die Welt von Margot, die nach der Geburt ihres zweiten Kindes in eine tiefe Depression fällt, ist klein, die Inszenierung deshalb beinahe kammerspielartig. Außenszenen gibt es nur wenige und Hinweise auf Drehlokalitäten sind spärlich gesät. Dass überhaupt in Bonn gedreht wurde, ist für den Außenstehenden, also für jemanden, der die Stadt nicht kennt, kaum auszumachen. Ein kleines Indiz gibt ein Schild auf einem Wagen (alle Bilder siehe Fotogalerie).
Margot, die ihre Ängste nicht artikulieren kann, wir zunächst valium- und dann alkoholabhängig. Der Apotheker um die Ecke (Dr. Merck), bei dem Sie Hilfe sucht, nutzt ihre Situation schamlos aus und ist nur an einem Verhältnis mit der schönen jungen Frau interessiert. Die Apotheke von Dr. Merck ist aber ein wichtiger Hinweis auf den Drehort Bonn. In einer sehr kurzen Einstellung kann man den Namen der Apotheke ausmachen. Eine Kurfürstenapotheke gibt es in Bonn nicht mehr, aber nach wie vor eine Kurfürstenstraße in der Südstadt. Ein Blick mit Street View verrät, dass es sich bei der Kurfürstenapotheke vermutlich um die Adresse Kurfürstenstraße 40 handelt.
Etwas Halt gibt Margot ihre Tochter Bibi. Der Kindergarten St. Theresia befindet sich nur wenige Gehminuten von der Wohnung entfernt. Als Margot eines Tages Bibi vom Kindergarten abholt, begegnet sie dem eher unheimlichen Herrn Bauer. Der mysteriöse Nachbar ist einer der wenigen Menschen, der versucht, Kontakt mit Margot aufzunehmen, doch Margot weist ihn ab. Die Kurfürstenstraße, in der Margot Herrn Bauer des Öfteren begegnet, ist noch mehrmals im Film zu sehen. Doch scheint sich dort heute kein Kindergarten mehr zu befinden.
Ablenkung bietet Margot das frühmorgendliche Schwimmen. Eines Morgens trifft sie im Schwimmbad auf ihren Schwager Karli, der zwar zu ihr steht, ihr aber auch sagt, ihr exzessives Schwimmtraining sei nicht »normal«. Um welches Bonner Schwimmbad es sich handelt, ist anhand der Bilder schwer festzustellen – vielleicht weiß jemand, um welches der Bonner Bäder es sich hier handelt? Weitere Hinweise auf den Drehort sind eine Kirche sowie eine Autofahrt, in deren Hintergrund eine Allee zu sehen ist. Dabei könnte es sich um die Poppelsdorfer Allee handeln.
Nach einem Suizidversuch, wobei fraglich bleibt, ob es sich nicht vielmehr um einen Hilfeschrei handelt, wird Margot von einem Psychologen Schizophrenie attestiert. Erst in einer psychiatrischen Anstalt hoch über dem Rhein (wer kann Hinweise auf die Klinik geben?) wird eine tiefe Depression bei Margot festgestellt. Nach nur wenigen Wochen kann Margot wieder nach Hause, als Therapie wird ihr Arbeit verschrieben. Margot scheint vorerst gefestigt, die Kunde, dass ihr ebenfalls depressiver Nachbar, Herr Bauer, Suizid begangen hat, nimmt sie äußerlich regungslos hin, doch ihre Angstzustände sind geblieben, und werden sie vermutlich ihr Leben lang begleiten.
Wer kann anhand der Bilder in der Fotogalerie Hinweise auf die einzelnen Drehtorte geben?
Gute Arbeit!
Die Bäume in der Kurfürstenstraße wurden leider vor über 15 Jahren gefällt.