Die Kommunalwahlen in Bonn haben ein klares Votum ergeben, doch die politische Zukunft der Stadt bleibt spannend offen. Die Christdemokraten um Oberbürgermeisterkandidat Guido Déus feiern sich als Wahlsieger, während die amtierende Oberbürgermeisterin Katja Dörner von den Grünen trotz Stimmgewinnen in die Stichwahl muss. Die Zusammensetzung des neuen Stadtrats verspricht zudem komplexe Koalitionsverhandlungen.

Bei der Oberbürgermeisterwahl setzte sich Guido Déus (CDU, unser Interview mit ihm hier) im ersten Wahlgang mit etwa 39 Prozent der Stimmen durch. Die amtierende Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne, unser Interview mit ihr hier) folgt mit rund 33 Prozent auf dem zweiten Platz. Damit kommt es am 28. September zur Stichwahl zwischen den beiden Kontrahenten. In trockenen Tüchern ist dabei noch gar nichts. 2020 ging Dörner ebenfalls vom zweiten Platz in die Stichwahl und hatte damals sogar mehr als fünf Prozentpunkte weniger im ersten Wahlgang sammeln können.
Stadtrat: Fragmentierte Verhältnisse erschweren Regierungsbildung
Im Bonner Stadtrat zeichnet sich ein komplexes Bild ab. Die CDU wurde mit rund 32 Prozent der Stimmen stärkste Kraft und verbuchte im Vergleich zu 2020 ein Plus von etwa sechs Prozentpunkten. Die Grünen büßten leicht ein und kamen auf 26,3 Prozent (2020: 27,9 Prozent). SPD und FDP mussten herbe Verluste hinnehmen. Die Sozialdemokraten fielen auf 11,8 Prozent (2020: 15,6 Prozent), die FDP rutschte gar unter 3 Prozent.
Die bisherige Koalition aus Grünen, SPD, Linken und Volt verliert ihre Mehrheit und kommt nur noch auf 33 der 66 Sitze. Alternative Bündnisse sind jedoch ebenfalls nicht einfach zu finden: Eine „bürgerliche Koalition“ aus CDU, BBB und FDP erreicht rechnerisch keine Mehrheit. Auch eine „große Koalition“ aus CDU und SPD käme nur auf 29 Sitze.


AfD verdoppelt Ergebnis, bleibt aber schwach
Die AfD konnte ihr Wahlergebnis von 3,2 Prozent im Jahr 2020 auf 6,0 Prozent steigern und ist damit mit vier Sitzen im Stadtrat vertreten. Trotz dieser Verdopplung ihres Stimmenanteils bleibt ihr politischer Einfluss in der Bonner Kommunalpolitik begrenzt.
Die Wahlbeteiligung stieg deutlich auf 64,9 Prozent an (2020: 57,1 Prozent). Dies führte in einigen Stadtteilen wie Bonn-Kessenich zu Engpässen bei den Stimmzetteln. Die Stadt ließ nachdrucken, sodass alle Wahlberechtigten ihre Stimme abgeben konnten.
Ausblick: Spannende zwei Wochen bis zur Stichwahl
Die kommenden zwei Wochen bis zur Stichwahl am 28. September versprechen spannend zu werden. Beide Kandidat*innen werden versuchen, Stimmen von ausgeschiedenen OB-Anwärter*innen für sich zu gewinnen. Gleichzeitig beginnen bereits die Sondierungsgespräche für die künftigen Mehrheiten im Stadtrat. Besonders beobachtet wird, ob sich eine Koalition zwischen CDU und Grünen finden könnte, die über eine Mehrheit verfügen würde, aber in verkehrspolitischen Fragen stark unterschiedliche Positionen vertreten.
Eins steht fest: Der oder die künftige Oberbürgermeister*in wird weniger durchregieren können als in der vergangenen Legislaturperiode. Die fragmentierten Verhältnisse im Rat erfordern Kompromissbereitschaft und Gesprächsfähigkeit, unabhängig davon, wer die Stichwahl gewinnt.
Weitere Details zu den Ergebnissen in den einzelnen Stadtbezirken und Wahllokalen finden gibt es auf der offiziellen Wahlseite der Stadt Bonn: Wahlergebnisse Bonn 2025
Alle Daten und Screenshots: wahlen.bonn.de, Stand 15.09.2025, 12:00 Uhr
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