Der Hauptbahnhof zu Bonn ist alt, wie die meisten Bahnhöfe, darum ist er nicht mehr ganz dicht. So standen dort kürzlich Bonner Bürger auf dem Bahnsteig und warteten – in Bahnhöfen nicht unüblich – auf ihren Zug. Währenddessen fiel Regen auf die historische Bahnhofshalle. Also begab es sich, dass die Fluten undichte Stellen im alten Hallendach fanden und sich alsbald auf die Wartenden ergossen.
Frage: Was würden Sie in dieser Situation tun? Hier einige Vorschläge: Einen Meter zur Seite gehen. Den Regenschirm aufspannen. „I’m singing in the rain“ singen oder „It’s raining men, halleluja“. Das beliebte Schnellrestaurant an Gleis 1 aufsuchen. Eine Ode an das Wasser komponieren. Empört einen Leserbrief an den General-Anzeiger vorformulieren. Oder nass werden und den Bundestagsabgeordneten einschalten. Für letztere Möglichkeit entschieden sich die oben erwähnten Bonner Bürger.
Der Bundestagsabgeordnete zeigte sich verärgert. Zunächst wohl, weil er wegen so etwas behelligt wurde. Dann fiel ihm jedoch ein, dass er gerne wiedergewählt werden möchte, und so wandte er sich an die Bahn und erfuhr, dass die marode Überdachung ob erheblicher Korrosionsschäden erst im kommenden Jahr erneuert wird. Folgerichtig empörte er sich öffentlich, so wird ihm der Satz „Jetzt rächt sich, dass die Sanierungsarbeiten durch die Bahn so lange herausgezögert wurden“ zugeschrieben. Müsste es nicht korrekterweise ‚hinausgezögert‘ heißen? Egal – meine Stimme hat er damit bei der nächsten Wahl ziemlich sicher, hin oder her.
Hoffen wir also für die Bonner Bahnreisenden und Obdachlosenzeitungsanbieter, dass die Instandsetzungsarbeiten der Halle im kommenden Jahr ohne Baulärm beziehungsweise überhaupt irgendeine Geräuschentwicklung von statten gehen. Dem Vernehmen nach haben sich zwei Anwohner der Colmantstraße schon die Telefonnummer des Ordnungsamtes zurecht gelegt. Rein vorsorglich, versteht sich.
Foto: Carsten Kubicki
RT @bundesstadt: Der Hauptbahnhof zu Bonn ist alt, wie die meisten Bahnhöfe, darum ist er nicht mehr ganz dicht. http://t.co/4AHTlU9I6y
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Ach, als Bonner gewöhnt man sich dran oder geht mal kurz in den Mces wenn es ganz schlimm ist. Ich glaube am Bahnhof tut sich erst was wenn die Südüberbauung beginnt. Dann merken sie, dass der Bahnhof ganz schön abgewrackt aussieht neben so nem schnieken Neubau ;)
Pah, der in Duisburg ist auch nicht mehr ganz dicht – mit aufgespanntem Regenschirm über die Bahnsteige zu laufen – die bedacht sind! – ist auch nicht unbedingt spaßig. Dafür ist die Vorhalle aber total komplett neu wegen – wegen – irgendwas mit Ruhr2010…
Nichts gegen Duisburg, aber dieser Hauptbahnhof führt meine Hitliste der abgewracktesten Bahnhöfe Deutschlands seit Jahren an.
Früher war nur Solingen schlimmer…
Vorsicht!
In der Colmantstraße wohnen keine solchen Querulanten. Und wenn, wären sie durch das neue Hotel auch gut vor Bahnhofsdachlärm geschützt!
Die Dachsanierung soll übrigens knapp zwei Jahre dauern.
Wahrscheinlich ist es bald schneller und günstiger, den Bahnhof einfach komplett abzureißen und neu zu bauen.
[…] Nicht ganz dicht (Bundesstadt.com) Carsten Kubicki beschreibt so schön ein nerviges Problem, das jeder Bonner Bahnfahrer kennt und irgendwie symptomatisch für die Bundesstadt steht. Wie so viele andere Menschen war mein erster Eindruck von Bonn der Hauptbahnhof. Und wie soll ich sagen? – ich habe schon bessere Ersteindrücke gehabt. Das Dachproblem lernte ich dagegen erst kennen, als ich nach Bonn gezogen war. Es hat meine innere Integration in die Stadt nicht befördert. […]
[…] Nicht ganz dicht (Bundesstadt.com) Carsten Kubicki beschreibt so schön ein nerviges Problem, das jeder Bonner Bahnfahrer kennt und irgendwie symptomatisch für die Bundesstadt steht. Wie so viele andere Menschen war mein erster Eindruck von Bonn der Hauptbahnhof. Und wie soll ich sagen? – ich habe schon bessere Ersteindrücke gehabt. Das Dachproblem lernte ich dagegen erst kennen, als ich nach Bonn gezogen war. Es hat meine innere Integration in die Stadt nicht befördert. […]