Bonn – Tausende Parkplätze für Politiker, Flut an Soforthilfe-Anträgen, Godesberger bemäkelt schlechten ÖPNV: Bonn vor 70 Jahren in unserer Zeitungszeitreise, am 29. August 1949.
1000 neue Parkplätze rund ums Bundeshaus
Bonn bereitet sich auf den Politikerverkehr vor. 1000 Parkplätze gibt es am Bundeshaus, unter anderem Stadion in Gronau und Rheinufer. Die Reuterbrücken-Auffahrt wurde verbreitert. Ihr Zubringer ist die Görresstraße, von der heute in Gronau nichts mehr zu finden ist. Sie ist in der Dahlmannstraße und im Platz der Vereinten Nationen aufgegangen. Die Verkehrsführung wurde neu geregelt, um den Verkehr agut anbzuleiten. Eine Tankstelle gibt es auch dort.
Stadt hat zu wenig Formulare für Soforthilfe-Anträge vorbereitet
Unter einer Flut an Soforthilfe-Anträgen ist das Amt in Bonn untergegangen. Grund, so Amtsmann Göriz, sei ein Missverständnis gewesen. Die Stadt habe die Ansicht verbreitet, man rechne mit 20 000 Anträgen. Doch in Wahrheit waren nur 2000 Formulare vorbereitet worden worden.
Zudem seien die Erwartungen in der Bevölkerung überschätzt. Der General-Anzeiger schreibt dazu: „Ganze Behördenämter schickten Beauftragte, die für jeden dort Beschäftigen einen Antrag abholen sollten. Ein Flüchtling, der 500 DM im Monat verdient, verlangt ebenfalls Berücksichtigung bei der Soforthilfe. Es wurde beim Soforthilfeamt angerufen, ob ein Flüchtlingsmädchen ‚den Schein abholen könne, auf den man 100 DM erhielte…‚“
Der Zeitung stellt fest: Soforthilfe erhalten nur Männer über 65 und alleinstehende Frauen über 60 Jahren, zu 50 Prozent Erwerbsbeschränkte und Frauen mit drei indern unter 15, im Einzelfall 18 Jahren, wenn sie zur Geschädigtengruppe gehören: FLüchtlinge, Kriegssach- und Währungsgeschädigte sowie Geschädgigte durch das NS-Regime, sofern sie Hilfe bedürfen.
Teurer, schlechter Nahverkehr aus Godesberg
Ein Godesberger beschwert sich im Brief über den aktuellen öffentlichen Nahverkehr. „Nicht angenehmes Umsteigen, 0,10DM Zusatz dafür, also keine Patentlösung. Ließe sich nicht bald eine Fahrgelegenheit Bad Godesberg – Koblenzer Tor – Stadtzentrum ermöglichen?“ Zudem gäbe es viele Godesberger, die zwischen Friesdorf und Dottendorf wohnen, eine Verkehrslücke.
Ein Grund ist auch das Setzen auf das Auto „So lange Bonns Stadtverkehr im Zeichen der Straßenbahn stand, lag die Verlängerung der Stadtbahnlinie 1 gewissermaßen in der Luft. Damit ist’s vorbei. Müssen wir nun warten, bis sich eines Tages ein Autobusdienst unserer vielleicht doch noch erbarmt?„
Wikipedia schreibt dazu: Am 28. August 1949 wurde der Abschnitt zwischen Koblenzer Straße und Gronau auf Omnibusbetrieb umgestellt. Den Mitgliedern der Bundesregierung war daran gelegen, dass sie sich mit ihren Wagen ungehindert im Regierungsviertel bewegen konnten, ohne auf die Straßenbahn Rücksicht nehmen zu müssen.
Oh du Autostadt Bonn. Letztlich wurde erst rund 20 Jahre später, mit dem Bau der Stadtbahn, Bonn und Godesberg verkehrstechnisch wieder eng miteinander verbunden.
Erster Wallfahrtstag in Pützchen
In der Notkirche wurde mit feierlicher Brunnenweihe und Festhochamt die Wallfahrtsoktav gefeiert.
Verzällche
- Ein betrunkener Mann fällt auf einem Trümmergrundstück in der Martinstraße 12 rund 7 Meter in einen Keller und wurde um 1.30 Uhr nachts ins Krankenhaus gebracht. Er hatte gemeinsam mit einer Frau das Grundstück betreten…
- Ein angeblicher Handelsvertreter der Firma Krause gab vor, im Regierungsauftrag zu handeln. Er bestellte mehrere tausend Leichtbauplatten. Die erste Lieferung nahm er mit, bezahlte aber nicht. Die Platten verkaufte er günstig zu Fabrikpreis an Privat.
- Zwei Frauen klauen im Schuhgeschäft ein Paar Schuhe
- Diebstähle aus Autos nehmen zu.
- Wohungen in Bad Godesberg für Ostvertriebene wurden fertiggestellt.
[…] 29. August 1949 […]