Kaum wurde der rheinische Karneval zum Weltkulturerbe erklärt, schon macht ausgerechnet die Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin deutlich, dass es sich hierbei um eine ernste Angelegenheit handelt. So teilte sie ihren Bonner Mitarbeitern mit, der Rosenmontag sei ab sofort kein per se arbeitsfreier Tag mehr. Wie nicht anders zu erwarten, folgte dieser Weisung eine Empörungswelle der Betroffenen, auch andere Bonner Bundesbehörden schauen bereits mit aschermittwöchlich-sorgenvoller Miene in Richtung Bundesinnenminister, könnten sie doch ebenfalls in den Strudel hauptstädtisch-neidischen Unfrohsinns hineingezogen werden.
Ein Sprecher der ‚Arbeitsgemeinschaft der Personalräte der obersten Bundesbehörden‘ betonte gegenüber dem General-Anzeiger, beim Feiern lerne sich die Belegschaft auch anders kennen: „Manches geht nachher einfacher.“ Wir wollen aus Gründen des Anstandes nicht hinterfragen, was genau er damit meint.
„Diese Entwicklung ist bedenklich und könnte einen Stein ins Rollen bringen. Rosenmontag ist im Rheinland ein Feiertag, wenn auch kein gesetzlicher“, so zitiert die Zeitung Festausschusspräsidentin Marlies Stockhorst. Der Untergang des Rheinlandes steht unmittelbar bevor.
Mitarbeiter von Post, Telekom und Postbank, ebenfalls ehemalige Bundesbehörden, sowie weiterer Bonner Unternehmen begegnen dem amtlichen Aufschrei indes mit einem Schulterzucken, zumal dort schon vor Jahren die Arbeitsbefreiung nicht nur an Rosenmontag, sondern auch Heiligabend und Silvester aufgehoben worden ist. Oder um es mit dem Rheinländer zu sagen: Wat wells de maache?
Als Entschuldigung für vorstehende Zeilen sei angemerkt: Ihr Verfasser wuchs in Ostwestfalen auf, arbeitet bei einem großen Bonner Konzern und hat auch sonst mit Karneval nicht viel am Hut.
(Foto: Carsten Kubicki)