Bewerbungsschluss für Startups und innovative Ideen: 30.05.2016

Wir suchen Kontakte, die uns zu Geldgebern führen oder eben direkt Geldgeber.

Was sie bei „Best of Startups der Region“ wollen? „Wir suchen Kontakte, die uns zu Geldgebern führen oder eben direkt Geldgeber.“ Der Bonner Maxim Loick, auch bekannt vom „Coder Dojo Bonn“, das Kinder ans Programmieren heranführt und von der SPD-Netzpolitik-Initiative D64, hat zusammen mit zwei anderen im vergangenen Dezember das Startup „trackle“ gegründet. Frauen tragen über Nacht einen Sensor in der Vagina, diese Daten werden mit weiteren kombiniert, die die Frau selbst einträgt. Über eine Smartphone-App wird das alles zu einer Melange, mit der sich sehr genau die fruchtbaren Tage feststellen lassen.

„Bisher haben wir alles aus unserem Ersparten bezahlt“, erzählt Loick. Trackle sei völlig unabhängig von den hiesigen Institutionen wie zum Beispiel der Uni gegründet. Dass die Firma in Bonn sitze, liegt schlichtweg daran, dass er und seine Mitgründer in Bonn und Köln ihren Lebensmittelpunkt haben, die Kinder gehen hier zur Schule. Seinen Mitgründer Stephan Noller hat Loick über Twitter kennengelernt. Kontakte zu anderen Gründern pflegen die beiden und Mitgründerin Katrin Reuter über den Startplatz in Köln. Für den Standort Bonn spricht, so Loick: „Der Flughafen und die gute Bahnanbindung nach Berlin und Köln und die Nähe zu Aachen, wo unsere Ingenieure sitzen.“

In Bonn könnte mehr gehen.

Das ist die einhellige Meinung beim Startup-Treffen im Café Blau. Regelmäßig treffen sich so Gründer, zusammengebracht über das Internet, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Ein zwischen China, USA und Dubai operierender Import-Export-Unternehmer ist dabei, ein Superkreativer, der mal ein Jackenschloss gepitcht hat, mit zwei Startups gescheitert ist und heute in Bad Godesberg mit AirBNB sein Geld verdient und einer, der nach eigenen Angaben fünfstellig verdient und für die amerikanischen Serviceorientierung, ja den ganzen Way of Life in höchsten Tönen schwärmt. Es wird Bier, Tee und Kaffee getrunken und ein wenig wie beim Speed Dating erzählen sich die Gründer, die meisten von ihnen Mitte 20 bis 40, von ihren Projekten. Alle arbeiten irgendwie mit dem Internet und sind von ihm begeistert. Neue Services sind Thema, Uber und die deutsche Autoindustrie und Amazon. Für die kulturpessimistischen deutschen Debatten um Internetsucht hat keiner Verständnis.

Auch im Café Blau wird häufig der Startplatz in Köln genannt – vom Gründerzentrum an der B9 hingegen haben die meisten erst erfahren, nachdem sie schon gegründet hatten, großes Interesse wird ihm nicht entgegen gebracht. Gewünscht ist ein Gründerzentrum in der Innenstadt. „Ich habe mal nachgefragt, wie es um das Viktoriakarree steht, doch die Stadt konnte mir da keine Hoffnung machen“, berichtet Dr. Barbara Krausz von pixolus. Ihr Geschäftsmodell: Abscannen anstatt Abschreiben. „Wir haben erst mal mit der Energiewirtschaft angefangen – mit Stromzählern. Die sind auf der ganzen Welt irgendwie ähnlich, aber eben nicht gleich“, erzählt Krausz. Deswegen bildet sich die Software selbst fort, mithilfe von Machine Learning wird die Funktion von pixolus permanent verbessert. Dem Ableser wird die Arbeit vereinfacht, wenn er die pixolus-App nutzt anstatt Stift und Papier. „Es gab tatsächlich Leute, die sich Sorgen darum machen, dass wir mit unserer App Ableser arbeitslos machen. Doch die sind überglücklich, dass sie nicht mehr jede Ziffer einzeln abschreiben müssen.“

Die pixolus-Gründer kommen allesamt aus dem Bereich Bilderkennung. Die Firma sitzt in Köln, Krausz wohnt in Bonn. Sie ist Informatikerin, ausgebildet an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, die den Startup-Wettbewerb maßgeblich mit ausrichtet, unter anderem kommt von hier das Design der Webseite bestofstartups.de und auch der Wettbewerb selbst wird in den Räumlichkeiten der Hochschule stattfinden, nämlich in Rheinbach. Anders als die Universität Bonn, für die Gründer beim Startup-Treffen eher verhaltene Worte übrig haben, wird die praxisorientierte Hochschule in Sankt Augustin und Rheinbach in höchsten Tönen gelobt. Man muss nur wenige Worte mit dem Hochschulpräsidenten Professor Hartmut Ihne wechseln, um zu verstehen, was den Spirit ausmacht: von hier aus wird in die Gesellschaft hinein gewirkt, anstatt im Elfenbeinturm zu erstarren. Mehr als 100 Startups sind aus der Hochschule hervorgegangen, so Ihne, internationale Projekte verbinden das Know-How aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis mit der ganzen Welt. Aus dem Supermarktregal bekannt ist der Smoothie True Fruits, eine Erfolgsgeschichte, die an der Hochschule begann.

Inzwischen hat auch die lokale Politik erkannt, dass Bonn nach seiner großen Geschichte als Hauptstadt der alten Bundesrepublik ein neues Profil und neue wirtschaftliche Dynamik benötigt. Im Zuge des Vorhabens „Digitales Bonn“ wurden zwei Gremien gegründet, das „Innovation Board“ mit Fachleuten und das „Advisory Board“, in dem sich Führungskräfte vernetzen. „Wir erwarten, dass im Herbst Projektideen für die Stadt Bonn vorliegen werden, die kurz-, mittel- und langfristig umsetzbar sind“, sagte Oberbürgermeister Ashok Sridharan am 4. März beim ersten Treffen des Advisory Boards im Alten Rathaus. Beide Gremien des Projekts verfolgen das Ziel, den Bekanntheitsgrad der Bundesstadt Bonn als digitaler Wirtschaftsstandort zu steigern. Die Stadt sieht sich dabei auf dem richtigen Weg, da aus der Tatsache, dass man lokale Unternehmen mit Politik und Verwaltung zusammenbringe, eine „generische Strategie“ resultieren werde.

Wir in Bonn sind top im Bereich Geo, doch keiner weiß es.

„Wir in Bonn sind top im Bereich Geo, doch keiner weiß es“, erzählt Klaus Benndorf, der selbst als Unternehmer mit der am Kreuzberg ansässigen Firma „Cloudgis“ in diesem Bereich tätig ist. Man müsse die Unternehmen besser vernetzen, es müsse mehr Treffen mit der Stadt geben, damit man auch mit solchen in der Öffentlichkeit bislang nicht so bekannten Stärken der Stadt arbeiten könne. Durch die Stadt organisierte Treffen wünscht sich auch Leo Mühring. Gründer von AIDEN, einer Firma, die Flüchtlinge und allen anderen kurzfristig, das bedeutet im Normalfall innerhalb einer Viertel- bis halben Stunde über einen „Lokal-Radar“ standortnah in Arbeit vermittelt – natürlich zum Mindestlohn. „Für drei Euro die Stunde darf bei uns niemand arbeiten. Wer für so wenig arbeitet, macht es, ist aber dabei nicht zufrieden – das schlägt am Ende doch auf die Qualität.“ Beim Startup-Treffen im „Blau“ unterstreicht Mühring, dass es einen Unterschied mache, ob es die Stadt sei, die zur Vernetzung einlade oder irgendwer. Im ersten Falle kämen alle, auch die Riesen Post und Telekom, im zweiten lande die Einladung oftmals im Papierkorb. Auf Nachfrage konstatiert er, dass auch die großen Konzerne ein Interesse an einer lebendigen Startup-Kultur in Bonn hätten, in der Vergangenheit sei stets jemand von denen gekommen, als Konkurrenz würden die die jungen dynamischen Unternehmen ganz gewiss nicht sehen, sondern als Bereicherung.


Noch bis zum 30. Mai können sich Startups aus Bonn und Rhein-Sieg beim Wettbewerb „Best of Startups der Region“ anmelden. Prämiert werden Firmen und innovative Ideen. „Best of Startups der Region“ findet am 20. Juni 2016 in der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg, Campus Rheinbach statt.

Anmeldung für Bewerber (Startups/Innovative Ideen) Anmeldung als Besucher Flyer (pdf)

Nach erfolgreichen Ideenbörsen und Ideenmärkten für die Kreativwirtschaft richten die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg und podium49 mit „Best of Startups der Region“ gemeinsam mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und weiteren Partnern den Fokus auf bereits gegründete, bis zu vier Jahren bestehende, innovative Unternehmen. Sie präsentieren neue Geschäftskonzepte, Verfahrensweisen, Produkte oder Technologien aus Bereichen wie Mobilität, Energie, Umwelt oder Digitalisierung. In der Ausstellung werden zudem innovative Geschäftsideen präsentiert.

[Anzeige] Der Artikel wurde mit freundlicher Unterstützung von podium49 geschrieben.

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