Auch im Jahr 2018 gab es in der Bundesstadt ein Wiedersehen mit dem mittlerweile doch recht bekannten Format TEDx. Am vergangenen Samstag Abend präsentierten die Veranstalter unter dem Titel „Smart Cities? Good People! Good Climate!“ die diesjährige TEDxBonn in der Telekom Design Gallery. Fünf Sprecherinnen und Sprecher aus ganz unterschiedlichen Bereichen teilten dabei ihre inspirierenden Gedanken und Ideen zur Zukunft mit den anwesenden Zuschauerinnen und Zuschauern.
Die fünf Hauptdarsteller/innen des Abends hätten dabei auf den ersten Blick thematisch kaum weiter auseinanderliegen können. Das allein machte jedoch einen guten Teil des Reizes dieser kurzweiligen Veranstaltung aus, durch die uns die Moderatorin und Journalistin Nora Abu-Oun führte.
Zum Einstieg entführte Alanus von Radecki, Wissenschaftler am Fraunhofer IAO und Leiter des Innovationsnetzwerks Morgenstadt, das Publikum zumindest geistig in die Stadt der Zukunft. Auf sehr deutliche Weise zeigte er in seinem Talk vor allem auf, dass smarte Einzellösungen allein nicht schon per se zu smarten Städten führen werden. Vielmehr seien es die Systemlösungen, eine ganzheitliche Stadtentwicklung und die Vernetzung von Lösungen und Gemeinden, die eine nachhaltige Stadt der Zukunft ermöglichten.
Als nächstes war der am Deutschen Institut für Entwicklungszusammenarbeit (DIE) in Bonn tätige Politikwissenschaftler Dr. Sander Chan an der Reihe. In seinem TED-Talk beschäftigte er sich besonders mit der Frage, wie wir in Zeiten einer immer offensichtlicher werden Klimakrise nicht in Verzweiflung erstarren, sondern Hoffnung schöpfen können als Quelle der Kraft für den Umgang und die Bekämpfung dieser Krise. Er hielt damit gleichzeitig ein eindringliches Plädoyer für das gesellschaftliche Engagement eines Jeden, sei es rein privat, in einer NGO oder in Kommunen und Unternehmen.
Der letzte Sprecher vor der Pause war Conny Runner, ebenfalls Politikwissenschaftler und Mitbegründer des Peng! Kollektivs, einer viel beachteten Aktivistengruppe aus Berlin. Er befasste sich in seiner Rede mit dem Thema Naivität, nicht im intellektuellen oder wissenschaftlichen Sinne, sondern um sie als großartigen Antrieb zu nutzen, mögliche Ängste zu überwinden und politisch und gesellschaftlich aktiv zu werden. Mit den gleichermaßen wirkungsvollen, aber auch kreativen und sehr witzigen Beispielen einiger der letzten Kampagnen des Kollektivs machte er darüber hinaus höchst unterhaltsam deutlich, dass es einen großen Unterschied gibt zwischen Naivität und Populismus oder Dummheit. Naivität ist hier in etwa das, was man auch in einem bekannten Spruch zusammenfassen könnte: Man sagte uns immer, es ginge nicht. Und dann kam einer, der es einfach machte…
Nach der kurzen Pause und der Möglichkeit zur Stärkung ging es bunter weiter mit der aus Montenegro stammenden Softwareentwicklerin Elma Hót Dervić, dem einen oder der anderen vielleicht schon bekannt als Mtbegründerin von BeeAnd.Me. Elma erzählte die Geschichte von ihrem Großvater, einem leidenschaftlichen Imker, und ihrer Idee, ihm mit moderner Technologie bei seiner doch sehr klassischen und analogen Tätigkeit unter die Arme zu greifen. Daraus entstanden ist nicht nur ein Geschäftsmodell und eine Firma, sondern auch die Überzeugung, trotz oder gerade wegen der zunehmenden Technologisierung der Welt hier und da auch wieder stärker zurück zur Natur zu kommen.
Last but (wahrlich) not least präsentierte der Leiter der britischen Theatergruppe „Stan’s Cafe„, James Yarker, überaus charmant und dabei ebenso witzig wie sprachgewalltig, wie seine Truppe und er in den letzten Jahren mit der Produktion „Of All The People in All The World“ erfolgreich vielen Besucherinnen und Besuchern dieser Ausstellung die manchmal schwer fassbare und schwer verständliche Welt der Bevölkerungsstatistiken nahegebracht haben. Dass es dabei manchmal tatsächlich nicht mehr als eines Reiskorns – sinnbildlich stehend für einen Menschen – bedarf, konnte man hier sehr gut lernen. OK – zugegeben – es waren in Wirklichkeit 6,2 Millarden Reiskörner mit einem Gesamtgewicht von 104 Tonnen nötig für die große Ausstellung in Stuttgart. Aber, wie er immer wieder betonte: Jedes(r) einzelne davon war wichtig!
Um 22:00 endete ein sehr inspirierender Abend mit fünf unterschiedlichen, aber in den grundlegenden Botschaften doch ziemlich änhnlichen TED-Talks: Es lohnt sich immer, aktiv zu werden! Bei den Gästen dieses Abends wird diese Botschaft ziemlich sicher angekommen sein – bei mir zumindest hat es funktioniert. Bleibt für die Zukunft vor allem zu hoffen, dass wir in Bonn auch weiterhin solche und ähnliche Formate erleben dürfen, gerne auch öfter als einmal im Jahr.
Die diesjährige TEDxBonn war eine Zusammenarbeit der Deutschen Telekom und SAVE THE WORLD e.V. und wurde durch die Bundeszentrale für politische Bildung gefördert.
(Bilder: Jo Hempel)