Dass die Stadt Bonn kein Geld hat, ist ein Geheimnis, offen wie ein Scheunentor. Dass sie deshalb genau überlegen muss, wem sie Geld zukommen lässt und von wem sie nach Möglichkeit Geld bekommen kann, ist eine logische Konsequenz. Die Telekom Baskets, Bonns einziges professionelles Sport-Team, bekommt zum Beispiel nichts von der Stadt. Allerdings kassiert die Stadtkasse sehr ordentlich mit, wenn auf dem Hardtberg das orange Leder fliegt.
Die Beko Basketball Bundesliga hat eine Studie in Auftrag gegeben, die den Mehrwert eines Profi-Vereins für eine Stadt ermitteln sollte. Anhand der Telekom Baskets und der Stadt Bonn wurde dieser berechnet. Die Ergebnisse sind jetzt präsentiert worden. Rund 400.000 Euro pro Saison beträgt die so genannte „steuerliche Wertschöpfung“ für die Stadt und ihre umliegenden Gemeinden. Laut Studie von Prof. Dr. Sascha L. Schmidt (WHU – Otto Beisheim School of Management Vallendar/Düsseldorf) stehen dem Kosten von rund 60.000 Euro für die Ausrichtung der Heimspiele gegenüber. Diese bezahlt der Club allerdings komplett aus eigener Tasche.
Ebenso wie rund 2,2 Millionen Euro im Jahr für Dienstleistungen und Waren – der Verein bezieht 54% davon aus dem Stadtgebiet oder dem näheren Umkreis. Außerdem fördern die Baskets die Jugendarbeit in Bonn mit rund einer halben Million Euro, dazu kommen Aufwendungen im Bereich soziales Engagement in Höhe von 87.500 Euro. Prof. Schmidt: „Die Stadt Bonn profitiert nicht nur von direkten Steuereinnahmen wie Gewerbe- und Grundsteuer. Auch indirekt beeinflussen die Telekom Baskets Bonn die lokale Wirtschaft positiv. Der Verein schafft Arbeitsplätze und arbeitet überwiegend mit lokalen Dienstleistern und Produzenten. An Heimspieltagen bescheren die Fans der Tourismusbranche und der Gastronomie in Bonn zusätzliche Umsätze.“
Rechnet man die Zahlen zusammen, bekommt man ein erstaunliches Ergebnis. Im General Anzeiger sagte Achim Dehnen, Finanzexperte des Stadtsportbundes: „Eine Million Euro messbar positive Effekte der Baskets entsprechen genau der Summe, die die Stadt an Sportförderung für alle 280 Vereine ausgibt. Übersetzt heißt das: Die Baskets erwirtschaften die Bonner Sportförderung.“ Wenn diese Darstellung auch überspitzt sein mag, sollte die Stadt sich überlegen, ob sie die Baskets weiterhin völlig ohne Zuschüsse auskommen lassen will.
Denn eins zeigt die Studie von Prof. Schmidt ebenfalls: Mit einem Spieleretat von ungefähr 2,5 Millionen Euro stehen die Baskets im Ligavergleich laut GA im unteren Bereich. BekoBBL-Chef Jan Pommer sagte dem Blatt, der Durchschnitt, den die Mannschaften in der ersten Liga für ihre Spieler zur Verfügung haben, liege bei rund 4,9 Millionen Euro. Noch arbeitet das Management auf dem Hardtberg so gut, dass sich die Baskets zumindest im (oberen) Mittelfeld und regelmäßig in den Playoffs halten können. Klar ist aber, dass nahezu alle Clubs der Liga immer weiter aufrüsten. Ob die Baskets dem weiter alleine standhalten können?
Die Stadt sollte sich frei machen von persönlichen Animositäten. Dass ihr „Leuchtturm“, die Telekom Baskets, nicht nur für den guten Ruf Bonns arbeitet, sondern sogar bares Geld wert ist, ist spätestens seit Veröffentlichung der Studie wissenschaftlich belegt.
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