Am vergangenen Freitag schien die Sonne vom Himmel herunter, als wäre es bereits Sommer. Für Schwimmbad war es allerdings noch etwas zu kalt und außerdem hatte es noch gar nicht auf. Also am Nachmittag ab in die Berge, dachten wir uns. In der Bonner Umgebung gibt es ja einige ausgewiesene Wanderwege. Nach einigem Überlegen entschieden wir uns für den Rheinsteig, genauer gesagt für die zweite Etappe des Rheinsteigs von Königswinter nach Bad Honnef. Alternativen in unseren Gedankenspielen waren ein Abschnitt des Rheinburgenwegs oder eine der ausgewiesenen Wanderungen im Siebengebirge. Aber die sind dann eben ein anderes Mal an der Reihe.
Der Rheinsteig ist, so steht’s in Wikipedia, ein Fernwanderweg, der auf einer Länge von rund 320 Kilometern dem Mittelrhein auf der rechten Rheinseite folgt. Er wurde im September 2005 eröffnet, nachdem im August 2004 der fast gleichlaufende linksrheinische Rheinburgenweg fertiggestellt war. Auf der Strecke Koblenz–Rüdesheim durchquert der Rheinsteig das UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal sowie die Weinanbaulandschaft Rheingau. Die Einrichtung des Wanderwegs war ein Gemeinschaftsprojekt der Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen, um den Tourismus in den Regionen entlang des Rheines zu fördern. Das Deutsche Wanderinstitut in Marburg hat den Rheinsteig mit dem „Deutschen Wandersiegel Premiumweg“ ausgezeichnet.
Der Rheinsteig und damit die erste Etappe beginnt am Bonner Marktplatz und führt über den Ennert und das Siebengebirge mitsamt Petersberg nach Königswinter zur Drachenburg. Das ist sicher interessant, uns schien der Streckenabschnitt für Bonner aber wenig Neues zu bieten, und so wählten wir die zweite Etappe von Königswinter nach Bad Honnef, von der wir nur den Anfang von Königswinter bzw. der Drachenburg bis zum Drachenfels kannten. Dahinter wartete Terra incognita auf uns: hic sunt dracones.
Zunächst aber ging es für uns mit dem Fahrrad bis zur Fähre Mehlem–Königswinter. Dort wurden die Räder kurzerhand geparkt und per pedes ging es dann auf die andere Rheinseite. In Königswinter tummelten sich bei 23 Grad im Schatten die Touristen, die Eisdielen waren voll, und wir stiegen den steilen Hang zur Drachenburg hinauf.
An einem kleinen Pfad in der Nähe der Vorburg beginnt der Rheinsteig, doch da wir das Wanderweglein zu finden nicht im Stande waren, schritten wir zum Drachenfels wie eh und je. Hier oben bot sich ein herrlicher Ausblick auf den Rhein, auf Rhöndorf, Bad Honnef, die Inseln Grafenwerth und Nonnenwerth und auf die Eifelausläufer auf der anderen Rheinseite.
Vom Drachenfels ging es auf schmalen Waldwegen hinab bis zum Ulanendenkmal in Röhndorf. Was Ulanen sind, musste ich erst einmal nachschlagen. Das Ulanendenkmal ist ein für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen des Ulanen-Regiments „Großherzog Friedrich von Baden“ in den 1920er-Jahren errichtetes Denkmal. Auch von hier, umgeben von Weinbergen, hat meinen einen schönen Ausblick auf den Bad Honnefer Stadtteil Rhöndorf.
Nun ging es über die Löwenburgstraße und den Dr.-Menser-Weg am Breiberg vorbei zum Löwenburger Hof. Wandern im Siebengebirge ist einfach herrlich. Umgeben von Wald, Vogelzwitschern und angestrahlt von der Nachmittagssonne kamen wir unserem Ziel immer näher. Dabei trafen wir einige andere Wanderer, aber auch Mountainbiker, die meisten davon aber waren bereits auf ihrem Weg nach unten.
Wir hingegen erreichten gegen 18 Uhr den Löwenburger Hof, wo es eine Stärkung in Form von Radler und Pommes frites gab, wobei wir sogar noch etwas Abendsonne abbekamen. Im Sitzen wurde es nichtsdestotrotz alsbald kühl und nach einer halben Stunde setzen wir unseren Weg in Richtung Löwenburgruine fort. Allerdings haben es die Rheinsteigplaner geschickt verstanden, Gipfel vom Fernwanderweg auszunehmen. Wer also hoch hinaus will, muss den Weg jeweils kurz verlassen. Wir ließen uns jedoch nicht von unserem Weg hinunter abbringen und erreichten, am Possberg und Jungfernhardt vorbeiwandernd, die Schmelztalstraße.
Das Schmelztal ist ein Tal im Gebiet der Stadt Bad Honnef, das die Grenze zwischen dem Siebengebirge und dem Rheinwesterwälder Vulkanrücken markiert. Mit dem Überqueren der Schmelztalstraße ließen wir also auch das Siebengebirge hinter uns. Der Rheinstieg macht in diesem Abschnitt viele Schlenker und führt vorbei an Wingsberg und Himmerich durch eine plötzliche Abzweigung schnurstracks hinunter nach Bad Honnef. In diesem Teil genossen wir die absolute Stille – wir trafen nur noch auf einen einzigen Wanderer – und die untergehende Abendsonne.
Nach ca. vier Stunden Gehzeit (ohne Pausen gerechnet) erreichten wir wie vorgesehen Bad Honnef und nach einer weiteren Dreiviertelstunde auch die End- bzw. Starthaltestelle der Stadtbahn, die uns nach Königswinter zur Fähre brachte. Im Dunkeln fuhren wir am Rhein entlang noch das kurze Stück nach Hause.
[…] Manchmal staunt man, in welchen Blogs sich überall Wanderartikel finden. Zum Beispiel beim Artikel von Vaclav in Blog Bundesstadt.com. Er war im April 2015 auf dieser Etappe unterwegs (► Link). […]