Getöse in der Bundesstadt

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Die über­wie­gend be­lieb­ten Bon­ner Klang­wel­len ste­hen mög­li­cher­wei­se vor dem Aus, weil sich ei­ni­ge we­ni­ge An­woh­ner der In­nen­stadt über die an­geb­li­che Lärm­be­läs­ti­gung be­kla­gen. Zur­zeit sucht die Stadt Bonn nach ei­nem neu­en Kon­zept für die­se und ähn­li­che ge­räusch­er­zeu­gen­de Ver­an­stal­tun­gen; wenn das nicht ge­lingt, ver­eb­ben die Wel­len für im­mer. Das passt ins (Stadt-)Bild.

Ei­ne Stu­die des Fraunhofer-Instituts für Bau­phy­sik (was es al­les gibt) kam be­reits 2011 zu dem Er­geb­nis: Bonn ist die lau­tes­te Stadt in NRW. Das ver­wun­dert nicht – Bonn ist um­zin­gelt von Au­to­bah­nen, auf zwei stark be­fah­re­nen Bahn­li­ni­en pol­tern Tag und Nacht schwe­re Gü­ter­zü­ge hin­durch, Fracht­schif­fe tu­ckern lär­mend den Rhein hin­auf und -ab, und Mö­wen schrei­en über der Altstadt.

Aber das al­lein ist es nicht, ver­gleich­ba­re Ge­räusch­quel­len gibt es auch an­ders­wo. Was Bonn so un­ver­gleich­lich laut macht, ist der Auf­schrei, der sich re­gel­mä­ßig er­hebt, wenn es mal wie­der je­mand wagt, über den Kom­plett­um­zug der Bun­des­re­gie­rung nach Ber­lin nach­zu­den­ken. (Nur am Ran­de: al­lein die Un­ter­neh­men der ehe­ma­li­gen Deut­schen Bun­des­post, al­so Post, Post­bank und Te­le­kom be­schäf­ti­gen in Bonn und Um­ge­bung über 28.500 Menschen.)

Lär­men­de Zü­ge, Au­to­bah­nen und Klang­wel­len wa­ren dem größ­ten Sohn der Stadt, Lud­wig van Beet­ho­ven, noch un­be­kannt. In spä­ten Jah­ren war er be­kannt­lich taub, aber da hat­te er Bonn längst den Rü­cken ge­kehrt, so­mit kann man das den Ge­räu­schen der Stadt nicht vor­wer­fen. Nicht ein­mal den Altstadt-Möwen.

Lie­be Bon­ner, be­ru­higt euch, frü­her oder spä­ter wird auch der letz­te Re­gie­rungs­mit­ar­bei­ter nach Ber­lin ge­zo­gen sein, und ihr wer­det se­hen, eu­re schö­ne Stadt wird nicht in ewi­ger Stil­le ver­sin­ken, son­dern wei­ter vor sich hin lär­men, wenn auch viel­leicht nicht mehr auf Platz 1, und sie wird an ih­rer un­zwei­fel­haf­ten Schön­heit und At­trak­ti­vi­tät nichts ein­bü­ßen. Dank der Te­le­kom wer­det ihr wei­ter­hin frem­dem Mo­bil­ge­schwätz lau­schen kön­nen. In sol­chen Mo­men­ten be­schleicht mich manch­mal, und nur vor­über­ge­hend, ein ganz klein we­nig Neid auf den al­ten Beet­ho­ven und Ver­ständ­nis für die Innenstadtbewohner.

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