Friedrich der Schöne: Bonn feiert 700 Jahre Königskrönung

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Die Organisatoren vor den Fresken im nördlichen Querhaus
Die Or­ga­ni­sa­to­ren vor den Fres­ken im nörd­li­chen Querhaus

Die gan­ze Ak­ti­on war bis­her ziem­lich dumm ge­lau­fen für den Habs­bur­ger Fried­rich. Denn ei­gent­lich soll­te er deutsch-römischer Kö­nig wer­den, war be­reits auf dem Weg nach Aa­chen. Doch dort war be­reits der Cou­sin, Lud­wig der Bay­er, ein­ge­trof­fen, der eben­falls von ei­nem Teil der Kur­fürs­ten un­ter­stützt wur­de. Al­so blieb Fried­rich, ge­nannt der Schö­ne, nichts an­de­res üb­rig als sich ei­nen an­de­ren Krö­nungs­ort zu su­chen. Und fand ihn in Bonn.

Wir schrei­ben das Jahr 1314, als das Hei­li­ge Rö­mi­sche Reich nach ein­jäh­ri­ger Va­kanz plötz­lich zwei of­fen­bar recht­mä­ßi­ge Kö­ni­ge an der Spit­ze vor­zu­wei­sen hat­te. Ge­krönt in Aa­chen, dem „rich­ti­gen“ Krö­nungs­ort, ließ sich Lud­wig zum Kö­nig er­he­ben, ge­krönt al­ler­dings vom Main­zer Erz­bi­schof, dem „fal­schen“. Fried­rich hin­ge­gen trug fort­an die „rich­ti­gen“ Reichs­in­si­gni­en, über­tra­gen vom „rich­ti­gen“ Ko­ro­na­tor, dem Köl­ner Erz­bi­schof Hein­rich von Vir­ne­burg. Doch mit dem „fal­schen“ Krö­nungs­ort, Bonn, blieb ein Ma­kel. „Das hat ein Jahr­zehnt das Reich in Atem ge­hal­ten“, sagt der der Bon­ner Ge­schichts­pro­fes­sor Mat­thi­as Be­cher. Es kam zu bür­ger­kriegs­ähn­li­chen Zu­stän­den, Lud­wig nahm so­gar sei­nen Cou­sin nach der Schlacht bei Mühl­dorf gefangen.

Doch erst 1325 kam es zum Aus­gleich: Der Mün­che­ner Ver­trag be­ließ of­fi­zi­ell bei­den ih­re Kö­nigs­wür­de. „Das war ein­ma­lig in der Ver­fas­sungs­ge­schich­te“, er­klärt Be­cher. „Bei­de Kö­ni­ge soll­ten fort­an gleich­be­rech­tigt auf­tre­ten.“ Und so­gar sym­bo­lisch in ei­nem Bett schla­fen. Ein Bei­spiel da­für, dass man auch im Mit­tel­al­ter Lö­sun­gen fin­den konn­te“, pflich­tet Kunst­his­to­ri­ker Ha­rald Wolter-von dem Kne­se­beck bei. Doch spä­tes­tens mit Lud­wigs Kai­ser­krö­nung 1328 wur­de der Ver­trag von der Rea­li­tät ab­ge­löst. 1330 starb Fried­rich der Schöne.

Bonn als Krö­nungs­stadt! 700 Jah­re spä­ter wird Kö­nigs­zug nach Bonn kräf­tig ge­fei­ert. Die Uni­ver­si­tät bie­tet ein drei­tä­gi­ges Sym­po­si­um an, es fol­gen Kon­zer­te und meh­re­re Aus­stel­lun­gen. Fast al­les fin­det in der Müns­ter­ba­si­li­ka statt. „An kaum ei­nem Ge­bäu­de in der Stadt lässt sich die Stadt­ge­schich­te so ab­le­sen“, sag­te Stadt­de­chant Mon­si­gno­re Wil­fried Schumacher.

Doch wo­her wuss­ten die Bon­ner wie et­wa ein Kö­nigs­mahl aus­zu­se­hen hat? Dar­um küm­mern sich „Nacht­wäch­ter“ Karl Fried­rich und Eli­sa­beth Schlei­er. Im Ka­pi­tel­saal rich­ten sie mehr­fach ei­ne „kö­nig­li­che Ta­fel zu Bon­na“ aus. Die Teil­neh­mer über­neh­men da­bei ver­schie­de­ne Rol­len. „Denn we­gen des Krö­nungs­streit muss man ja da­von aus­ge­hen, dass nicht al­le Kur­fürs­ten da ge­we­sen sind“, so Karl Fried­rich Schleier.

Der heim­li­che Hö­he­punkt: Aus ganz Deutsch­land reist die Re-Enactment-Szene an, um am 23. No­vem­ber die Krö­nung im Müns­ter nach­zu­stel­len. „Wir ha­ben noch kei­nen Kö­nig ge­fun­den“, er­klärt Se­bas­ti­an Schaaps (33) von „His­TOU­Rical Bonn. Wer sich kö­nig­lich be­ru­fen füh­klt, soll­te et­wa Mit­te 20 sein. Und: Der kö­nig­li­che Her­me­lin­man­tel soll­te passen.

Üb­ri­gens: Be­reits 1346 war Bonn er­neut Krö­nungs­ort: Da­mals brach­ten die Kur­fürs­ten Karl IV. in Stel­lung: Um den ver­hass­ten Bay­ern Lud­wig end­lich abzulösen.

Al­le In­fos gibt es un­ter www.kroenung700.de

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