Sechs Millionen

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Kaum ist die ers­te Re­no­vie­rungs­run­de der Nord­brü­cke über­stan­den, müs­sen die Bon­ner Au­to­fah­rer neu­es Un­ge­mach er­tra­gen, un­ter an­de­rem am Stadt­haus, wo die gleich­na­mi­ge Stadt­bahn­hal­te­stel­le neue Bahn­stei­ge be­kommt. Das ist zu be­grü­ßen. Al­so nicht das Un­ge­mach, son­dern die bar­rie­re­freie Ein­stiegs­mög­lich­keit. Doch wirft die­se Bau­maß­nah­me Fra­gen auf.

Wie be­kannt wur­de, be­lau­fen sich die Kos­ten hier­für auf sechs Mil­lio­nen Eu­ro. Wo­für? Selbst bei der der­zeit er­hitz­ten Im­mo­bi­li­en­preis­la­ge in Bonn könn­te man für die­sen Be­trag ei­ne zwei­stel­li­ge An­zahl Ei­gen­tums­woh­nun­gen in gu­ter In­nen­stadt­la­ge, schlüssel- und be­zugs­fä­hig er­wer­ben. Gut, es muss ja nicht im­mer die Süd­stadt sein.

Statt­des­sen zwei Bahn­stei­ge, für je­de Rich­tung ei­ner, für sechs Mil­lio­nen. Je­weils vier Mau­ern, mit Sand auf­ge­füllt, Pflas­ter­stei­ne drauf, an je­der Sei­te ei­ne Trep­pe und ei­ne rollstuhl- und kin­der­wa­gen­ge­rech­te Ram­pe, und neue Dä­cher zum Un­ter­stel­len bei Re­gen, die al­ten im Sieb­zi­ger­jah­re­de­sign sind nun wirk­lich zu häß­lich und ge­hö­ren auf den Schrott. Lam­pen, Bän­ke, Pa­pier­kör­be und die elek­tri­sche An­zei­ge sind vor­han­den und kön­nen wei­ter­ver­wen­det wer­den. Ach ja, und zwei Auf­zü­ge zum Stadt­haus hoch, das ist bes­ser als dau­er­de­fek­te Rolltreppen.

Ein Bahn­steig hat üb­li­cher­wei­se nicht: Fuß­bo­den­hei­zung, sa­ni­tä­re An­la­gen mit ganz­jäh­ri­ger Warm- und Kalt­was­ser­ver­sor­gung, Bal­kon oder Ter­ras­se, Drei­fach­si­cher­heits­ver­gla­sung und Wär­me­däm­mung nach neu­es­ter En­er­gie­spar­norm. Auch dürf­te die flä­chen­de­cken­de Blatt­gold­be­schich­tung nicht Be­stand­teil der Aus­schrei­bung sein.

Wo­für al­so um al­les in der Welt sechs Mil­lio­nen Eu­ro? Was könn­te man mit die­sem Geld statt­des­sen al­les tun? An­der­seits – mit sechs Mil­lio­nen Eu­ro lie­ße sich der Be­trieb der Bon­ner Oper ge­ra­de mal ein Vier­tel­jahr lang fi­nan­zie­ren. Und kauf­te man für die­sen Be­trag Bönnsch, er­gä­ben die Glä­ser an­ein­an­der­ge­reiht nur knapp die ein­ein­halb­fa­che Stre­cken­län­ge des Bon­ner Stadt­bahn­net­zes. Zu­ge­ge­ben, das ist nicht be­son­ders viel. So ge­se­hen ist die neue Stadt­bahn­hal­te­stel­le ein Schnäppchen.

Fo­to: Da­ni­el Zim­mel, CC-BY-SA

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