Konzertbesprechung: Oliver Steller

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Im Rah­men der Kon­zert­rei­he „Quatsch kei­ne Oper“ konn­te Ver­an­stal­te­rin Ri­ta Bausch erst­mals ei­nen Künst­ler in die Bon­ner Oper ho­len, der mit ei­nem rei­nen Kin­der­pro­gramm auftrat.

Vie­le der Le­ser – vor al­lem die, die noch kei­ne Kin­der im Al­ter ab 4 Jah­ren ha­ben – wer­den sich nun fra­gen: Oli­ver Wer? Ich sel­ber kam auch erst vor knapp vier Jah­ren auf Oli­ver Stel­ler, den ich von ei­ner be­freun­de­ten Fa­mi­lie emp­foh­len bekam.

Oli­ver Stel­ler, sei­nes Zei­chen ge­bür­ti­ger Bon­ner und von der FAZ als die „Stim­me Deut­scher Ly­rik“ be­schrie­ben, ist nicht nur Kin­der­song­schrei­ber. Sein Schaf­fen ist schwer zu grei­fen und um­fasst ne­ben ei­ge­nen – meist sehr lus­ti­gen Kin­der­songs – auch viel Dich­tes­kunst und Zungenakrobatik.

Da­bei be­dient er sich oft be­kann­ter Deut­scher Dich­ter und Au­toren (z.B. Goe­the, Paul Maar, Fon­ta­ne, Mor­gen­stern, Krüss), de­ren Tex­te er re­zi­tiert, neu ver­packt oder mu­si­ka­lisch un­ter­legt. Un­schlag­bar scheint Stel­ler auch beim Vor­tra­gen von echt schwie­ri­gen und lan­gen Zun­gen­bre­chern. Mein Lieb­lings­bei­spiel wä­re hier der „Kin­der­ge­burts­tags­zun­gen­bre­cher“ (lei­der am Sonn­tag nicht im Programm…).

Die Oper ist am Sonn­tag­nach­mit­tag sehr gut ge­füllt und ei­ne Um­fra­ge von Ri­ta Baus zur Er­öff­nung er­gibt, dass so­wohl vie­le Kin­der und als auch vie­le El­tern heu­te das ers­te Mal in der Oper sind.

Es sind vie­le Fans da­bei, denn schon das ers­te Lied „Nichts als Wor­te“ ken­nen vie­le Kin­der und sin­gen laut­hals mit. Stel­lers Gi­tar­re „Fri­da“ kann­te na­tür­lich auch je­des Kind. Rich­tig laut wur­de es dann bei Stel­lers „Hit“ „Die Spin­ne Mar­tha“. Text­ge­nau schrien und san­gen die 4- bis 8-jährigen Kin­der den Song mit und lie­ßen den El­tern ein Schmun­zeln ins Ge­sicht zaubern.

Sei­ne Zun­gen­bre­cher (Er nimmt hier den „Zun­gen­ver­fitz­ler“ übers Schnit­zen) kann Stel­ler in ei­ner wahn­sin­ni­gen Ge­schwin­dig­keit vor­tra­gen und die Kin­der schrei­en na­tür­lich „Schnel­ler!“.

Für den Mit­tel­teil hat Stel­ler Un­ter­stüt­zung auf der Büh­ne. Als Schirm­herr des in Bonn an­säs­si­gen Pro­jek­tes „Aben­teu­er ler­nen“ hat er ein klei­nes Ex­pe­ri­ment mit al­ler­lei bun­ten Flüs­sig­kei­ten auf­ge­baut. Sie die­nen als Ku­lis­se für Goe­thes „Zau­ber­lehr­ling“. Wäh­rend Stel­ler als Lehr­ling die Ver­se vor­trägt, spie­len zwei Jungs (die seit 2 Jah­ren in Bonn le­ben und zu­vor aus Sy­ri­en ge­flüch­tet wa­ren) die Be­sen und brin­gen die Flüs­sig­kei­ten zum Bro­deln und Rauchen.

Zwei wei­te­re Per­so­nen des Pro­jek­tes sor­gen für die­se Ef­fek­te und mi­men zu­dem den Meis­ter, der dem Spuk dann ein En­de setzt.

Oliver Steller in der Oper Bonn (Handyfoto...)
Oli­ver Stel­ler in der Oper Bonn (Han­dy­fo­to…)

Es fol­gen Klas­si­ker wie der „Herr von Rib­beck“ und der „Erl­kö­nig“ und Stel­ler ver­steht es, den Kin­dern auch sol­che Klas­si­ker hu­mor­voll bei­zu­brin­gen. Ge­treu dem Mot­to: Ge­dich­te müs­sen nicht lang­wei­lig sein, wenn man sie nur ent­spre­chend dar­bie­tet. Da­zu ge­sellt sich dann das Lied vom „Un­er­zo­ge­nen Opa“ und die Men­ge johlt. Es ist die­se Kom­bi­na­ti­on von Klas­si­scher Ly­rik und Kinder-Nonsensliedern mit „Po­peln, Pup­sen und Pi­pi“, die Stel­lers Auf­tritt so ein­zig­ar­tig machen.

Fa­zit: Für Jung und Alt ein un­ter­halt­sa­mes, se­hens­wer­tes und ori­gi­nel­les Pro­gramm (und ich konn­te so­gar Rib­becks Ge­dicht noch 1:1 mitsprechen)!

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