Kulturell gab es in Bonn in den letzten Wochen und Monaten wieder einiges Sehenswertes. Hier nun auf Nachfrage eine kleine persönliche Top Ten der Neuinszenierungen am Theater Bonn, der Konzerte im Pantheon, in der Harmonie und in der Beethovenhalle und ein Hinweis auf eine noch bis 24. Juli laufende Ausstellung in der Bundeskunsthalle.

Premierenapplaus bei Kafkas "Das Schloss" mit Regisseurin Mirja Biel (c) as
Premierenapplaus bei Kafkas „Das Schloss“ mit Ensemble und Regisseurin (c) as

Das Schloss von Franz Kafka in den Bad Godesberger Kammerspielen; nächste Vorführungen am 25. und 29. Juni

Undurchschaubare Loyalitäten, Hierarchien, Berichte und Gebräuche erzeugen eine verwirrende, hoffnungslose Stimmung. Mirja Biels Kafka-Inszenierung lebt von überraschenden Verfremdungseffekten. Wenn man die Inszenierung aufmerksam verfolgt, dürfte man stets neue, feine und komische Ungereimtheiten entdecken. Zur Besprechung

Marla Glen und Band waren am 21. Mai im Bonner Pantheon; nächstes Konzert am 8. Juli in Dexheimer Weingut Weyell bei „Kultur auf dem Hof“

Marla Glen im Bonner Pantheon (c) as
Marla Glen im Bonner Pantheon (c) as

Ihre tiefe, rauchige und wandlungsfähige Stimme klingt unverwechselbar. Jede gesungene Zeile verbreitet eine Atmosphäre kraftvoller Leidenschaft. Marla Glen trat mit einer siebenköpfigen Band im ausverkauften Bonner Pantheon auf und wurde für ihre furiose Performance mit Standing Ovations belohnt. Zur Besprechung

Drei Schwestern von Anton Tschechow am Theater Bonn; nächste Vorführung am 30. Juni in den Bad Godesberger Kammerspielen

Martin Nimz‘ Inszenierung von Anton Tschechows Klassiker Drei Schwestern in den Bad Godesberger Kammerspielen hat viele große Momente, und das Ensemble agiert durchweg ausdrucksstark. Eine Tragik der Figuren liegt darin, dass sie – chronisch unentschieden – sich irgendwann ihrem unbefriedigenden Schicksal ergeben. Zur Besprechung

Applaus beim Musical "Anatevka" in der Bonner Oper (c) as
Applaus beim Musical „Anatevka“ in der Bonner Oper (c) as

Anatevka von Jerry Bock im Bonner Opernhaus; nächste Vorführungen am 15., 19. und 22. Juni im Bonner Opernhaus

Es sind liebevoll, tragikomisch und detailgenau inszenierte Geschichten über das Erwachsenwerden, Flucht und Vertreibung, den endgültigen Abschied vom Elternhaus und von der Heimat, welche die Anatevka-Musicalinszenierung an der Oper Bonn zu etwas Besonderem machen. Anatevka (1964) beruht auf der Erzählung Tevje, der Milchmann (1914) von Scholem Alejchem, einem der bedeutendsten jiddischsprachigen Schriftsteller. Zur Besprechung

Draußen rollt die Welt vorbei von Lukas Linder am Theater Bonn; nächste Vorführungen am 14. und 30. Juni in der Bonner Werkstatt

Premierenapplaus mit Autor Lukas Linder (Mitte) bei "Draußen rollt die Welt vorbei" in der Werkstatt (c) as
Premierenapplaus mit Autor Lukas Linder (Mitte) bei „Draußen rollt die Welt vorbei“ in der Werkstatt (c) as

Die Isolation und Vereinsamung menschlichen Lebens ist der Ausgangspunkt für Draußen rollt die Welt vorbei. Das tragikomische Drama vom jungen Schweizer Lukas Linder wird nun von Mina Salehpour temporeich mit hintergründigem Witz und einem gut aufgelegten Ensemble am Theater Bonn uraufgeführt. Skurrile Charaktere agieren pointiert mit oft punktgenauen Mono- oder Dialogen, ohne dass die Bedeutung ihrer Figuren für die obskure Handlung klar erkennbar herausgearbeitet wird. Zur Besprechung

Ausstellung zu Pina Bausch und das Tanztheater noch bis 24. Juli in der Bundeskunsthalle.

Applaus bei Pina Bauschs "Água" im Wuppertaler Tanztheater (c) as
Applaus bei Pina Bauschs „Água“ im Wuppertaler Tanztheater (c) as

Wie wogende Wellen wechseln weite wonnige Wallungen wirkungsvoll weltenthoben. Am Tanztheater Wuppertal blicken die Tänzer in Pina Bauschs Água auf der Bühne versonnen ins Publikum, äußern verschmitzt Nichtigkeiten, um sich erst verspielt und dann ganz dem effektvollen Tanze zu aufpeitschenden brasilianischen Trommelrhythmen hinzugeben. Es sind kleine Details, die oft Auslöser tänzerischer Bewegungen und schließlich ganzer Tanzsequenzen sind. Besprechung von „Água“ am Wuppertaler Opernhaus

Herman van Veen auf Fallen oder Springen-Tour am 9. April in der Bonner Beethovenhalle; nächstes Konzert am 22. September in der Siegerlandhalle in Siegen

Herman van Veen in der Bonner Beethovenhalle (c) as
Herman van Veen in der Bonner Beethovenhalle (c) as

Der Niederländer Herman van Veen feiert sein 50jähriges Bühnenjubiläum mit einer fulminanten Konzerttournee. Auch in der Bonner Beethovenhalle begeisterte der Ausnahmekünstler mit einem stimmungsvollen Konzert und unterhaltsamen, oft auch selbstironischen Anekdoten aus dem Leben. Auf der Bühne schaffen choreographische Einlagen des Holländers und seiner siebenköpfigen Band bleibende Eindrücke, etwa wenn die Künstler in ausdrucksstarken Posen im Rhythmus der Musik kurzzeitig einfrieren. Zur Besprechung

Cosí fan tutte von Wolfgang Amadeus Mozert an der Oper Bonn; keine weiteren Termine in der aktuellen Spielzeit im Bonner Opernhaus

Applaus bei Mozarts "Cosí fan tutte" in der Bonner Oper (c) as
Applaus bei Mozarts „Cosí fan tutte“ in der Bonner Oper (c) as

Così fan tutte bedeutet aus dem Italienischen übersetzt: „So machen es alle Frauen.“ Welch aufregende, amoralisch-frivole Note verleiht Wolfgang Amadeus Mozart diesem Ausruf in seiner gleichnamigen Oper von 1790 über die Beziehungen der Geschlechter und die Unbeständigkeit der Liebe. Dietrich Hilsdorf inszeniert das italienischsprachige Mozart‘sche Meisterstück, das tiefsitzende Männerängste und –fantasien berührt, an der Oper Bonn höchst sehenswert mit einem gut aufgelegten Ensemble, stimmungsvollen Bildern und einer temporeichen Personenregie. Zur Besprechung

Anne Clark und herrB auf Wasted Wonderland-Tour am 20. März in der Harmonie; nächstes Konzert am 22. Juni in Kiel bei der Kieler Woche

AnneClark
Anne Clark in der Bonner Harmonie (c) as

Atmosphärische Klanglandschaften treffen im elegisch sich steigerndem Tempo auf poetischen Sprechgesang. Der eher kalte Elektro-Synthie-Sound der 80er Jahre erwärmt die Herzen vieler Dark Wave-Liebhaber. Denn die britische Singer Songwriterin Anne Clark, eine Ikone des New Wave, ist hier im Rahmen ihrer Wasted Wonderland-Abschiedstournee Gast der gemütlichen Konzertlocation Harmonie. Zur Besprechung

Vom Mädchen, das nicht schlafen wollte von Marius Felix Lange in der Bonner Oper;  keine weiteren Termine in der aktuellen Spielzeit im Bonner Opernhaus

"Applaus bei "Vom Mädchen, das nicht schlafen wollte" in der Bonner Oper (c) as
„Applaus bei „Vom Mädchen, das nicht schlafen wollte“ in der Bonner Oper (c) as

Langes 2014 in Duisburg uraufgeführte Oper variiert Schuberts Klassiker „Der Mond ist aufgegangen“ nach einem Gedicht von Matthias Claudius. Dieses mehrfach vorgetragene Abendlied ist die wahrscheinlich eingängigste Melodie der Oper. Doch auch die übrigen Kompositionen, die das Gefühlsleben der jungen Protagonisten veranschaulichen, sind atmosphärisch in der Spätromantik verwurzelt und bergen nur leise Anklänge an die Moderne. Die Koreanerin Sumi Hwang verkörpert die Titelrolle sehr ausdrucksstark und überzeugt mit beweglichem Sopran und nuancenreichem Klangspektrum. Zur Besprechung

[Alle Fotos von Ansgar Skoda]

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