Bonn – In Bonn haben die Bürger gerade darüber abgestimmt, ob sie lieber ein (oder zwei) marode Hallenbäder erhalten oder einen Neubau mit rund 26 Millionen Euro haben möchten. Das Netto-Geldeinkommen ist im hochverschuldeten Bonn nämlich negativ, und die verschwenderischen Bundeshauptstadtinfrastrukturen sind nicht nur veraltet, sondern auch teuer.
Gerade als der Kampf ums neue Hallenbad ausgefochten ist, öffnet die Verwaltung die Causa Oper. Diese ist nicht nur offensichtlich in die Jahre gekommen, wie tiefe Risse in der Außenfassade mehr als deutlich machen. Auch im Inneren ist sie nicht mehr tauglich, vom Brandschutz gar nicht zu sprechen. Die Sanierung soll 75 Millionen Euro kosten, erfuhr der GA. Mindestens. Eine genaue Auflistung gibt es erst in einigen Wochen.
Die Causa Oper war in der Stadt ein gefühltes Un-Thema. Der hohe Sanierungsstau des „Pempel-Fort“ war zwar kein Geheimnis. Darüber diskutiert wurde sie aber nie in den letzten 10 Jahren, dafür aber aufgeschoben. Man munkelte stets von einem Sanierungsstau in Höhe von 30 Millionen.
Jetzt ist klar: Die Sanierung des „gigantischen Eiswürfels in Stanniol“ kostet mehr als die Sanierung aller Bonner Hallenbäder zusammen, mehr noch als die Sanierung der Mehrzweckhalle Beethovenhalle. Damit in Bonn weiter Opern aufgeführt werden können. Hinzu kommen Millionen für die Sanierung der zweiten Halle in Godesberg, den Kammerspielen, der letzten Theaterstätte in der Bundesstadt.
Angesichts diese Kosten muss man die ketzerische Frage stellen: Soll die Oper wirklich saniert werden, oder muss der Haushalt, angesichts nahender Schuldenbremse, durch einen gekürzten Kulturetat und gesparter Baukosten entlastet werden.
Oper Bonn: Dichtmachen, kürzen, sanieren oder neubauen?
75 Millionen Euro, für die es keine Rücklagen gibt. Hinzu Millionen im Kulturetat für die Opernsparte. Bei einer Stadt, deren jährlicher Haushalt bei 1,5 Milliarden Euro liegt, und deren Neuverschuldung in den Jahren 2017 und 2018 bei 150 Millionen liegt. Dass die Sanierungskostenschätzungen erst jetzt, nachdem der Doppelhaushalt gerade durch die Bezirksregierung genehmigt wurde, bekannt werden – ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Und so muss man fragen:
- Sollen wir im Bestand sanieren, und dabei möglicherweise Kostensteigerungen wie bei der Beethovenhalle von rund einer Millionen im Monat in Kauf nehmen, für eine Oper, die hochsubventioniert ist?
- Neubauen, weil Sanierung im Bestand, wie Köln zeigt, extrem teuer ist?
- Oder das Ding zu machen, und in Godesberg den letzten Kulturstandort des ehemals dreispartigen Theater Bonn belassen?
- Oder die Kammerspiele schließen, und alles am Rhein zentrieren?
Bei dem Bäderkonzept war die Entscheidung noch einfacher. Dort konnte sich die Politik letztlich auf eine Standortkürzung verständigen mit einem Neubau, der einen zeitgemäßen Mehrnutzen bieten wird und deutlich Betriebskosten sparen und laut Gutachter die Eintrittskosten langfristig niedriger halten wird.
Bei der Opernsparte, die zum selben Dezernat IV (Kultur, Sport und Wissenschaft) gehört, sieht es anders aus. Hier geht es rein darum, ob wir es uns als Stadt leisten wollen, die Opernsparte und die Oper zu erhalten. Was wir für die defizitäre Kultur mit ausgeben wollen, und was wir uns noch leisten können. Sport und Wissenschaft haben bereits harte Sparrunden hinter sich.
Diese Diskussion müssen die Ratsmitglieder, die bei schon bei Hallenbädern kaum finanziellen Spielraum mehr hatte, unbedingt und ergebnisoffen führen, will sie das Vertrauen der Wähler nicht verlieren und keinen Bürgerentscheid riskieren, der die Politik wieder für ein halbes Jahr lahm legt.
Gerade dann, wenn im Bonner Theater ein Theaterprojekt über das WCCB und „Bonnopoly“ ansteht und sich mit dem „Umbau unserer Städte beschäftigt“ und fragt:
„Was muss sich in Bonn ändern, was darf nicht sein, was oder wer muss weg?“
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