Fette Beats unter freiem Rheinauen-Himmel

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Bonn – Wummernde Bässe und tanzende Menschen: In den Rheinauen steigt eine private Elektro-Tanzparty. Über Jogging, Subkultur und die Freiheit.

Ich jogge gerne. Auch wenn es für andere wegen der offensichtlichen Langsamkeit und Anstrengung eher so wirkt, als würde ich versuchen, mit den Füßen den Erdball in Rotation versetzen. Ich gehe also joggen, und das zu unmöglichen Zeiten. Am vergangenen Sonntagmorgen zog ich gegen 4.30 Uhr die Laufschuhe an.

Auf dem Weg in die Rheinauen hörte man sie schon aus einiger Entferngung, wummernde Bässe, die mit den eigenen Schritten irgendwann im Takt unzten und sich über die Stille der Nacht legten. Neugierig folgte ich den wummernden Tranzgetrommel hoch zu einem der Rheinauen-Hügel.

Wie aus einer anderen Welt

Der Blick, der sich bot, war wie aus einer anderen Welt. Entspannt saßen einige auf dem Hügel, andere hatten sich vor dem DJ-Pult aus Paletten versammelt und tanzten locker. Lampions hingen im Halbkreis des Hügels an den niedrigen Bäumen. Menschen gingen, anderen kamen. Es war ja schon so spät für sie wie früh für mich.

Neugierig fragte ich eine der Personen, was das hier sei, eine Privatveranstaltung oder etwas Angekündigtes. „Mal so, mal so“, fragten Sie. Und forderten mich auf, auch einfach mitzutanzen.

Solche Partys gibt es in Bonn immer wieder. Der normalen Bevölkerung bekannt sind sie als Brückenpartys. Sie sind der Ausdruck einer lebendigen Stadt mit allen Subkulturen. Auch wenn es in den letzten Jahren um die Brückenpartys ruhiger geworden ist, gerüchteweise auch mal engste Locations zwischen Bahnhof und westlicher Nordstadt genutzt werden, gibt es sie offenbar noch.

Und sie zeigen auch, dass man bei Orte und ihre Funktion vielleicht neu denken sollte. Freizeitparks wie die Rheinaue als Möglichkeit für Open-Air Konzerte in Betracht ziehen. Hallo Beethoven2020! Freiräume für Privatmenschen und Subkultur ermöglichen und stärken.

Ich tanzte nicht mit. Ich joggte weiter und überließ das Tanzen den Jüngeren. Und freute mich, das es so etwas gibt.

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