Im ausgehenden 19. Jahrhundert war der Kaiserpark auf dem Venusberg bei den Bonnern und auch Touristen ein beliebtes Ausflugsziel. Ein Waldstück zwischen dem heutigen Hauweg, dem Marienhospital und der Robert-Koch-Straße wurde ab 1888 umfunktioniert und durch eine Parkanlage zu ehren Wilhelm I. angelegt. Neben einem Wegenetz wurden Bänke und Pavillons in dem Areal aufgebaut und luden die Besucher zum flanieren und verweilen ein. Inzwischen hat der Wald die Parkanlage weitestgehend wieder eingenommen. Dennoch sind noch einige Überbleibsel aus dieser Zeit vorhanden und ermöglichen einen Einblick in die Historie der Bonner Freizeitgestaltung um die vorletzte Jahrhundertwende.
Das Kaiserdenkmal
Ausgangspunkt des kleinen Rundgangs ist der Hauweg dieser führt zum Kaiser Wilhelm Denkmal. Dieses Denkmal wurde anlässlich des 100. Geburtstags von Wilhelm I. am 23.03.1897 eingeweiht und war die letzte und abschließende Arbeit an der Parkanlage. Bonns damaliger Oberbürgermeister Wilhelm Spiritus hielt bei der Einweihung die Ansprache.
Aus Richtung Hauweg nähert man sich dem Denkmal von der rückwertigen Seite. Die markanten Basaltsteinsäulen sind schon von weitem kaum zu übersehen. Die Ausmaße des Bauwerks überraschen. Inzwischen nimmt der Wald das Denkmal wieder ein. Efeu bahnt sich seinen Weg und umgarnt die Steinsäulen.
Das Laub der umliegenden Bäume, welche inzwischen auch schon wieder ein stattliches Alter haben, bedeckt Teile des Denkmals. In Bonn hat sich auch der Begriff Spargeldenkmal etabliert, welches auf die auffälligen Basaltsteinsäulen zurückzuführen ist.
Aussicht Casselsruhe
Nach dem Kaiserdenkmal biegen wir ab in Richtung „Rheintal“. Der Ippendorfer Heimatforscher Bernhard Berzheim veröffentlichte 2001 ein Buch mit dem Titel: „Venusberg – der Balkon von Bonn Geschichte des Stadtteils“. Die sich bietende Aussicht ist wirklich grandios und die Bezeichnung Balkon von Bonn trifft das Gefühl welches man bei dem Ausblick hat ziemlich genau, wobei die korrekte Bezeichnung des Wegpunktes Casselsruhe ist. Benannt ist der Bereich nach dem Poppelsdorfer Bürgermeister Heinrich Cassel. Dieser hatte an selbiger Stelle seinen Lieblingsplatz.
Ein Gedenkstein sowie eine Bank weisen den Platz eindeutig aus. Der Besucher hat einen wunderbaren Blick über das südliche Bonn nach Bad Godesberg und bis zum Siebengebirge. Bereits im Jahre 1862 etablierten sich dort ein Gastronomiebetrieb ebenfalls unter dem Namen Casselsruhe, was in Anbetracht der Lage keine Überraschung ist. Jean Kessel erkannte das Potential und baute im Jahre 1895 die Gastwirtschaft um einen Hotelbetrieb aus. Vermutlich sorgte der Ausbau des Kaiserparks sowie der erste Bonner Bismarckturm, welcher 1894 unweit im Bereich der heutige Ernst-Abbe-Straße errichtet wurde für weiteren Zustrom an hungrigen und durstigen Gästen. Das im zweiten Weltkrieg zerstörte Haus wurde 1959 wieder aufgebaut. Inzwischen betreibt eine Hotelkette unter selbiger Anschrift (Casselsruhe 1) ein Hotel welches 1988 gebaut wurde.
Jean Kessel kaufte 1895 auch noch die Waldschenke welche ebenfalls im Bereich des Kaisersparks lag. Dieses Lokal verfügte im Außenbereich über eine Holzrutsche, welches nicht zuletzt der Grund war, warum dieses Ausflugsziel bei den Bonner Kindern und deren Eltern höher im Kurs stand als die Casselsruhe.
Schöner Beitrag. Schon oft mit dem Rad da lang gefahren. Prima, dass ich nun diese Hintergrund-Infos dazu habe. Da werde ich jetzt beim nächsten Mal noch mal genauer hinschauen. Und „Balkon von Bonn“ trifft es in der Tat sehr gut :)
[…] schönes Zitat ist immer gut. Konrad […]