Am Montag wurde das Buch „111 Orte in Bonn, die man gesehen haben muss“ vorgestellt. Anke von Heyl war vor Ort und berichtet in einem Gastbeitrag über die Veranstaltung und das Buch.
Am Montag war ich bei einer besonders netten Buchpräsentation, bei der sich Ort des Geschehens und Buchinhalt auf eine gelungene Art miteinander verbanden. Das Buch: „111 Orte in Bonn, die man gesehen haben muss.“ Und der Ort: Eine äußerst sehenswerte Pension in der Bonner Südstadt.
Gemütlich im großen Salon der Citypension auf ein Sitzkissen gelagert, konnte ich eine Stadtführung durch den Autor Eckhard Heck genießen, der als Aachener mit einem speziellen Blick die Bundesstadt Bonn auf besondere Orte hin durchforstet hat.
Es sei ein subjektiver Blick auf die einstige Hauptstadt der Republik, betont der Autor. Die 111 Orte – eigentlich sind es viel mehr, denn zu jedem Ort gibt es noch weiterführende Tipps für die Umgebung – ergeben ein individuelles Bild von Bonn, das auch alteingesessenen Bonnern das ein oder andere Überraschungslächeln auf die Lippen zaubert. Auch ich habe eine neue Perspektive auf die Stadt gewonnen, die mir sehr gefällt. Eckhard Heck entwirft die Vorstellung von einer ganz besonderen linken Szene in Bonn, die sich aus den alten Hauptstadtzeiten bis heute erhalten hat. Und die in so spannenden Orten wie dem Buchladen „Le Sabot“ weiterlebt, wo es die „komplette Anti-Establishment-Ausrüstung für den ambitionierten Anarchisten“ gebe, so Heck.
Das Schöne an diesem feinen Stadtführer ist, dass man dem Verfasser bei seinen spannenden Streifzügen durch die Bundesstadt quasi ungefiltert über die Schulter schauen darf. Die Texte sind so ganz anders, als man sie in der gängigen Reiseliteratur findet. Dort wird oftmals aufgezählt. Heck ist ein wunderbarer Geschichtenerzähler, der sich vor allem für die kleinen Details und skurrilen Entdeckungen erwärmen kann. So finden wir im Buch auch das „Musterzimmer“ des vorerst gescheiterten Bauvorhabens World Conference Center Bonn mit einer herrlichen Ironie beschrieben: „Auf den ersten Blick erkennt man lediglich an der feinen Staubschicht, die sich über alles gelegt hat, dass dieses Zimmer nicht für Übernachtungen zu haben ist.“
Ich glaube, ich könnte Hecks persönlichen Lieblingsort in dem Buch benennen: Es ist bestimmt das „Fachgeschäft für alt gewordene Gegenstände der Kraftwagenverherrlichung“. Allein der Name! Aber auch der Geschäftsinhaber scheint es dem Autor mit seiner unaufgeregten Art und seinem unerschöpflichen Wissen angetan zu haben.
Überhaupt sind es die Menschen, denen Eckhard Heck bei seinen Recherchen begegnete, die eine besondere Rolle in seinen Texten spielen. Da sind zum Beispiel „zwei junge Philanthropen“, die in der Fabrik 45 Leute einfach machen lassen, was sie wollen. Und dann entsteht da einer dieser kreativen Orte, die Heck besonders mag: „Bei allem, was passiert, ist die Halle nicht nur Container, sondern auch Entertainer.“ Hier blitzt er auf, der geschliffene Wortwitz von Heck.
Wie gewinnbringend es ist, einen Außenstehenden nach seinem Blick auf die Stadt zu befragen, zeigt der Text über die „Geisterbahn“. Ein Ort, den wohl ein Bonner niemals für die Aufnahme in einen Reiseführer gewählt hätte. Der aber sehr wohl das Erste ist, was jeder sieht, der mit der Bahn in die Bundesstadt einreist. Eckhard Heck liefert hier eine Beschreibung eines „Unortes“, die höchste literarische Qualität hat und einen der Höhepunkte des im Emons Verlag erschienenen Buches darstellt! Und so kann man „111 Orte in Bonn, die man gesehen haben muss“ nicht nur als Führer durch die Stadt begreifen, sondern hat auch noch ein höchst unterhaltsames Lesebuch zur Hand, das ich jedem Bonner und allen Bonn-Fans wärmstens ans Herz legen möchte.
Anke von Heyl, 11punkt Verlag
Das Buch: Eckhard Heck: 111 Orte in Bonn, die mangesehen haben muss. Broschur, 240 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen. Emons Verlag, Köln 2013. ISBN 978-3-89705-212-6. 14,95 €.
[…] Eckhard auf die “Unorte” oder die Schmuddelecken wirft. Das ist mir schon bei seinem Bonn-Buch aufgefallen. Solche nicht ganz vorzeigbaren Details erzählen oft mehr über eine Stadt als jedes […]