Nach fast neun Jahren im Dornröschenschlaf ist sie wieder da: Die Beethovenhalle hat am Dienstagabend nach umfassender Modernisierung und Sanierung erneut geöffnet – und Bonn hat das Comeback standesgemäß gefeiert. Zur „Langen BeethovenNacht“ kamen rund 1600 Gäste, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und NRW-Kulturministerin Ina Brandes (CDU). Musikalisch setzte das Beethoven Orchester Bonn mit Generalmusikdirektor Dirk Kaftan den Ton: Auf dem Programm standen unter anderem Werke von Ludwig van Beethoven und Gustav Mahler.

Schon beim Festakt wurde klar: Es ging nicht nur um eine frisch sanierte Bühne, sondern um ein Stück Bonner Identität. Oberbürgermeister Guido Déus (CDU) nannte die Wiedereröffnung einen „bewegenden und bedeutenden Tag“ – für Bonn, für die Kultur- und Veranstaltungsszene in der Region und „für das kulturelle und politische Erbe der Bundesrepublik Deutschland“. Die Sanierung, so Déus, sei ein „Mammutprojekt“ gewesen. Und er wurde ungewöhnlich deutlich: Die „aus dem Ruder gelaufenen Kosten“ müssten nun zu einem „Lernprozess in Verwaltung und Politik führen“.
Gleichzeitig verteilte Déus auch ein Lob an die Vorgängerin im Amt: Katja Dörner (Grüne) habe den „entscheidenden Schritt“ gewagt, als sie dem Rat vorgeschlagen habe, einen externen Projektsteuerer an Bord zu holen. Steffen Göbel übernahm ab 2022 die Projektleitung – ein Einschnitt, der im Rückblick als Wendepunkt gesehen wird.

Bundespräsident Steinmeier knüpfte in seiner Rede an die Symbolkraft des Hauses an. Die Beethovenhalle sei „zum Wahrzeichen für die Stadt Bonn“ geworden, „mehr noch, sie gehört zum kulturellen Erbe unseres Landes“. Vor allem aber erinnerte er an ihre Rolle als „Ort der Demokratiegeschichte“ – und an die Entstehungsgeschichte in den 1950er Jahren, als Bürgerinnen und Bürger rund eine Million D-Mark für den Bau sammelten, „eine damals unvorstellbar große Summe“. Sein Satz, der im Saal hängen blieb: Bonn habe endlich sein „musikalisches Wohnzimmer“ zurück. Und aus den vergangenen Jahren nehme man eine Erkenntnis mit, „dass Kultur für uns existenziell ist, dass echte Begegnungen für uns Menschen existenziell sind“.

Dass dieser Abend überhaupt stattfinden konnte, war allerdings ein Weg mit vielen Umwegen. Die Sanierung der denkmalgeschützten Halle wurde 2016 beschlossen. Damals war der Plan vergleichsweise geradlinig: rund 60 Millionen Euro, Fertigstellung zum Beethovenjahr 2020. Doch daraus wurde bekanntlich nichts. Bauliche Probleme, Streit mit Planungsbüros und Architekten sowie fehlendes Personal warfen den Zeitplan immer wieder über den Haufen. Mit jeder Verzögerung wuchs auch die Rechnung – am Ende auf rund 221 Millionen Euro.
Jetzt aber steht erst einmal der Neustart im Vordergrund: Licht an, Vorhang auf, Bonn im Konzertmodus. Die Beethovenhalle ist zurück – mit großem Klang, großem Publikum und dem spürbaren Wunsch, dass die nächsten Kapitel weniger von Baustellen und mehr von Musik erzählt werden.

Am Samstag, 20. Dezember 2025, gibt es auch für die Bevölkerung die Möglichkeit, sich die neue Beethovenhalle von innen anzusehen. Beim Tag der offenen Tür von 14 bis 20 Uhr können Halle und Rahmenprogramm besichtigt werden. Alle Infos gibt es auf der Website der Beethovenhalle.
Bundesstadt.com hatte schon in der Vergangenheit über die Beethovenhalle berichtet:
- 2013 war noch in der Diskussion, ob statt der Sanierung ein Neubau besser sei
- 2019 waren die gestiegenen Baukosten bereits ein heftig diskutiertes Thema
Alle Fotos: Marc John



