In der vergangenen Woche war die UN-Stadt Bonn auch wieder BIMUN-Stadt. Ein Interview mit der Leiterin des Medienteams Ines Kirchner.
Bundesstadt.com: Was ist die BIMUN überhaupt?
Ines Kirchner: Der Verein BIMUN/SINUB e.V. (Bonn International Model United Nations/Simulation Internationale des Nations Unies de Bonn) wurde 2002 von Studenten der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität Bonn ins Leben gerufen. Jedes Jahr findet eine Simulationskonferenz der Vereinten Nationen und der Europäischen Union statt. Sie ist eine von vielen Model-United-Nations-Organisationen, abgekürzt MUN-Organisationen.
Was ist das Ziel der Modell-UN?
Der gemeinnützige Verein möchte Studierenden internationale Thematiken und Problematiken näher bringen und ihnen dabei helfen, ein Bewusstsein für politisches Handeln zu entwickeln. Eine Modell-UN zielt außerdem darauf ab, Debattierkünste zu lehren und zu trainieren sowie diplomatische, weltoffene Kompetenzen zu fördern.
Und was macht der Verein in der Praxis?
Der 12-köpfigen Vorstand teilt sich paarweise auf verschiedene Aufgabenbereiche auf und wird von einem sechsköpfigen Kuratorium beraten. Neben der Simulationskonferenz, die seit 2009 als „grüne“ Konferenz auch dem Konzept der Nachhaltigkeit gewidmet ist, sind im Verlauf der Jahre noch weitere Vereinsaktivitäten hinzugekommen. Dazu zählen die BIMUN/SINUB-Vorlesungsreihe sowie das Mini-MUN-Projekt in Zusammenarbeit mit dem Verein Politischen Handelns, bei dem BIMUN/SINUB e.V in Zusammenarbeit mit Schulen eine eintägige UN-Simulationskonferenz für Schüler veranstaltet.
Wer bezahlt denn das alles?
Finanziert werden der Verein und die jährliche Konferenz über Sponsoren und Kooperationspartner.
In der vergangenen Woche fand ja wieder die Konferenz in Bonn statt. Was war da genau los?
Es handelte sich um die jährliche BIMUN-Konferenz, bei welcher Sitzungen des EU-Consiliums sowie von fünf Gremien der UN – Internationaler Gerichtshof, Sicherheitsrat, Wirtschafts- und Sozialrat, Commission on Crime Prevention and Criminal Justice, Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen – simuliert wurden. Unter dem Motto „Dimensions of Development: Challenging the Status Quo – Envisioning Alternative Frameworks” wurden jeweils zwei Themen debattiert und gemeinsame Resolutionen verfasst, zum Beispiel zu „Global cooperation on managing nuclear threats“ oder „International cooperation against transnational environmental crimes“.
Das klingt international. Spricht man da eine ganze Woche nur Englisch?
Ja, wie auch bei der „realen“ UN ist die Hauptamtssprache stets Englisch. Das Komitee ECOSOC war aber sogar trilingual (Englisch, Französisch, Spanisch), sodass extra Übersetzer von der FH Köln bereitgestellt wurden.
Ist denn da so ein internationales Publikum? Wer kommt zu so einer Konferenz?
Nicht zuletzt wegen ihres großen sozialen Rahmenprogramms erfreuen sich MUNs weltweit großer Beliebtheit. Wer einmal damit angefangen hat, fährt nur zu gern direkt zur nächsten Konferenz und wartet nicht ein Jahr auf die MUN in seiner Stadt. So waren auch in Bonn Teilnehmer aus aller Welt dabei. Den weitesten Weg hatte die Marokko-Delegierte aus dem Sicherheitsrat: Sie stieg in Los Angeles ins Flugzeug. Aus Nigeria kamen sogar zwei blinde Teilnehmer inklusive Begleiter nach Bonn. Insgesamt waren 35 Nationen vertreten. Dank des Veranstaltungsorts dominierte natürlich Deutschland: 40 Prozent der Teilnehmer reisten aus dem ganzen Land in die alte Bundeshauptstadt.
Zur Eröffnungs- und Schlusszeremonie waren außerdem Gastredner geladen, zum Beispiel Vizebürgermeisterin Angelika Kappel oder ein Richter vom Internationalen Gerichtshof, Sir Kenneth Keith.
Wie viele waren insgesamt da?
Dieses Jahr waren es 230 Teilnehmer plus Vorstand.
Und welche Aufgaben hat man als Teilnehmer der BIMUN-Konferenz?
Wer sich für die BIMUN-Konferenz anmeldet, bewirbt sich entweder als Chair, also Vorsitzender der Komitees, Delegierter, Richter am Internationalen Gerichtshof, als Journalist im Media Team, Vorstandsassistent oder Organisator.
Es gab eine Menge Journalisten bei der Konferenz, die du als Chief Editor angeleitet hast. Wozu braucht eine Modell-Organisation ein Medienteam?
Damit die Sitzungen möglichst realitätsnah simuliert werden, braucht es natürlich auch Journalisten, die über die Inhalte der Sessions – und dem Drumherum! – berichten. Wir haben fleißig getwittert und die Fernsehshow „Bimun News Night“ erstellt. Das Hauptaugenmerk lag aber eindeutig auf der Website bimunnews.net.
Die Website sieht sehr umfangreich aus.
Kein Wunder. Für die Befüllung der Seite waren knapp 15 Journalisten notwendig, die für verschiedene Mediengattungen schrieben. Wir hatten zum Beispiel die „BIMUN Sun“ oder „Al Waazeera“.
Und die musstest du alle koordinieren?
Ja, ich musste dafür sorgen, dass alle gleichmäßig über die Komitees verteilt waren, auch mal unpolitische oder BIMUN-eigene Themen behandelt werden und die Texte online einwandfrei waren, was Sprache und Formatierung anging.
Klingt anstrengend.
Es war wirklich stressig. Nicht nur, dass man das Team durchgängig betreute und darauf achten musste, dass jeder pünktlich vor Ort war und auch Zeit zum Schreiben hatte, es musste auch viel mit Vorstand und Komitee-Vorsitzenden geklärt werden. So hatten wir uns zum Beispiel als „Green Conference“-Maßnahme ausgedacht, dass mittwochs um 17 Uhr das Licht ausging. Sowas muss natürlich genauestens geplant werden. Im Grunde lief man die ganze Zeit von einem Ort zum anderen und haute zwischendurch noch was in die Tasten. Das war eine große Herausforderung, dank des vielen Networkings und der netten Teilnehmer aber natürlich auch eine richtig coole Erfahrung.
Du würdest es also wieder machen?
Wenn ich die Zeit dafür hätte: ja. Dann aber auch an einem anderen Ort!
[…] (12.12.13): Bundesstadt.com hat mich zu BIMUN […]