Die Modell-Welt traf sich in Bonn

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In der vergangenen Woche war die UN-Stadt Bonn auch wieder BIMUN-Stadt. Ein Interview mit der Leiterin des Medienteams Ines Kirchner.

BIMUN-Konferenz 2013
Alle Teilnehmer der BIMUN-Konferenz (Foto: BIMUN/SINUB e.V.)

Bun​des​stadt​.com: Was ist die BIMUN überhaupt?

Ines Kirch­ner: Der Ver­ein BIMUN/SINUB e.V. (Bonn Inter­na­tio­nal Model United Nations/Simulation Inter­na­tio­nale des Nati­ons Unies de Bonn) wurde 2002 von Stu­den­ten der Rhei­ni­schen Friedrich-Wilhelms Uni­ver­si­tät Bonn ins Leben geru­fen. Jedes Jahr fin­det eine Simu­la­ti­ons­kon­fe­renz der Ver­ein­ten Natio­nen und der Euro­päi­schen Union statt. Sie ist eine von vie­len Model-United-Nations-Organisationen, abge­kürzt MUN-Organisationen.

Was ist das Ziel der Modell-UN?

Der gemein­nüt­zige Ver­ein möchte Stu­die­ren­den inter­na­tio­nale The­ma­ti­ken und Pro­ble­ma­ti­ken näher brin­gen und ihnen dabei hel­fen, ein Bewusst­sein für poli­ti­sches Han­deln zu ent­wi­ckeln. Eine Modell-UN zielt außer­dem dar­auf ab, Debat­tier­künste zu leh­ren und zu trai­nie­ren sowie diplo­ma­ti­sche, welt­of­fene Kom­pe­ten­zen zu fördern.

Und was macht der Ver­ein in der Praxis?

Der 12-köpfigen Vor­stand teilt sich paar­weise auf ver­schie­dene Auf­ga­ben­be­rei­che auf und wird von einem sechs­köp­fi­gen Kura­to­rium bera­ten. Neben der Simu­la­ti­ons­kon­fe­renz, die seit 2009 als „grüne“ Kon­fe­renz auch dem Kon­zept der Nach­hal­tig­keit gewid­met ist, sind im Ver­lauf der Jahre noch wei­tere Ver­eins­ak­ti­vi­tä­ten hin­zu­ge­kom­men. Dazu zäh­len die BIMUN/SINUB-Vorlesungsreihe sowie das Mini-MUN-Projekt in Zusam­men­ar­beit mit dem Ver­ein Poli­ti­schen Han­delns, bei dem BIMUN/SINUB e.V in Zusam­men­ar­beit mit Schu­len eine ein­tä­gige UN-Simulationskonferenz für Schü­ler veranstaltet.

Wer bezahlt denn das alles?

Finan­ziert wer­den der Ver­ein und die jähr­li­che Kon­fe­renz über Spon­so­ren und Kooperationspartner.

In der ver­gan­ge­nen Woche fand ja wie­der die Kon­fe­renz in Bonn statt. Was war da genau los?

Es han­delte sich um die jähr­li­che BIMUN-Konferenz, bei wel­cher Sit­zun­gen des EU-Consiliums sowie von fünf Gre­mien der UN – Inter­na­tio­na­ler Gerichts­hof, Sicher­heits­rat, Wirtschafts- und Sozi­al­rat, Com­mis­sion on Crime Preven­tion and Cri­mi­nal Justice, Ent­wick­lungs­pro­gramm der Ver­ein­ten Natio­nen – simu­liert wur­den. Unter dem Motto „Dimen­si­ons of Deve­lop­ment: Chal­len­ging the Sta­tus Quo – Envi­sio­ning Alter­na­tive Frame­works” wur­den jeweils zwei The­men debat­tiert und gemein­same Reso­lu­tio­nen ver­fasst, zum Bei­spiel zu „Glo­bal coope­ra­tion on mana­ging nuclear thre­ats“ oder „Inter­na­tio­nal coope­ra­tion against trans­na­tio­nal environ­men­tal crimes“.

Das klingt inter­na­tio­nal. Spricht man da eine ganze Woche nur Englisch?

Ja, wie auch bei der „rea­len“ UN ist die Hauptamts­spra­che stets Eng­lisch. Das Komi­tee ECOSOC war aber sogar tri­lin­gual (Eng­lisch, Fran­zö­sisch, Spa­nisch), sodass extra Über­set­zer von der FH Köln bereit­ge­stellt wurden.

Ist denn da so ein inter­na­tio­na­les Publi­kum? Wer kommt zu so einer Konferenz?

Nicht zuletzt wegen ihres gro­ßen sozia­len Rah­men­pro­gramms erfreuen sich MUNs welt­weit gro­ßer Beliebt­heit. Wer ein­mal damit ange­fan­gen hat, fährt nur zu gern direkt zur nächs­ten Kon­fe­renz und war­tet nicht ein Jahr auf die MUN in sei­ner Stadt. So waren auch in Bonn Teil­neh­mer aus aller Welt dabei. Den wei­tes­ten Weg hatte die Marokko-Delegierte aus dem Sicher­heits­rat: Sie stieg in Los Ange­les ins Flug­zeug. Aus Nige­ria kamen sogar zwei blinde Teil­neh­mer inklu­sive Beglei­ter nach Bonn. Ins­ge­samt waren 35 Natio­nen ver­tre­ten. Dank des Ver­an­stal­tungs­orts domi­nierte natür­lich Deutsch­land: 40 Pro­zent der Teil­neh­mer reis­ten aus dem gan­zen Land in die alte Bundeshauptstadt.

Zur Eröffnungs- und Schluss­ze­re­mo­nie waren außer­dem Gast­red­ner gela­den, zum Bei­spiel Vize­bür­ger­meis­te­rin Ange­lika Kap­pel oder ein Rich­ter vom Inter­na­tio­na­len Gerichts­hof, Sir Ken­neth Keith.

Wie viele waren ins­ge­samt da?

Die­ses Jahr waren es 230 Teil­neh­mer plus Vorstand.

Und wel­che Auf­ga­ben hat man als Teil­neh­mer der BIMUN-Konferenz?

Wer sich für die BIMUN-Konferenz anmel­det, bewirbt sich ent­we­der als Chair, also Vor­sit­zen­der der Kom­it­ees, Dele­gier­ter, Rich­ter am Inter­na­tio­na­len Gerichts­hof, als Jour­na­list im Media Team, Vor­stands­as­sis­tent oder Organisator.

BIMUN-Medienteam
Ines Kirchner (vorne, 3. von rechts) und ihr Medienteam (Foto: BIMUN/SINUB e.V.)

Es gab eine Menge Jour­na­lis­ten bei der Kon­fe­renz, die du als Chief Edi­tor ange­lei­tet hast. Wozu braucht eine Modell-Organisation ein Medienteam?

Damit die Sit­zun­gen mög­lichst rea­li­täts­nah simu­liert wer­den, braucht es natür­lich auch Jour­na­lis­ten, die über die Inhalte der Ses­si­ons – und dem Drum­herum! – berich­ten. Wir haben flei­ßig get­wit­tert und die Fern­seh­show „Bimun News Night“ erstellt. Das Haupt­au­gen­merk lag aber ein­deu­tig auf der Web­site bimun​news​.net.

Die Web­site sieht sehr umfang­reich aus.

Kein Wun­der. Für die Befül­lung der Seite waren knapp 15 Jour­na­lis­ten not­wen­dig, die für ver­schie­dene Medi­en­gat­tun­gen schrie­ben. Wir hat­ten zum Bei­spiel die „BIMUN Sun“ oder „Al Waazeera“.

Und die muss­test du alle koordinieren?

Ja, ich musste dafür sor­gen, dass alle gleich­mä­ßig über die Komi­tees ver­teilt waren, auch mal unpo­li­ti­sche oder BIMUN-eigene The­men behan­delt wer­den und die Texte online ein­wand­frei waren, was Spra­che und For­ma­tie­rung anging.

Klingt anstren­gend.

Es war wirk­lich stres­sig. Nicht nur, dass man das Team durch­gän­gig betreute und dar­auf ach­ten musste, dass jeder pünkt­lich vor Ort war und auch Zeit zum Schrei­ben hatte, es musste auch viel mit Vor­stand und Komitee-Vorsitzenden geklärt wer­den. So hat­ten wir uns zum Bei­spiel als „Green Conference“-Maßnahme aus­ge­dacht, dass mitt­wochs um 17 Uhr das Licht aus­ging. Sowas muss natür­lich genau­es­tens geplant wer­den. Im Grunde lief man die ganze Zeit von einem Ort zum ande­ren und haute zwi­schen­durch noch was in die Tas­ten. Das war eine große Her­aus­for­de­rung, dank des vie­len Net­wor­kings und der net­ten Teil­neh­mer aber natür­lich auch eine rich­tig coole Erfahrung.

Du wür­dest es also wie­der machen?

Wenn ich die Zeit dafür hätte: ja. Dann aber auch an einem anderen Ort!

 

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