In Lars von Triers Nymph()maniac geht es um ein sexuelles Burnout
Erst der dunkle Psychothriller „Antichrist“ (2009) über Trauerarbeit, dann der bildgewaltige Endzeitfilm „Melancholia“ (2011) – Wir sind ja einiges gewohnt vom Regisseur und Drehbuchautor Lars von Trier und seiner Hauptdarstellerin Charlotte Gainsbourg. Jetzt ihre neue Provokation: ein Abgesang auf die Sexualität. Der französische Chansonnier Serge Gainsbourg zeigte mit seiner Kunst und seinem Lebenswandel der Öffentlichkeit an, dass es bei Sexualität nicht mehr um Fortpflanzung, sondern um Lust gehe. Konsequenterweise ist es hier seine Tochter, Charlotte, die nun das Ende des Zeitalters sexueller Selbstverwirklichung und Lust aufzeigt. Getreu dem Motto: Wir amüsieren uns zu Tode. Und das ist keinesfalls lustig. Nach der sexuellen Emanzipation der vergangenen Jahrzehnte erscheint nun eine Frau wieder als Gespenst chauvinistischer Männerphantasien, nämlich als sexuell entfesselte, hysterische Bestie, ein wandernder Uterus, vor dem keiner mehr sicher ist. In einer Aneinanderreihung drastischer Bilder erzählt in „Nymph()maniac“ Joe (Charlotte Gainsbourg) ihren Lebensweg als sex- und lusthungrige Frau. Seligman (Stellan Skarsgård) überrascht sie immer wieder mit ihren Schilderungen. Er ist ein Gutmensch und hat sie auf der Straße aufgelesen, wo sie blutig-verletzt, ohnmächtig und stinkend im Schneeregen lag. Da sie weder Hilfe durch einen Krankenwagen noch von der Polizei erhalten will, nimmt er sie mit in seine ostentativ ärmliche Wohnung, die sich wie die von Carl Spitzwegs „Der arme Poet“ ausnimmt.
Eine Pseudo-Provokation zwischen Eugen Drewermann und Altherrenphantasie…
Zur Filmbesprechung bei Campus Web.
Seit 20. Februar u. a. im Bad Godesberger Kinopolis:
Monuments Men – Ungewöhnliche Helden (D/USA 2013) ist monumentaler Kitsch
George Clooneys neuer Spielfilm basiert auf dem Buch The Monuments Men (2009) von Robert M. Edsel, das die Geschichte der Monuments, Fine Arts und Archives Section, einer Abteilung zum Schutz des Kunstguts, beschreibt. Mit dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg wird auf Initiative namhafter Museumsdirektoren eine Truppe von Offizieren gebildet, die allesamt Kunst- und Museumsfachleute sind. Ihre Aufgabe ist es, durch Krieg und Plünderung bedrohte Kunstgegenstände zu schützen und den rechtmäßigen Eigentümern wieder zuzuführen.
Zusätzliche Aktualität erfährt der realhistorische Hintergrund durch den medienwirksamen Fund einer großen Anzahl von Bildern in der Wohnung von Cornelius Gurlitt in München und jüngst auch in Salzburg. Viele von Gurlitts Bildern stehen im Verdacht Raubkunst aus der Nazi-Zeit zu sein. Ein heikles Thema also, dem sich der Regisseur, Produzent, Drehbuchautor und Hauptdarsteller George Clooney widmet.
Doch schon zu Filmbeginn bei der Rekrutierung der Offiziere entwickelt sich das Drama zu einer Kriegsklamotte. Kommiss-Übungen, Helmtätscheln und bissig-betuliche Bemerkungen sollen wohl Lacher aus dem Filmpublikum kitzeln. Zudem wird romantisierender Pathos in Form von süßlicher Musikuntermalung (Soundtrack: Alexandre Desplat) über all das Schreckliche und Grauenhafte gegossen – schwerverletzte, verblutende Soldaten und das Zahngold unzähliger ermordeter Holocaust-Opfer – alles verschwindet in einer Kitschsuppe.
Die Verfilmung einer realen Geschichte mit Staraufgebot schwelgt und trieft dabei vor aufdringlichem und romantisierendem Hollywood-Pathos…
Zur Filmbesprechung bei Kultura Extra.