Drei Jahre Warten hatten also gestern endlich ein Ende: Der großartige Sting gastierte vor einem lange schon ausverkauften Haus auf dem Kunst!Rasen in der Bonner Rheinaue. Auch zahlreiche Zaungäste fanden daher ihren Weg in den beliebten Freizeitpark am Post-Tower.

2019 wurde das Konzert wegen einer krankheitsbedingten Absage Stings verlegt, doch die damals sich noch nicht abzeichnende Pandemie machte daraus dann drei lange Jahre, bis es nun endlich so weit war.

Aber was sind drei Jahre, wenn man bedenkt, dass es für mich nahezu 34 Jahre waren? Ende der 80-iger Jahre bekam ich zwei Kassetten von The Police in die Finger und ich hörte diese rauf und runter. Es war damals meine erste Erfahrung, bewusst Musik zu hören und Stings einmalige Stimme und diese genialen Songs gehen mir bis heute nicht mehr aus den Ohren.

Somit war der Opener „Message in a bottle“ natürlich gut gewählt, denn diesen Police-Song sollte nun jeder das Anwesenden kennen. Es folgten schnell hintereinander „Englishman in New York“ und „Every Little Thing She Does Is Magic“. „Bloß keine Zeit verlieren“, so hatte man den Eindruck, war das Credo des Abends. „Ihr habt nun schon so lange auf mich gewartet, da haue ich gleich mal drei Welthits hintereinander raus!“.

Sting – mit seinen 70 Jahren agil über die Bühnen schwebend, seine einzigartige Stimme gut im Griff und schön mit seiner knallgelben Jacke anzuschauen – vermeidet all zu lange Monologe oder Kommunikationen mit dem erwartungsfrohen Publikum. Rhythmisches Vorklatschen und ein, zwei kleine Scherze („Du weißt schon, dass dieser Mundharmonika-Part im Original von Stevie Wonder eingespielt wurde? Also streng Dich an!“ – Brand new day) müssen an diesem Abend reichen. Als schöne Geste für die BonnerInnen hat Sting eine kleine Beethoven-Statue in Gold mit auf die Bühne gebracht.

Bei über 40 Jahren Weltkarriere hat Sting nun die Qual der Wahl. Sein neuestes, 14. Studioalbum „The Bridge“ – von den Kritikern meiner Meinung nach zu Unrecht hier und da abgestraft – wird auch kurz bedacht (u.a. „If its love“, „Rushing Water“), doch die Menge will natürlich diese Hits hören und die Stimmung wird langsam besser.

Bei „Shape of my heart“ bekomme ich Gänsehaut – und das nicht wegen der wenig sommerlichen Temperaturen (zumindest bleibt es trocken). Diese Momente habe ich auch noch bei dem ein oder anderen Song an diesem Abend  und ich merke, wie sehr ich seine Songs mag,  verinnerlicht habe und mich freue, sie nun endlich live zu hören. Der erste Höhepunkt kommt bei „Desert Rose“ – für mich einer DER Songs von Sting. Das Publikum ist voll da und feiert dieses wunderbare Stück Musik.

Es folgen weitere Police-Klassiker, u.a. „Walking on the Moon“ oder „So lonely“ mit Bob Marley Zwischenteil. Die tolle Band – inklusive Stings ältestem Sohn Joe Sumner – und Backgroundsänger haben die Stücke gut und auch mal bewusst am Original vorbei arrangiert.

Das Konzert bleibt weiterhin doch eher ruhig und beschaulich. Sting vermeidet weiterhin längere Ansagen und Statements. Als er dann die Band ein 2. Mal vorstellt und ich einen Blick auf die Setlist des Vorabends in Holland werfe, wird klar, dass es wohl schon dem Ende zugeht. Sting ist bei seiner Zeitreise zügig unterwegs und hat die 16 Songs schnell hinter sich gebracht und dafür gerade mal knapp 75 Minuten benötigt.

Als Zugabe bringt er das geniale „Roxanne“ und „Fragile“ – ein Lied, welches er wohl nur spielt, wenn er in Stimmung ist. Immerhin, denn danach ist die Magie recht schnell vorbei und Sting verlässt die Bühne.

Fazit? Sting fehlte noch in meiner Liste meiner absoluten Lieblings-Künstler von Weltformat, die ich live erleben wollte, somit schon mal einen Haken dran. Das „gefühlt“ doch recht kurze Konzert und das manchmal professionell wirkende „runter spielen“ der Welthits wird sicherlich dem ein oder anderen Konzertbesucher nicht entgangen sein.

Von daher bin ich auch etwas hin- und her gerissen. Ein Blick auf die Konzerte seiner bisherigen Auftritte zeigt aber, dass er in Bonn keinesfalls „unterperformte“ sondern – sagen wir mal – solide ablieferte.

Setlist Sting, 10.07.2022, Bonn, Kunstrasen: https://www.setlist.fm/setlist/sting/2022/kunstrasen-bonn-bonn-germany-6bb57ab2.html

KOMMENTIEREN

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein