Ab­schluss­ap­plaus für ‚Oberst Cha­bert‘ an der Oper Bonn | Fo­to (c) as

In Bonn er­strahlt das Thea­ter in neu­em Licht. Jens Groß lös­te Schau­spiel­di­rek­to­rin Ni­co­la Bramkamp ab, nann­te die Bad Go­des­ber­ger Kam­mer­spie­le kur­zer­hand in Schau­spiel­haus um und setz­te auch das In­te­ri­eur vor Ort neu in Sze­ne; et­wa mit Neu­po­si­tio­nie­rung von Bar und Garderobe.

Die letz­te Zu­sam­men­schau ist schon wie­der ein hal­bes Jahr her. Se­hens­wer­te Vor­füh­run­gen der neu­en Spiel­zeit lau­fen be­reits nicht mehr (et­wa Vik­tor Ull­manns Der Kai­ser von At­lan­tis, ei­ne Ko­pro­duk­ti­on mit dem dies­jäh­ri­gen Beet­ho­ven­fest).

Ge­ra­de in der dunk­len Jah­res­zeit, wenn es drau­ßen kalt und reg­ne­risch ist, kön­nen le­ben­di­ge Büh­nen­er­zäh­lun­gen be­rau­schen und auf neue Ge­dan­ken brin­gen. Denn thea­tra­le Sze­ne­rien le­sen sich manch­mal wie ein gu­tes Buch. Ein Vor­hang öff­net sich nicht nur, wenn man et­wa in Mi­cha­el Cun­ning­hams Ein wil­der Schwan (2017) schmö­kert und zar­te, de­tail­ver­lieb­te, kon­trast­rei­che Schwarzweiß-Illustrationen von Yu­ko Shi­mi­zu be­staunt. Min­des­tens so gut, wie Cun­ning­hams neu er­zähl­te Mär­chen aus Er­wach­se­nen­per­spek­ti­ve – Hän­sel und Gre­tel aus der Sicht der He­xe, Rum­pel­stilz­chen aus der Per­spek­ti­ve der Ti­tel­fi­gur oder Schnee­wit­chen ganz aus dem Blick des wach­küs­sen­den Prin­zen – un­ter­hal­ten Re­per­toire­stü­cke wie der mär­chen­haf­te Opern-Klassiker Die Zau­ber­flö­te am Thea­ter Bonn. Doch be­gin­nen wir mit der Spar­te Tanz…

Ab­schluss­ap­plaus für Tanz­gast­spiel an der Oper Bonn | Fo­to (c) as

High­lights des in­ter­na­tio­na­len Tan­zes am Bon­ner Opern­haus. Nächs­te Vor­füh­rung am 7. und 8. November

Es gab zu­letzt ganz vir­tuo­se Tanz­dar­bie­tun­gen am Thea­ter Bonn zu be­stau­nen. Das Mährisch-Schlesische Na­tio­nal­thea­ter be­geis­ter­te am 12. Ok­to­ber mit der Vor­stel­lung von Two Worlds/One World und atem­be­rau­ben­den Cho­reo­gra­phien wie „Fal­ling An­gels“. Hier form­ten acht Tän­ze­rin­nen zu viel­schich­ti­gen Trom­mel­rhyth­men Ste­ve Reichs auf ei­ner ef­fekt­voll mit Schat­ten aus­ge­leuch­te­ten Büh­ne kraftvoll-dynamische, ein­drück­lich syn­chro­ne Fi­gu­ren, die Kon­flik­te, Zu­ge­hö­rig­keit oder Un­ab­hän­gig­keit an­deu­te­ten. Auch die rei­ne Män­ner­be­set­zung in It­zik Ga­li­lis Cho­reo­gra­phie „Sub“ zur mi­ni­ma­lis­ti­schen Mu­sik Mi­cha­el Gordons wuss­te mit energievoll-dynamischen Tanz­dar­bie­tun­gen nach­hal­tig zu be­ein­dru­cken. Er­wähnt sei zu­dem das fran­zö­si­sche Ma­lan­da­in Bal­let Bia­ritz, das jüngst die neue Pro­duk­ti­on Noé (No­ah) am Thea­ter Bonn zeig­te. Cho­reo­graph Thier­ry Man­da­lain er­zähl­te hier zu Gio­ac­chi­no Ros­si­nis Mes­sa di Glo­ria mit ei­nem gro­ßen En­sem­ble den My­thos der Sint­flut als Sinn­bild des Men­schen nach, der in le­ben­di­gen Fi­gu­ren stets neue En­er­gie aus dem We­sen sei­nes Seins schöpft.

W. A. Mo­zarts Die Zau­ber­flö­te am Bon­ner Opern­haus. Nächs­te Ter­mi­ne 1. und 18. November

Die mär­chen­haf­ten Rät­sel, die Mo­zarts letz­te und zu­gleich po­pu­lärs­te Oper Die Zau­ber­flö­te auf­gibt, wer­den in Jür­gen Ro­ses seit 1996 er­folg­rei­cher Bon­ner Auf­füh­rung wie­der ef­fekt­voll in Sze­ne ge­setzt. Zur Be­spre­chung

Ab­schluss­ap­plaus für ‚Xer­xes‘ an der Oper Bonn | Fo­to (c) as

Ge­org Fried­rich Hän­dels Xer­xes am Bon­ner Opern­haus. Nächs­te Ter­mi­ne am 3. und 25. November

Der ita­lie­ni­sche Re­gis­seur Leo­nar­do Mus­ca­to ver­lässt sich in sei­nem Deutschland-Debüt auf ei­ne ein­drück­lich durch­ge­hal­te­ne co­mic­stri­p­ar­ti­ge Äs­the­tik. Mensch­li­che Lei­den­schaf­ten, Sehn­süch­te und Macht­wahn wer­den hier kon­se­quent nicht ernst ge­nom­men. Zur Be­spre­chung

Aischy­los‘ Die Ores­tie am Bon­ner Schau­spiel­haus. Nächs­te Ter­mi­ne am 2. und 18. November

Das Dra­ma be­leuch­tet Me­cha­nis­men von Stra­fe, Ge­walt und Schuld. Ob­wohl viel ge­schrien und ge­ze­tert wird, ver­mit­telt Mar­co Štorm­ans In­sze­nie­rung je­doch die Be­weg­grün­de und Lei­den­schaft der Fi­gu­ren nicht schlüs­sig. Es fehlt an ei­ner nach­voll­zieh­ba­ren Per­so­nen­füh­rung. Vie­le der Fi­gu­ren ste­hen oder sit­zen mi­nu­ten­lang un­mo­ti­viert im Raum, un­be­weg­lich wie Sta­tu­en. Zur Be­spre­chung

Aria­ne Kochs Wer ist Wal­ter in der Werk­statt. Nächs­te Ter­mi­ne am 2. und 9. November

Die Fi­gu­ren­kon­stel­la­ti­on bleibt un­schlüs­sig und im­pro­vi­siert. Es ent­wi­ckelt sich nur ober­fläch­lich ei­ne Hand­lung. Trotz­dem be­rei­tet es sicht­lich Ver­gnü­gen, den ver­schmitzt agie­ren­den Dar­stel­lern – al­len vor­an der be­tont duss­lig drein­bli­cken­den Le­na Gey­er – bei ih­rer ab­we­gig ziel­lo­sen Ex­kur­si­on bei­zu­woh­nen. Zur Be­spre­chung

Ab­schluss­ap­plaus für ‚Kiss me, Ka­te‘ an der Oper Bonn | Fo­to (c) as

Co­le Por­ters Kiss me, Ka­te am Bon­ner Opern­haus. Nächs­te Ter­mi­ne am 10. und 17. November

Die Ko­pro­duk­ti­on mit dem Thea­ter Dort­mund, wo die In­sze­nie­rung in der Spiel­sai­son 2015/16 ge­zeigt wur­de, über­zeugt ins­be­son­de­re durch reich­hal­ti­ge tän­ze­ri­sche Sze­ne­rien und au­gen­zwin­kernd fun­keln­den Witz. Zur Be­spre­chung

Vol­taires Can­di­de am Bon­ner Schau­spiel­haus. Nächs­te Vor­stel­lun­gen am 3. und 8. November

Auf der Büh­ne des Bon­ner Schau­spiel­hau­ses ste­chen die fan­ta­sie­vol­len Kos­tü­me und die star­ke Wan­del­bar­keit des ab­schüs­si­gen Büh­nen­bil­des mit be­weg­li­chen Ele­men­ten ins Au­ge. Im Ver­lauf der et­wa zwei­ein­halb­stün­di­gen Vor­füh­rung er­scheint die dunk­le und be­weg­li­che Büh­ne mal mo­nu­men­tal, dann wie­der fra­gil und ist di­ver­sen Stu­fen der Zer­stö­rung aus­ge­setzt. Zur Be­spre­chung

Lo­thar Kitt­steins Schla­fen­de Hun­de in der Werk­statt. Nächs­te Vor­stel­lung am 29. November

Das Dra­ma über den Ver­kauf oder auch Aus­ver­kauf lä­cher­lich an­mu­ten­der Träu­me hat von An­fang an Ver­ve. Ei­ne ins­ge­samt höchst ver­gnüg­li­che Vor­füh­rung, die be­wusst kei­ner­lei po­li­ti­sche Kor­rekt­heit an den Tag legt. Zur Be­spre­chung

Al­le Fo­tos vom je­wei­li­gen Ab­schluss­ap­plaus (c) Ans­gar Skoda

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