Ich bin durch einige enge Gassen in Paris gelaufen und plötzlich stand ich vor einem Antiquitätengeschäft. Ein Laden voller alter Spielzeuge. Ich habe gedacht ‚Darin könnte man sofort Variete spielen‘. So bin ich auf die Idee gekommen.
Kurz vor Beginn der Premiere der neuen Show Toys im GOP in Bonn erinnert sich Werner Buss, der künstlerische Direktor der GOP Entertainment Group, an den Moment, als ihm der erste Baustein für diese bemerkenswerte Show zufiel. Im Anschluss daran habe er intensiv Ausschau gehalten nach jungen Künstlern, die in dieses Spielzeuggeschäft passten.
So kam eine Show zustande, die das GOP Entertainment Group im 25. Jahr ihres Bestehens auf ihre Bühnen in ganz Deutschland brachte und die nun – passend zur Vorweihnachtszeit – nach Bonn gekommen ist.
Nachts im Spielzeugladen
Die Show beginnt in einem abgedunkelten Spielzeugladen antiker Couleur. Der Besitzer wirft einen letzten Blick auf die Regale, bevor er durch die Tür verschwindet und den Laden verschließt. Kaum ist er gegangen, erwacht der Raum zum Leben.
Von diesem Moment an reihen sich fast spielerisch die akrobatischen und unterhaltsamen Darbietungen der Künstler aneinander. Der Berliner Gabor Vosteen hält als „Flötenmann“ mit seiner Blockflöten-Akrobatik den Abend zusammen. Er dient als der rote Faden, der die anderen Künstler im Programm plaziert.
Den Anfang macht die erst 19jährige Kateryna Kurichenko mit ihrer Hula-Hoop-Nummer. So spielend leicht lässt sie dabei die weißen Kunststoffringe durch ihre Hände und um ihren Körper gleiten, dass man denkt, die Ringe würden verschmelzen. Und ist unsereins in jüngeren Jahren mit einem einzigen Ring bereits gescheitert, zeigt die junge Ukrainerin, wie sie einen ganzen Stapel gleichzeitig beherrscht.
Ruhige Töne, spannende Akrobatik
Es ist durch das gesamte Programm auffällig, das es keiner laut-donnernden Dramatikmusik bedarf, um die einzelnen Auftritte wirken zu lassen. Im Gegenteil: Der Abend ist dominiert von sanften Klängen, die den romantischen Touch des Programms zusätzlich untermalt.
Dabei sind sowohl die berauschende Einrad-Nummer des Franzosen Thomas Vey als auch – und vor allem – die atemberaubende Trapeznummer des Duo Musa durchaus adrenalin-anregend. Sie wechseln sich ab mit graziösen Nummern der Portugiesin Joe Martinho, deren Equilibristik-Nummer durch die beengte Sicht der Zuschauer auf die Bühne ein wenig leidet, wie auch des Duos Dinh Anh.
Insbesondere bei der letzteren Darbietung kommt Gänsehaut auf, als Gabor Vosteen selber das Duo musikalisch mit seiner Flöte begleitet. Auch an dieser Stelle wird deutlich spürbar, dass dieses Programm davon lebt, dass nicht einer nach dem anderen als Solo-Nummer auftritt, sondern immer wieder alle Künstler gemeinsam auf der Bühne den Ablauf und die Übergänge gestalten.
Den Höhepunkt des zweiten Programmteiles stellen zweifellos die Künstler Boystsovs dar, die mit ihrer Show, dem Russischen Baren, das Publikum zum Staunen und zum Jubeln bringen.
Eine liebevoll leichte Show
Regisseur Ulrich Thon und Choreografin Anett Simmen haben mit Toys eine Show kreiert, die ohne große akustische Knalleffekte auskommt. Die Akrobaten selber sorgen für die Spannung an diesem Abend und verleihen damit dem Programm eine authentische und liebevoll leichte Note.
Die Romantik bekommt an diesem Abend den Raum, den sich Werner Buss seinerzeit in Paris sicherlich gewünscht hat. Das Publikum nimmt die Einladung zur Rückbesinnung auf die eigene Kindheit gerne und dankbar an. Langanhaltender Applaus ist an diesem Abend der Dank an die Akrobaten, das kreative und das technische Team, sowie das Serviceteam des Hauses. Es bleiben Bilder im Kopf, die die Zuschauer noch lange begleiten werden.
Weitere Informationen auf der Spielplanseite des GOP in Bonn.