In Bonn wird viel daran herum kritisiert, dass Dinge nicht in Ordnung gehalten werden. Insbesondere wenn es um Grünflächen geht, ist der Bürger schnell dabei, nach der Stadt zu rufen. Dass es auch anders geht, zeigt die Urban Gardening-Initiative in Buschdorf.
Die Buschdorferin Ilka Sikora-Wörster nahm im November 2015 an einer Veranstaltung des Grünflächenamtes in der Ermekeil-Kaserne teil. Dort wurde diskutiert, welche Möglichkeiten Urban Gardening den Menschen im städtischen Umfeld bietet und welche Optionen es dafür speziell in Bonn gibt. Denn seitdem bekannt geworden ist, dass die Stadt bei der Pflege der Grünflächen den Rotstift ansetzen muss, stehen die Chancen für das private Engagement in der Grünflächenpflege deutlich besser als zuvor.
Plan zur Verschönerung einer alten Bahnstrecke
Sikora-Wörster hatte schnell eine Idee parat. Im Mittelpunkt standen die quer durch Buschdorf verlaufenden ehemaligen Industriegleise der Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK). Dieser Schienenstrang ist seit Jahren unbenutzt. Seit mindestens zwei Jahren haben die Eigentümer die Pflege der Gleisanlage eingestellt. Auch wenn immer wieder Gedankenspiele im Raum stehen, diese neu zu nutzen, wurde mit der Demontage der Sicherungseinrichtungen an den Bahnübergängen Otto-Hahn-Straße und Friedlandstraße im Jahr 2015 klar, dass es auf absehbare Zeit dafür kein Konzept geben würde. Für Ilka Sikora-Wörster war klar, dass diese Gleise Potential haben.
Im Sommer 2015 hatte sie ihren Plan soweit gestaltet, dass sie damit an die Öffentlichkeit gehen konnte. Mit kleinen Wurfsendungen wurden die Buschdorfer informiert, dass die Urban Gardening-Initiative in Buschdorf bereit war, mit der Arbeit zu beginnen. Der Plan: Auf den stillgelegten Gleisen sollen aus alten Paletten gebaute Pflanzkästen aufgestellt und den Buschdorfern zur „Patenschaft“ angeboten werden. Quer durch den Ort soll auf diese Weise ein blühender Grünstreifen entstehen. Mit dem Leiter des Verkehrsamtes hatte Sikora-Wörster bereits geklärt, dass sie die Gleise würde nutzen dürfen. Mit der HGK wurde schließlich eine entsprechende Übereinkunft getroffen.
An Interesse im Ort fehlte es schließlich auch nicht. Bereits am 20. Februar nutzte eine größere Gruppe von Freiwilligen das gute Wetter dafür, die Schienen süd-östlich der Otto-Hahn-Straße vom Wildwuchs zu befreien. Mit von der Partie waren auch mehrere Flüchtlinge, Sprachschüler von Biologin Martina Klein, die sichtlich Spaß daran hatten, sich in das Projekt einzubringen und den Brombeersträuchern zu Leibe zu rücken.
Die Gruppe machte so bemerkenswerte Fortschritte, dass sie bereits am darauf folgenden Sonnabend die Rodung des zweiten großen Abschnitts zwischen Otto-Hahn-Straße und nord-westlicher Ortsgrenze in Angriff nahm. Das rege Treiben blieb von den Buschdorfern nicht unbemerkt, und die gärtnernde Gruppe konnte bei vielen Passanten Werbung für das Projekt machen.
Unter der Woche hatte eine kleine Gruppe bereits ca. einhundert gebrauchte Holzpaletten von der Ermekeilkaserne nach Buschdorf geschafft, aus denen die Pflanzkästen gebaut werden sollen. Diese lagern bis zur Verarbeitung nun auf den bereits gerodeten Gleisbereichen.
Wir brauchen Ihre Unterstützung
Am Nachmittag des 28. Februar traf sich eine Gruppe von 12 Interessierten in der Gaststätte „Alt Buschdorf“, um über die nächsten Schritte zu beraten. Ziel ist es, schnellstmöglich einige Pflanzkästen unter Anleitung von Mitgliedern der Ermekeilinitiative zu bauen, nicht nur um selber einen Eindruck dafür zu bekommen, welche Möglichkeiten sich damit ergeben, sondern auch um Interessierten zu zeigen, was die Urban Gardening-Initiative am Ende schaffen will.
Wer Interesse hat, sich einzubringen – es wird auch viel Hilfe bei Aufgaben ohne körperliche Arbeit benötigt –, kann sich mit Ilka Sikora-Wörster in Verbindung setzen. Wenn Sie einen Facebook-Account besitzen, können Sie die Aktivitäten der Gruppe auch auf deren Facebook-Seite verfolgen, die von Tania Wildoer liebevoll gepflegt wird.
Die Gruppe braucht weiterhin größere Mengen an Paletten im Euro-Format. Wenn Sie solche Paletten entbehren können, holen wir diese gerne bei Ihnen ab.
Das nächste Treffen ist am kommenden Sonntag um 14 Uhr am Bahnübergang Friedlandstraße geplant. Dann wird sich die Gruppe an den Bau der ersten Pflanzkästen machen.