Seit zwei Jahren war ich nicht mehr im GOP. Das hatte mit privaten Gründen zu tun, aber auch mit der Tatsache, dass das Varieté-Theater lange coronabedingt geschlossen war. Das jetzt gestartete Programm „Circus“ ist nun aber schon das zweite nach dem letzten Lockdown. Und, so viel kann ich schon einmal sagen, es ist genau das Richtige, um wieder in den Live-Kulturbetrieb einzusteigen.
Das GOP nimmt die Pandemie ernst. Jede:r Besucher:in muss einen Nachweis über den Impf- oder Genesenenstatus mitbringen oder einen aktuellen negativen Test vorzeigen. Drinnen erwartete mich eine sehr gut gelaunte Kellnerin und ein gewohnt gutes Essen. Dem Personal merkte man in jeder Faser an, wie froh sie sind, wieder Gäste begrüßen zu dürfen. Während des Programms tanzten sie durch die Gänge und klatschten sich ab – alleine für diese Bilder lohnte sich der Abend schon.
Es gab auch noch ein „richtiges“ Programm. Es heißt „Circus“ und stammt vom Circus-Theater „Bingo“ aus Kiew, die schon das GOP-Programm „Fashion“ gestalteten (Bericht bei Bundesstadt.com). Das Team schont das Publikum nicht, gleich zu Beginn versucht es, das müde Bonner Auditorium zum Mittanzen zu bewegen. Es ist sowieso eine Konstante im Programm, das gar nicht so viel Artistik bietet, wie vom GOP gewohnt, dafür aber immer wieder choreografierte Tanzeinlagen zu Popmusik liefert, die einen nur schwer auf dem Sitz halten. Spätestens zu Macarena kramten auch die zahlreichen Ehrengäste der Premierenvorführung in ihren Neunziger-Jahre-Erinnerungen nach den richtigen Armbewegungen.
Dennoch kommt die Artistik nicht zu kurz. Weniger ist ja auch manchmal mehr. Die Artistinnen und Artisten zeigten nicht ohne Grund stolz ihre zahlreichen Preise in die Runde.
Was da an Ringen, Luftschlaufen, Vertikaltuch, einer Polestange und mit zahlreichen Gerätschaften geboten wird, ist höchste Schublade. Besonders ins Auge stach das Duo Vitalii Neponiashchyi & Dmytro Naumenko, die mit so viel Kraft scheinbar schwerelos durch die Luft wirbelten.
Auch der Spaß über den Showrunner Eduardissimo kam natürlich nicht zu kurz. Zu einem guten Zirkus gehört nunmal der Clown. Die Gags passen nicht mehr alle in die Zeit, aber geschmunzelt habe ich dann doch an der einen oder anderen Stelle.
Das Programm „Circus“ ist sehr kurzweilig und war genau das richtige erste größere Event seit Pandemiebeginn für mich. Am Ende war ich überrascht, dass schon anderthalb Stunden vergangen waren. Das verschärfte Tempo wird auch durch den Wegfall einer Halbzeitpause erzeugt. Als Vater eines Kleinkindes war ich aber gar nicht traurig, dass der Abend kurz vor 22 Uhr beendet war.
Ich behaupte einmal: Ein GOP-Besuch hat sich selten so sehr gelohnt wie jetzt. Geht hin, unterstützt einen örtlichen Kulturbetrieb und genießt dabei auch noch ein gutes Essen! „Circus“ läuft noch bis zum 7. November 2021.