Fragen an Direktkandidat:innen im Wahlkreis Rhein-Sieg I

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Als Bundesstadt.com be­schäf­ti­gen wir uns nicht nur mit der Bun­des­stadt, son­dern auch mit dem um­ge­ben­den Rhein-Sieg-Kreis. Der ist in zwei Wahl­krei­se Rhein-Sieg I und Rhein-Sieg II auf­ge­teilt. In je­dem der bei­den Wahl­krei­se ha­ben wir sechs Kan­di­da­tin­nen und Kan­di­da­ten für ein Di­rekt­man­dat für den kom­men­den Bun­des­tag iden­ti­fi­ziert. Ih­nen ha­ben wir ei­nen Fra­ge­ka­ta­log mit zehn Fra­gen geschickt.

Hier sind die Ant­wor­ten aus dem Wahl­kreis Rhein-Sieg I, der die Ge­mein­den Ei­torf, Hennef, Loh­mar, Much, Neunkirchen-Seelscheid, Nie­der­kas­sel, Rup­picht­eroth, Sieg­burg, Trois­dorf und Wind­eck umfasst.

So­bald ein Kan­di­dat bzw. ei­ne Kan­di­da­tin die Fra­gen be­ant­wor­tet hat, wird die­ser Bei­trag ak­tua­li­siert und das In­ter­view hier ver­linkt. Die Na­vi­ga­ti­on er­folgt über die Schalt­flä­chen „Vo­he­ri­ge“ und „Nächs­te“. Die Rei­hen­fol­ge rich­tet sich nach dem Ein­gang der Ant­wor­ten. Die Ant­wor­ten selbst wur­den nicht durch Bundesstadt.com über­ar­bei­tet, son­dern stam­men di­rekt von den Kandidat:innen.

  1. Li­sa An­schütz (Bünd­nis 90/Die Grünen)
  2. Se­bas­ti­an Hart­mann (SPD)
  3. Eli­sa­beth Winkelmeier-Becker (CDU)
  4. Ralph Lo­renz (FDP)
  5. Alex­an­der S. Neu (Lin­ke)
  6. Hans Eif­ler (AfD)

1. Lisa Anschütz, Bündnis 90/Die Grünen

Li­sa An­schütz, Grüne

1. Soll­te Bonn mit dem Rhein-Sieg-Kreis fusionieren?

Die La­ge der Bun­des­stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises ver­glei­che ich im­mer mit ei­nem Spie­gelei. Bonn ist das Ei­gelb, der Rhein-Sieg-Kreis das Ei­weiß. Ei­ne Fu­si­on wä­re aus geo­gra­phi­scher Hin­sicht, aus ver­sor­gungs­tech­ni­scher Sicht für die Pla­nung von Rad, Bus oder Bahn­ver­kehr und al­lem an­de­ren sehr sinn­voll. Ab­ge­se­hen von den sehr ver­schie­de­nen Ver­wal­tungs­struk­tu­ren klappt so ein Pro­jekt nur bei ei­ner Zu­sam­men­ar­beit auf Augenhöhe.

2. Wie wich­tig wä­re ei­ne Er­neue­rung des Bonn-Berlin-Gesetzes für den Rhein-Sieg-Kreis?

Als Ber­lin Haupt­stadt wur­de war ich ge­schockt. Die Kom­pen­sa­ti­on aus dem Bonn-Berlin-Gesetz hat viel neue Or­ga­ni­sa­tio­nen und Funk­tio­nen in­stal­liert, wäh­rend die Re­gie­rungs­funk­tio­nen weg­fie­len. In den letz­ten 30 Jah­ren hat sich un­se­re Re­gi­on zu ei­nem zu­sam­men­hän­gen­den Bal­lungs­raum entwickelt.

Wir ha­ben ei­nen ho­hen Druck auf die Flä­che. Die Miet­prei­se sind sehr hoch. Es gibt we­nig be­zahl­ba­ren Woh­raum. Frei­flä­chen und land­wirt­schaft­li­che Nutz­flä­chen ste­hen mas­siv un­ter dem Druck be­baut zu werden.Die Viel­zahl an Was­ser­flä­chen und ein­zig­ar­ti­gen Na­tur­schutz­ge­bie­ten macht die Si­tua­ti­on nicht ein­fa­cher. Nach der Stark­re­gen­ka­ta­stro­phe soll­ten wir al­le kom­mu­na­len Pla­nun­gen prü­fen und für die Re­gi­on die ma­xi­ma­le Ver­sie­ge­lung fest­le­gen, da­nach wird man se­hen wie­viel Frei­flä­che es noch gibt und was da­mit ge­sche­hen soll, könn­te un­ter Be­tei­li­gung der Bür­ge­rIn­nen her­aus­ge­fun­den werden.

3. So­zia­le Brennpunkte/Stadtbezirke wa­ren Corona-Infektionsherde. Soll­ten oft be­eng­ter le­ben­de Men­schen mit an­de­ren kul­tu­rel­len Hin­ter­grün­den nicht nur in Kri­sen­zei­ten mehr in den Blick ge­nom­men und un­ter­stützt werden?

Es wä­re schön, wenn es im­mer so wä­re, dass Men­schen mit Pro­ble­men be­son­ders un­ter­stützt wer­den. Das soll­te für al­le Men­schen in un­se­rem Ge­mein­we­sen so sein. Hin­se­hen wie es dem Nach­barn geht, sich ge­gen­sei­tig un­ter­stüt­zen, wenn Not herrscht und ei­nen wert­schät­zen­des Mit­ein­an­der pfle­gen. Ge­ra­de Co­ro­na hat ge­zeigt, wie schwer es ist in Iso­la­ti­on zu leben.

4. Gibt es Ih­rer Mei­nung nach is­la­mi­sche Par­al­lel­ge­sell­schaf­ten in Bonn-Rhein-Sieg und Deutsch­land? Se­hen Sie hier ei­ne Ge­fahr oder neh­men Sie hier eher po­si­ti­ve Mul­ti­kul­tu­ra­li­tät wahr?

Mul­ti­kul­tu­ra­li­tät ist meist ein Ge­winn. Es ist so span­nend an­de­re Koch­tech­ni­ken ken­nen zu ler­nen, die der Le­bens­wei­se in ei­nem an­de­ren Land oder Kon­ti­nent an­ge­passt sind. Als Frau ha­be ich manch­mal Sor­ge um mei­ne Freiheitsrechte;dann wenn die strengs­ten is­la­mi­schen Re­geln, die Re­geln or­tho­do­xer Sek­ten oder rück­wärts ge­wand­ter Na­tio­na­lis­ten in un­se­rem Land gel­ten würden.

5. Wie se­hen Sie den Ein­fluss von Lob­by­is­ten im Bundestag?

Sehr kri­tisch, es dürf­te ihn nicht ge­ben. Schon als Kan­di­da­tin wer­de ich mit Un­ter­la­gen von Ver­bän­den über­schüt­tet, mit kos­ten­lo­sen Web­i­na­ren von Face­book und You­Tube ge­kö­dert, das RWE schickt mir ei­ne Zeitung….

6. Was hat Deutsch­land für die nächs­te Pan­de­mie aus der jet­zi­gen gelernt?

Die Pan­de­mie ist noch nicht vor­bei, die Re­gie­rung ar­bei­tet stän­dig dar­an, mit dem so schnell mu­tie­ren­den Vi­rus und dem ak­tu­el­len In­fek­ti­ons­ge­sche­hen auf Au­gen­hö­he zu blei­ben. Das wird uns auch in der nächs­ten Le­gis­la­tur­pe­ri­ode begleiten.

7. Von den Corona-Hilfen pro­fi­tier­ten ins­be­son­de­re Groß­un­ter­neh­men, die so­gar Di­vi­den­den aus­schüt­ten konn­ten. Wie möch­ten Sie KMUs und Selbst­stän­di­ge nach der Wirt­schafts­kri­se unterstützen?

In­dem ich per­sön­lich nicht bei Ama­zon, Al­di und IKEA ein­kau­fe. Die hei­mi­sche Wirt­schaft un­ter­stüt­ze ich durch den Ein­kauf re­gio­na­ler Produkte.

8. Was ist Ihr Pro­gramm, um jun­gen Men­schen mehr Sicht­bar­keit in der Po­li­tik zu verschaffen?

Jun­ge Men­schen, die sich ak­tiv an Po­li­tik be­tei­li­gen möch­ten wer­den in un­se­rer Par­tei durch viel­fäl­ti­ge Be­mü­hun­gen un­ter­stützt. Es gibt die Grü­ne Ju­gend in der Sie sich or­ga­ni­sie­ren. Es steht Ih­nen frei sich um Pos­ten in der Par­tei zu bewerben.

9. Wie schaf­fen wir aus­bau­fä­hi­ge Wind­kraft, oh­ne mit Wi­der­stand in der Be­völ­ke­rung zu rechnen?

Für mich ist es im Vor­feld sehr wich­tig ei­ne En­er­gie­bi­lanz für All­tags­din­ge zu er­stel­len. Was kos­tet der „nor­ma­le TV Film“ was kos­tet der ge­stream­te Film an En­er­gie. Wel­che En­er­gie be­nö­ti­ge ich, was kann ich vor Ort er­zeu­gen, wie schaf­fe ich es mög­lichst re­gio­na­len Strom zu ver­brau­chen, der nicht 40% Lei­tungs­ver­lus­te aus der Über­land­ver­schi­ckung hat. Wie kann ich mit re­gio­na­ler Er­zeu­gung und Ver­tei­lung Groß­an­la­gen vermeiden.

10. Braucht es ei­ne hö­he­re Be­steue­rung der Superreichen?

Ja. Nicht nur Men­schen mit sehr gro­ßem Ver­mö­gen son­dern auch Groß­kon­zer­ne müs­sen mehr zur Fi­nan­zie­rung der staat­li­chen Auf­ga­ben beitragen.

Vie­len Dank für Ih­re Antworten!

2. Sebastian Hartmann, SPD

Se­bas­ti­an Hart­mann, SPD

1. Soll­te Bonn mit dem Rhein-Sieg-Kreis fusionieren?

Die Idee ei­ner Städ­te­re­gi­on ähn­lich der Städ­te­re­gi­on Aa­chen ha­be ich im­mer po­si­tiv be­glei­tet. Ins­be­son­de­re in mei­ner Zeit als Kreis­tags­ab­ge­ord­ne­ter des Rhein-Sieg- Krei­ses ha­be ich im­mer wie­der Un­ter­stüt­zung für Ko­ope­ra­ti­ons­mo­del­le si­gna­li­siert, hier zum Bei­spiel in den Be­rei­chen der Stadt­wer­ke oder der kom­mu­na­len Mo­bi­li­tät, oder In­itia­ti­ven ein­ge­bracht. Ei­ne Fu­si­on hal­te ich den­noch für un­rea­lis­tisch, zu­mal die­ser Pro­zess lang­wie­rig ist und das Ge­bil­de hier­nach sehr groß wä­re. Zu­dem ist Bonn nicht in al­len Tei­len des Rhein-Sieg-Kreises der ers­te Be­zugs­punkt. Wich­ti­ger ist es, dass die vor­han­de­nen Struk­tu­ren wie Me­tro­pol­re­gi­on oder Stadt­wer­ke Koope- ra­ti­on wirk­lich mit Le­ben ge­füllt werden.

2. Wie wich­tig wä­re ei­ne Er­neue­rung des Bonn-Berlin-Gesetzes für den Rhein- Sieg-Kreis?

Ich set­ze mich seit vie­len Jah­ren für ei­nen Berlin-Bonn-Vertrag ein. Es ist dra­ma­tisch, dass die­ser Ver­trag auch durch die man­geln­de Ent­schei­dungs­be­reit­schaft der re­gio­na­len Kom­mu­nal­po­li­tik trotz mehr­fa­cher In­itia­ti­ven nicht vor­an­ge­kom­men ist. Bonn leis­tet als Stadt der in­ter­na­tio­na­len Zu­sam­men­ar­beit und UNO-Standort vor al­lem in den Be­rei­chen Nach­hal­tig­keit, Ge­sund­heit, Bil­dung und Si­cher­heit ei­nen wich­ti­gen Bei­trag für das ge­sam­te Bun­des­ge­biet. Im Be­reich Si­cher­heit sind hier ne­ben der Si­cher­heits­for­schung zen­tra­le Bun­des­ein­rich­tun­gen wie das Bun­des­amt für Si­cher­heit und In­for­ma­ti­ons­tech­nik (BSI), das Bun­des­amt für Be­völ­ke­rungs­schutz und Ka­ta­stro­phen­hil­fe (BBK) und das Tech­ni­sche Hilfs­werk (THW) an­ge­sie­delt. Sie sind von bun­des­wei­ter Be­deu­tung und müs­sen kon­ti­nu­ier­lich mas­siv aus­ge­baut wer­den. Da­für ha­be ich mich als zu­stän­di­ger Be­richt­erstat­ter im Bun­des­tag ein­ge­setzt: So wur­den zum Bei­spiel die Bun­des­haus­halts­mit­tel für das BBK und THW in der ver­gan­ge­nen Le­gis­la­tur­pe­ri­ode mehr als ver­dop­pelt – auf 258 Mil­lio­nen Eu­ro bis 2022 für das BBK und 499 Mil­lio­nen Eu­ro für das THW.

Für mich ist klar: Bonn soll ein ei­gen­stän­di­ges bun­des­po­li­ti­sches Zen­trum sein. Da­von wür­de auch der Rhein-Sieg-Kreis pro­fi­tie­ren. Die Zu­sa­gen des SPD- Kanz­ler­kan­di­da­ten Olaf Scholz sind ein­deu­tig, was die Si­che­rung des Stand­orts Bonn an­geht. Ei­ne ähn­li­che Aus­sa­ge wür­de ich mir auch von der Mit­be­wer­be­rin der Grü­nen wünschen.

3. So­zia­le Brennpunkte/Stadtbezirke wa­ren Corona-Infektionsherde. Soll­ten oft be­eng­ter le­ben­de Men­schen mit an­de­ren kul­tu­rel­len Hin­ter­grün­den nicht nur in Kri­sen­zei­ten mehr in den Blick ge­nom­men und un­ter­stützt werden?

Es ist rich­tig und wich­tig, dass auch durch mo­bi­le Impf­teams Men­schen in so­zia­len Brenn­punk­ten Zu­gang zu Imp­fun­gen er­hal­ten. Denn Imp­fen darf kei­ne so­zia­le Fra­ge sein. Als So­zi­al­de­mo­krat tre­te ich ein für ei­ne welt­of­fe­ne und viel­fäl­ti­ge Ge­sell­schaft, in der al­le gleich­be­rech­tigt teil­ha­ben. Ein wich­ti­ges Fun­da­ment da­für ist ein chan­cen­glei­cher Zu­gang zu Bil­dung für al­le. Bil­dung ist der Schlüs­sel ei­ner of­fe­nen Ge­sell­schaft und so­zia­lem Zu­sam­men­halt. Für ein so­zi­al ge­rech­tes und in­klu­si­ves Bil­dungs­sys­tem brau­chen wir mehr In­ves­ti­tio­nen in Ki­tas, Schu­len und Be­rufs­schu­len so­wie mehr qua­li­fi­zier­te Er­zie­he­rin­nen und Er­zie­her so­wie Lehr­kräf­te. Zu­dem ist es mein Ziel, al­len Kin­dern und Ju­gend­li­chen un­ab­hän­gig vom El­tern­haus und des­sen fi­nan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten gu­te Ausbildungs- und Stu­di­en­mög­lich­kei­ten zu bie­ten. Bil­dung muss für al­le ge­büh­ren­frei sein, von der Ki­ta bis zur Aus­bil­dung, der Meis­ter­prü­fung und dem Studium.

4. Gibt es Ih­rer Mei­nung nach is­la­mi­sche Par­al­lel­ge­sell­schaf­ten in Bonn-Rhein- Sieg und Deutsch­land? Se­hen Sie hier ei­ne Ge­fahr oder neh­men Sie hier eher po­si­ti­ve Mul­ti­kul­tu­ra­li­tät wahr?

Par­al­lel­ge­sell­schaf­ten kön­nen nicht das Ziel ei­ner so­li­da­ri­schen Po­li­tik des Zu­sam­men­halts und der Teil­ha­be sein. Der Be­reich straf­ba­rer Hand­lun­gen und or­ga­ni­sier­ter Kri­mi­na­li­tät – Stich­wort „Ge­fahr“ – muss streng ge­trennt wer­den. Dem muss über­all ent­ge­gen ge­wirkt und im Zwei­fel ein ent­spre­chen­der Schwer­punkt bei den lo­ka­len Po­li­zei­prä­si­di­en ge­setzt werden.

Zu be­to­nen ist je­doch die gro­ße To­le­ranz und das wei­test­ge­hend fried­li­che Mit­ein­an­der in un­se­rer Re­gi­on, was die über­wäl­ti­gen­de Mehr­heit in un­se­rer Ge­sell­schaft pflegt. So­wohl zu­ge­wan­der­te Men­schen als auch in­ter­na­tio­na­le Or­ga­ni­sa­tio­nen und ih­re Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter be­rei­chern die Ge­sell­schaft un­se­rer Region.

5. Wie se­hen Sie den Ein­fluss von Lob­by­is­ten im Bundestag?

Als So­zi­al­de­mo­kra­tin­nen und So­zi­al­de­mo­kra­ten kämp­fen wir seit Jah­ren für mehr Trans­pa­renz im Bun­des­tag. Des­halb bin ich froh, dass wir die­ses Früh­jahr ein Lob­by­re­gis­ter be­schlos­sen ha­ben. In­ter­es­sen­ver­tre­te­rin­nen und -ver­tre­ter müs­sen künf­tig um­fas­sen­de An­ga­ben zu ih­rer Iden­ti­tät, zum Ge­gen­stand und zur Fi­nan­zie­rung der In­ter­es­sen­ver­tre­tung ma­chen. Zu­dem ha­ben sie sich an ei­nen ver­bind­li­chen Ver­hal­tens­ko­dex zu hal­ten. Bei Ver­stö­ßen ge­gen die Re­gis­trie­rungs­pflicht droht ein Buß­geld bis zu 50.000 Eu­ro. Ver­stö­ße ge­gen den Ver­hal­tens­ko­dex wer­den im Re­gis­ter ver­öf­fent­licht. Das ist ein wich­ti­ger Schritt für ei­ne trans­pa­ren­te Ar­beit der Bundestagsabgeordneten.

Zu­dem hal­te ich ei­nen so­ge­nann­ten „exe­ku­ti­ven Fuß­ab­druck“, der die Kon­tak­te zwi­schen Bun­des­re­gie­rung und Lob­by­is­tin­nen und Lob­by­is­ten do­ku­men­tiert, für drin­gend not­wen­dig. Er wird ei­ne der ers­ten Maß­nah­men sein, die die SPD bei ei­ner Re­gie­rungs­über­nah­me ein­füh­ren wird.

6. Was hat Deutsch­land für die nächs­te Pan­de­mie aus der jet­zi­gen gelernt?

So­wohl un­ser Ge­sund­heits­sys­tem als auch Ki­tas und Schu­len sind durch die Corona-Pandemie an ih­re Gren­zen ge­kom­men. Des­halb brau­chen wir mehr und bes­ser be­zahl­tes Per­so­nal, ei­ne ver­nünf­ti­ge Test­stra­te­gie und mehr In­ves­ti­tio­nen in die Schu­len, zum Bei­spiel für Luft­fil­ter­an­la­gen. Zu­dem hat die Pan­de­mie ge­zeigt, dass wir in der Di­gi­ta­li­sie­rung drin­gend vor­an­kom­men müs­sen. Der Gigabit-Ausbau muss mehr ge­för­dert wer­den und di­gi­ta­le End­ge­rä­te müs­sen kos­ten­frei für al­le Schü­le­rin­nen und Schü­ler zur Ver­fü­gung ste­hen, da­mit Home-Office und di­gi­ta­les Ler­nen so­wohl in der Stadt als auch auf dem Land glei­cher­ma­ßen ge­nutzt wer­den können.

7. Von den Corona-Hilfen pro­fi­tier­ten ins­be­son­de­re Groß­un­ter­neh­men, die so- gar Di­vi­den­den aus­schüt­ten konn­ten. Wie möch­ten Sie KMUs und Selbststän- di­ge nach der Wirt­schafts­kri­se unterstützen?

Selbst­stän­di­gen soll un­ab­hän­gig von der Co­ro­na­kri­se der Weg in so­li­da­ri­sche Si­che­rungs­sys­te­me von der Kran­ken­ver­si­che­rung (Bür­ger­ver­si­che­rung) bis hin zum Ren­ten­sys­tem ver­ein­facht wer­den. Über­brü­ckungs­kre­di­te, Um­satz­aus­fall­ersatz und auch staat­li­che Un­ter­stüt­zun­gen und Si­che­run­gen wie das Kurz­ar­bei­ter­geld oder die För­de­rung von Aus­bil­dungs­plät­zen stel­len wei­te­re Un­ter­stüt­zungs­mög­lich­kei­ten von KMUs dar. Vie­le Un­ter­neh­men, die in der Pan­de­mie staat­li­che För­de­run­gen er­hiel­ten, wie zum Bei­spiel Luft­han­sa, durf­ten kei­ne Di­vi­den­den aus­schüt­ten. In an­de­ren Fäl­len muss re­strik­ti­ver vor­ge­gan­gen werden.

8. Was ist Ihr Pro­gramm, um jun­gen Men­schen mehr Sicht­bar­keit in der Po­li­tik zu verschaffen?

Da­mit jun­ge Men­schen mehr Auf­merk­sam­keit er­hal­ten, braucht es wirk­sa­me Mit­spra­che­mög­lich­kei­ten der Ju­gend­li­chen so­wie ge­ziel­te ju­gend­po­li­ti­sche Maß­nah­men des Bun­des. Des­halb be­grü­ße ich Be­tei­li­gungs­for­ma­te wie „Ju­gend­check“ oder „Star­ke Kinder- und Ju­gend­par­la­men­te“. Sol­che For­ma­te müs­sen ef­fek­ti­ver ge­för­dert werden.

Zu­dem ste­he ich für die Ver­an­ke­rung von Kin­der­rech­ten im Grund­ge­setz. Da­mit wür­den die Rech­te der Kin­der für al­le sicht­bar ge­macht wer­den und sie be­kä­men ei­nen grund­sätz­li­chen An­spruch auf Schutz, För­de­rung und Be­tei­li­gung mit Ver­fas­sungs­rang. Da­her ist es für mich un­ver­ständ­lich, dass die Uni­on bis zum Schluss dem Ge­setz­ent­wurf nicht zu­ge­stimmt hat­te. Wir ha­ben da­für lan­ge ge­kämpft und wer­den uns auch in der kom­men­de Le­gis­la­tur­pe­ri­ode da­für stark ma­chen, Kin­der­rech­te im Grund­ge­setz zu verankern.

9. Wie schaf­fen wir aus­bau­fä­hi­ge Wind­kraft, oh­ne mit Wi­der­stand in der Bevöl- ke­rung zu rechnen?

Um die Ab­kehr von fos­si­len En­er­gie­trä­gern zu be­wäl­ti­gen, müs­sen wir den Aus­bau er­neu­er­ba­rer En­er­gien wie Wind­kraft und Pho­to­vol­ta­ik drin­gend vor­an­brin­gen. Die Ein­füh­rung ei­nes Wind­bür­ger­gel­des kann ei­ne Mög­lich­keit sein, um mehr Ak­zep­tanz für Wind­kraft zu schaf­fen. Auf Dau­er kön­nen wir uns in Deutschal­nd kei­ne lang­at­mi­gen Pla­nungs­pro­zes­se leis­ten, wenn wir die Trans­for­ma­ti­on der En­er­gie­ver­sor­gung be­wäl­ti­gen wollen.

10. Braucht es ei­ne hö­he­re Be­steue­rung der Superreichen?

Im Kampf ge­gen die Co­ro­na­kri­se hat der Staat mehr als 400 Mil­li­ar­den Schul­den auf- ge­nom­men. Ab 2023 muss Deutsch­land die­se Schul­den Stück für Stück zurückzah- len. Im Ver­gleich zur Uni­on wol­len wir in die­ser La­ge Steu­ern für Men­schen mit Spit- zen­ein­kom­men und Un­ter­neh­men mit ho­hen Ge­win­nen nicht mas­siv sen­ken. Das wä­re für den Staat nicht trag­bar. Un­ser Ziel ist es, 96 Pro­zent der Steu­er­zah­le­rin­nen und Steu­er­zah­ler zu ent­las­ten. Für die obers­ten vier Pro­zent Top­ver­die­ner wird es da­für et­was teu­rer. Der heu­ti­ge Spit­zen­steu­er­satz von 42 Pro­zent bei der Einkom- men­steu­er soll künf­tig sehr viel spä­ter grei­fen, näm­lich bei Sin­gels ab ei­nem Jahres- brut­to­ein­kom­men ober­halb von 100.000 Eu­ro, bei Ver­hei­ra­te­ten ober­halb von 200.000 Euro.

Vie­len Dank für Ih­re Antworten!

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