Abschied von Hans-Dietrich Genscher

Hans-Dietrich Genscher, einer der Architekten der deutschen Einheit, wurde im ehemaligen Plenarsaal mit einem Staatsakt geehrt. Zahlreiche hochrangige Politiker und Weggefährten erwiesen ihm die letzte Ehre.

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Bonn.  Es war ein bewegender und vor allem emotionaler Abschied von einem großen Deutschen und großen Europäer heute Mittag im ehemaligen Plenarsaal in Bonn: Hans-Dietrich Genscher wurde mit einem Staatsakt geehrt.

In der Bundesstadt nahmen mehr als 900 geladene Gäste mit höchsten Ehren Abschied von einem der Architekten der Einheit und herausragenden Staatsmann, dessen Heimat in Wachtberg-Pech bei Bonn lag. Unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen wurde an die Verdienste Genschers gedacht.

Der FDP-Politiker war am 31. März im Alter von 89 Jahren im Kreise seiner Familie gestorben. Aufgrund seiner besonderen Verdienste hatte Bundespräsident Joachim Gauck den Staatsakt angeordnet, der einem Minister nur selten zuteil wird. Genscher war allerdings mehr als nur ein „normaler“ Minister: Von 1969 bis 1974 war er Innenminister und anschließend bis 1992 Außenminister. Er gilt als einer der Architekten der deutschen Einheit.

Zu der feierlichen Zeremonie reisten Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, Bundesinnenminister Thomas de Maizière, Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und viele weitere an. Auch die ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog, Horst Köhler und Christian Wulff sowie der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder erwiesen Genscher die letzte Ehre.

Der Sarg Genschers aufgebahrt im ehemaligen Plenarsaal.
Der Sarg Genschers aufgebahrt im ehemaligen Plenarsaal.

Neben Bundespräsident Gauck sprachen unter anderem Genschers Nachfolger als Außenminister, Klaus Kinkel, sowie der frühere US-Außenminister James Baker. Bundespräsident Gauck würdigte Genscher als einen „deutschen Patrioten und überzeugten Europäer“. Genscher sei ein „Glück für unser Land“gewesen, sagte er während seiner Rede. „Wir alle können uns ein Deutschland ohne ihn eigentlich nur schwer vorstellen.“

Der ehemalige amerikanische Außenminister James Baker sagte in seiner launigen Rede, Genscher sei „ein wahrhaft heroischer Staatsmann“ und ein „Titan unter den Diplomaten Europas“ gewesen. In seiner Geburtsstadt Halle, aber auch in anderen Städten der ehemaligen DDR sei er später „wie ein Rockstar gefeiert“ worden – außerdem „konnte er zäh wie das Leder eines texanischen Cowboystiefels sein“, erinnerte sich Baker.

Im Anschluss gab Bundespräsident Joachim Gauck einen Trauerempfang, der allerdings nicht öffentlich war. Am späten Nachmittag feierte die Familie zusammen mit engen Freunden einen Trauergottesdienst in der Gnadenkirche in Wachtberg-Pech, am frühen Abend fand im engsten Familienkreis die Beisetzung auf einem Wachtberger Friedhof statt.

Pfarrerin Kathrin Müller erinnerte daran, wie wichtig Genscher die Familie („Egal wo er war, ein Anruf musste sein. Und dass in Zeiten in denen es noch keine Handys gab“) war und das Wachtberg immer seine Heimat gewesen sei.

Text & Fotos: Maximilian Mühlens 

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