shutterstock_350159315Der Bonner Kussmund hat es derzeit schwer, den „Gemütszustand“ der Bundesstadt Bonn widerzuspiegeln, eine Träne im Auge träfe ihn wohl besser. Und das Ganze in der Hochzeit des Karnevals, nicht nur ein Widerspruch sondern eher eine lokale Katastrophe.

Die Lokalpolitik kann die Flüchtlingsproblematik nicht lösen, das wird nur auf höheren Ebenen gehen und vermutlich auch erst dann, wenn schlichtweg nichts anderes übrig bleibt.

Aber in Bonn geht es um die Auswirkungen dieser Not, die tief in die Lebenswirklichkeit aller Betroffenen einwirkt.

Für die Bundesstadt Bonn ist die Situation eine Besondere. Einerseits verfügt man als ehemalige Hauptstadt zwar über gewisse Ressourcen, andererseits nur über einen eingeschränkten Handlungsspielraum, wie die tägliche Diskussion über bestimmte Liegenschaften beweist. Außerdem lässt die Haushaltssituation eigentlich keine eigenen Initiativen zu, und von den Zusagen von Land und Bund liest man wenig Konkretes.

Der Vorsitzende des Stadtsportbundes, Michael Scharf griff seinen Duz-Freund Ashok Sridharan in der Sache frontal an, das war er seinem Amt als Sprecher mehrerer Hundert Sportvereine und 80 000 Bonner Sportler schuldig. Werden weitere 15 Sporthallen zu Unterkünften umgenutzt, ist das das Aus für zahlreiche Vereine, denn reparabel ist das nur über Jahre. Es geht schließlich nicht darum, für einen kurzen Zeitraum Platz zu schaffen. Nach Verwendung als Notunterkunft für Hunderte von Flüchtlingen ist überdies eine Grundsanierung nötig, die nicht mit ein paar Eimern Farbe und etwas Kleingeld zu machen ist. Auf Einschränkungen und Ausfall beim Schulsport will ich nicht weiter eingehen.

Nun gibt es erste Fortschritte: Aus dem Kulturbereich werden Raumangebote an den Sport gemacht. Das ist großartig und zeigt, dass damit bereits eine Denkblockade überwunden ist, hat man sich doch bisher vorwiegend um leerstehende Immobilien gekümmert, da man verständlicherweise von einer Langzeitnutzung ausgegangen ist.

Jetzt müssen weitere Schranken überwunden werden: Kann man auch dort über eine Nutzung reden, wo wirtschaftliche Interessen im Spiel sind, ohne dass Existenzen bedroht sind? Wenn man laut Stadt – so der GA vom 27.01.2016 – im Bereich der Gallwitzkaserne Flächen für Container bereitstellen kann, „ohne die weitere Entwicklung für Wohnbau“, also die Vermarktung, zu stören, dann darf man auch bei allem Verständnis für dringend notwendigen Wohnungsbau an dieser Stelle mal ein paar Fragezeichen setzen.

Vielleicht kann man auch über Nutzungsänderungen nachdenken. Zum Beispiel hängen im ehemaligen Informationspavillon des BPA heute die Karikaturen aus dem Haus der Geschichte. Dort gibt es große Räume mit Sanitäranlagen. Die Karikaturen werden nach einer Weile sachgerecht verpackt sicher nicht wertloser.

Und wenn die Sonne aufs Rheinland scheint, kann man auch wieder über große Zelte nachdenken, oder glaubt jemand, dass man die dann nicht mehr braucht?

Und dass auf dem Rhein auch Schiffchen schwimmen, die Betten an Bord haben und an Bonner Ufern festmachen können, ist doch auch bekannt, oder „rechnen die sich nicht“?

Jetzt hat man für drei Wochen Luft in Bonn, weil keine Flüchtlinge zugewiesen werden sollen. Gibt es einen Plan für diese Zeit?

Lösen kann man die Flüchtlingsproblematik nicht in Bonn, hier sind Land und Bund in der Pflicht. Den Hinweis auf Europa verkneife ich mir, das ach so starke Deutschland hat gerade eine Schwächephase und die Partner schauen zur Seite, verständnislos, verschämt oder gar mit Schadenfreude.

Bleibt die Frage: Schaffen wir „es“ oder fällt unser Gemeinwesen mittelfristig auseinander? Kann mir jemand zeigen, wo ich meinen Optimismus verloren habe? Ein paar Kölsch wär‘ mir das wert!

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