Verloren im Weltall(tag) – SpaceBot Cup bleibt ohne Gewinner

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Das Gelände
Das Ge­län­de

Ro­ter Sand, fel­si­ge Hü­gel und Kra­ter über­sä­hen den Bo­den. Es ist kalt auf der über­dach­ten Ober­flä­che. Doch statt auf dem Mars ist man in der Motocross-Halle in Rhein­breit­bach bei Bonn. Auf Ein­la­dung des Deut­schen Zen­trums für Luft und Raum­fahrt folg­ten zehn deut­sche Teams dem Ruf, um  ei­gen­ent­wi­ckel­te Ro­bo­ter­kon­zep­te vor­zu­füh­ren. 50.000 Eu­ro be­kam da­für je­des Team als Start­geld, ins­ge­samt kos­te­te der ers­te „Space­Bot Cup 2013“ vom 11. bis 12. No­vem­ber rund ei­ne drei­vier­tel Mil­li­on Euro.

Die Auf­ga­be, die die Mini-Mechs zu lö­sen hat­ten: Ei­gen­stän­dig, oh­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on und Steue­rung durch das Bo­den­team, sich in dem frem­den Ge­län­de zu­recht­fin­den, ei­nen Be­cher und ein Bat­te­rie­pack ent­de­cken und auf­zu­grei­fen, zu ei­ner Wa­ge fah­ren, dort die Bat­te­rie ein­stöp­seln und den Be­cher wie­gen – mit­samt mög­lichst al­lem Wasser.

Be­kannt­lich fin­det sich auf dem Mars kein flüs­si­ges Was­ser, schon gar nicht im blau­en Be­cher. Viel­leicht war dies der lo­gi­sche Grund, war­um die Ro­bo­ter statt­des­sen ein ei­ge­nes, eher stör­ri­sches Be­wusst­sein zu ent­wi­ckeln schie­nen. Be­reits beim ers­ten Teil­neh­mer zeig­ten sich die Tü­cken der Tech­nik: Der sil­ber­ne Ro­bo der Berlin-Rockets (FU Ber­lin), der mit sei­nen sechs be­rä­der­ten Bei­nen nicht nur  rol­len, son­dern auch stak­sen könn­te, fuhr sich be­reits nach we­ni­gen Se­kun­den im Sand fest. Und ver­harr­te dort bis zum Ende.

Das Team der Uni Bonn war wenigstens halbwegs erfolgreich

Bes­ser mach­te es der Ex­plo­rer des Teams Nim­bRo der Uni Bonn. Sein wir­beln­der Kopf sorg­te dank La­sern für ei­ne Punk­te­ma­trix, in der er sich ori­en­tie­ren konn­te, hin­zu ka­men wei­te­re Ka­me­ras. Ver­ar­bei­tet wur­de die Da­ten­flut mit ei­nem schnel­len In­tel i7 mit 64 GB RAM, der im Ex­plo­rer wer­kel­te. Er­folg­reich: Rasch roll­te der Ro­bo zum Was­ser­be­cher, er­griff ihn ge­schickt, schwenk­te ihn kurz, klemm­te ihn dann fest. Doch dann stand er un­tä­tig vier­zig Mi­nu­ten lang her­um, dreh­te nur wirr su­chend den Kopf. Das gel­be Bat­te­rie­pack, ver­steckt hin­ter ei­nem Fel­sen, fand er so nicht. Fuß­ball­spie­len kön­nen die Ro­bos der Uni Bonn, bei Mars­mis­sio­nen müs­sen sie noch was üben.

Kein Ein­zel­fall: Vie­le ka­men kaum vor­an. Der Ro­bo der ramm­te die Pappmaché-Felsen re­gel­recht in den Bo­den, muss­te ab­ge­schal­tet wer­den. An­de­re wie der ein­zi­ge Bot mit Spin­nen­an­trieb, der Lau­ro­pe der FZI Karls­ru­he, woll­te par­tout nicht aufbrechen.

Be­son­ders ori­gi­nell war das Sys­tem der TU Chem­nitz: Gleich mit zwei Bo­den­ro­bos trat die Uni an, hin­zu kam ein Qua­dro­c­op­ter, der für Über­sicht sor­gen soll­te. Der schweb­te aber nicht wie ge­plant nur über dem Ge­län­de, son­dern stürz­te kon­trol­liert vor der Ju­ry ab. Nach dem Ver­sa­gen des Über­flie­gers muss­te die Bo­den­crew ran: Ro­bo Num­mer eins eil­te los, er­stell­te Kar­ten, ramm­te dann ei­ne wuch­tig Ge­län­de­ecke. Da­bei be­schä­dig­te er sei­nen Arm. Dann setz­te er zu­rück – und kurz dar­auf sich selbst K.O., als er mit sei­nem Not-Aus-Knopf ge­gen die Ge­län­de­be­gren­zung stieß. Der An­trieb war still­ge­legt, das üb­ri­ge Sys­tem lief aber noch. Ro­bo Num­mer zwei sah da­her kei­nen An­lass, ins Ge­sche­hen einzugreifen.

Nicht ernst genommene Rahmenbedingungen

Letzt­lich er­reich­te kein Team das Mis­si­ons­ziel. Trotz­dem wa­ren die Ver­an­stal­ter und das Pu­bli­kum zu­frie­den. „Das mo­ti­viert uns, wei­ter­zu­ma­chen“, sag­te Dr. Gerd Grup­pe, DLR-Vorstand für das Raum­fahrt­ma­nage­ment. „Al­le Ro­bo­ter ha­ben ge­zeigt, dass sie im Ent­wick­lungs­sta­di­um funk­tio­nie­ren. Aber die Über­füh­rung der Tech­no­lo­gien in ei­ne rea­le Raum­fahrt­mis­si­on er­for­dert mehr“, er­gän­zen Da­ni­el Nöl­ke und Thi­lo Kau­pisch von der Wett­be­werbs­lei­tung im DLR-Raumfahrtmanagement. Ur­teil der Ju­ry: Die Schwie­rig­kei­ten la­gen an den nicht ernst ge­nom­me­nen Rah­men­be­din­gun­gen des Welt­alls: Feh­len­de Kom­mu­ni­ka­ti­on. Har­ter Tipp der Ju­ry: „Tes­ten Sie die Ge­rä­te mehr un­ter All­be­din­gun­gen, dann kön­nen sie gro­ßes Erreichen.“

Ei­gent­lich hät­te der Ge­win­ner­ro­bo­ter auf der ILA in Ber­lin ge­zeigt wer­den sol­len. Statt­des­sen gab es Ur­kun­den und das fast si­che­re Ge­fühl, dass auch im nächs­ten Jahr wie­der Ro­bos Rhein­breit­bach un­si­cher ma­chen. Viel­leicht wird dann auch mit mehr Be­we­gung Was­ser ge­fun­den und ge­schleppt. Dann ist es auch nicht mehr weit bis zur ILA. Und ir­gend­wann könn­te die ver­wen­de­te Tech­nik und die ge­nutz­ten Kon­zep­te auch in DLR-Forschungsprojekte Nie­der­schlag fin­den und mit auf den Mars fliegen.

Wer den den­noch wit­zi­gen Cup noch ein­mal ver­fol­gen will, noch ist der Stream des DLR on­line – zu­min­dest der vom zwei­ten Tag: http://www.livestream.com/dlrlive

Fo­tos: Se­bas­ti­an Eckert

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