John Bock in der Bundeskunsthalle: Verwirrend, verstörend, faszinierend

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Im Mod­der der Sum­men­mu­ta­ti­on“ ist ein Fest für Freun­de der ab­ge­dreh­ten, Gren­zen igno­rie­ren­den Kunst. Noch bis zum 12. Ja­nu­ar 2014 wird in der Bun­des­kunst­hal­le die Aus­stel­lung ge­zeigt, die weit mehr ist als ei­ne Werk­schau des Künst­lers John Bock.

John Bock
Fo­to: Mark Brandenburgh

Kopf­über. An­ders kann man sich kaum in das stür­zen, was seit An­fang Ok­to­ber in der Bun­des­kunst­hal­le prä­sen­tiert wird. Ein­fach ein­tau­chen, „Im Mod­der der Sum­men­mu­ta­ti­on“ wüh­len, sich auf ihn ein­las­sen, ihn auf­sau­gen und wir­ken las­sen, un­ter­wegs viel­leicht auch ein Stück weit ver­lo­ren ge­hen. Denn die Aus­stel­lung, die un­ter die­sem Ti­tel läuft, birgt ein wah­res Sam­mel­su­ri­um an ver­wir­ren­den, ver­stö­ren­den und glei­cher­ma­ßen fas­zi­nie­ren­den Eindrücken.

Hier ein Kä­fig aus Her­ren­so­cken, in dem die Un­schuld ge­fan­gen ge­hal­ten wird, dort ein in die Schrä­ge ver­setz­tes Spie­ßer­wohn­zim­mer mit über­di­men­sio­na­ler Lei­che: Zahl­rei­che In­stal­la­tio­nen, Fil­me, Splat­ter­strei­fen und Ku­lis­sen aus dem mitt­ler­wei­le fast zwei Jahr­zehn­te wäh­ren­den Schaf­fen von John Bock hat In­ten­dant und Ku­ra­tor Rein Wolfs zu­sam­men­ge­tra­gen. Von ei­ner Über­blicks­schau, die den ge­ord­ne­ten Über­blick ver­wei­gert, ist in den zu­ge­hö­ri­gen Pu­bli­ka­tio­nen der Bun­des­kunst­hal­le die Re­de. Tat­säch­lich ist in ih­ren Räu­men weit mehr ent­stan­den als ei­ne blo­ße Werk­schau des mul­ti­me­di­al wir­ken­den Ak­ti­ons­künst­lers Bock. Statt es bei ei­ner Re­tro­spek­ti­ve zu be­las­sen, wird hier vor al­lem nach vor­ne ge­schaut. Die Wer­ke wer­den aus ih­ren ur­sprüng­li­chen Kon­tex­ten ge­ris­sen, um­for­miert und zu et­was völ­lig Neu­em verschmolzen.

Als wenn das al­les nicht schon span­nend ge­nug wä­re, wird der so ent­ste­hen­de Mod­der auch noch zu­sätz­lich mit Le­ben ge­füllt – mit über­ar­bei­te­ten Fas­sun­gen von John Bocks ful­mi­nan­ten Ak­tio­nen, die bis zum En­de der Aus­stel­lung am 12. Ja­nu­ar 2014 an ver­schie­de­nen Ter­mi­nen zum Vor­trag kom­men wer­den. Zu­dem wird in den kom­men­den Wo­chen vor Ort ein Film ge­zeigt wer­den, den Bock selbst in den ers­ten Ta­gen eben­dort in­sze­niert und ge­dreht hat.

Als Be­su­cher kann man al­so die be­reits be­stehen­de Kunst be­trach­ten, wäh­rend die­se un­ter den ei­ge­nen Au­gen schon wie­der er­wei­tert und ver­än­dert wird. Wen die­se im stän­di­gen Wan­del be­grif­fe­ne Aus­stel­lung ori­en­tie­rungs­los zu­rück­lässt, der fin­det in der Bun­des­kunst­hal­le mehr als ein of­fe­nes Ohr. Rund 15 Kul­tur­ver­mitt­ler und -ver­mitt­le­rin­nen ste­hen be­reit, um Fra­gen zu be­ant­wor­ten oder die Kunst von John Bock zu dis­ku­tie­ren. Wer hin­ge­gen kei­nen Ge­sprächs­be­darf ver­spürt, taucht ein­fach auf ei­ge­ne Faust ein. Kopf­über, ver­steht sich.

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