Am Wochenende flackern wieder die Brenner: Beim siebten Ballonfahrerfestival in den Rheinauen reisen wieder zwei Dutzend Fahrer an. Zudem gibt es ein echtes Festprogramm für Familien, und natürlich kann man auch Ballonfahren! Der Höhepunkt aber ist das Ballonglühen. Im Takt zur Musik, die dieses Jahr Lärmmotzki-bedingt nicht live und laut ist, lassen die Fahrer ihre Brenner fackeln.

Ein Erfahrungsbericht für alle, die sich nicht trauen: comp_IMG_3528Ballonfahrer Joachim weiß, wie man eine luftgefüllte Hülle in den Himmel bringt. Seit über 20 Jahren macht er das schon, stieg dafür aus seinem alten Bürojob aus. Etwas anderes machen, eben. Jetzt steht er neben rund 20 Leuten in den Rheinauen. Steife Böen jagen über die Wiese, Richtung Süden. Es ist eigentlich kein guter Tag, um einen Ballon steigen zu lassen. „Wir werden nahe an den Sonnenuntergang rankommen“, erklärt der 55-Jährige. Beim letzten Tageslicht müssen die Ballons gelandet sein. Noch ist der Wind zu stark. „Die Böen nehmen ab“, weiß er. Es ist fast 19 Uhr, noch aber muss er etwas Zeit überbrücken.

Für Joachim kein Problem. Er hat immer eine Geschichte parat. Von Alpenüberquerungen im Ballon, von Landungen bei stärkstem Wind. Von Fahrten über das schneebedeckte Lappland. Rund 2500 Fahrten hat er hinter sich gebracht, genau weiß er es nicht. „Da müsste ich im Fahrtenbuch nachschauen“, lacht er.

Ein Freundeskreis ist ebenfalls dabei. Mehrfach hat sich ihre Fahrt bereits verschoben. Ballonfahren im Sommer ist nur morgens und abends möglich, sonst stimmt die Thermik nicht. Ist der Wind zu stark, fällt die Reise aus. Meist bekommt man gegen Mittag eine Nachricht, ob es klappt.

comp_IMG_3537Endlich nehmen die leicht Winde ab. Zwei Ballons hat Skytours Ballooning, der Veranstalter des Festivals, für die Fahrt mitgebracht. Den kleineren lenkt die Fahrerin Jenny, die großen „mit dem ZDF-Korb“ wird Joachim fahren. Jeder muss anpacken. Die Hülle ist schwer, wird entfaltet. Ein Ventilator bläst Luft hinein. Die Männer halten schwere Taue, die trotz Handschuhe wie warme Butter durch die Finger gleiten wollen. Ein Kraftakt, mit jeder Böe zerrt der Ballon die sechs umher. In der Ferne flackert der Brenner, heizt den Luft auf, bis sich die Hülle in voller Pracht entfaltet. comp_IMG_3552

Nach und nach sprinten die Seilehalter los, der letzte schleppt das Tau mit. Der Verfolger, er stellt sich unterdessen auf den Korbrand, hält den Ballon am Boden. Nach und nach klettert man hinein, Joachim steht am Brenner, gibt Feuer, während der Korb leicht schlingert.  Und dann hebt er ab. Unmerklich. Der Korb hat keinen comp_IMG_3592Kontakt mehr zum Boden, der Brenner bollert weiter, Joachim ist hochkonzentriert.

Die Rheinauen werden kleiner, Bäume, die Gruppe mit dem Grill, der Posttower, immer kleiner. Rasch gewinnt der Ballon an Höhe, steigt auf etwa 2500 Fuß. Mehr ist nicht erlaubt oberhalb von Bonn. comp_IMG_3596Der Himmel nimmt bereits die Farben der Dämmerung an, die gesamte Stadt verschwindet in einer Licht-Dunst-Wolke.

„Habt ihr gut gemeistert“, meint Joachim, offenbar froh über den Start. Der zweite Ballon braucht etwas länger, bis er sich erhebt.

IMG_3688Ballonfahren ist mit Abstand die angenehmste Art zu fliegen. Man steht gemütlich in einem Korb, es ist nahezu immer windstill. Unten fährt die Landschaft vorbei. Man unterhält sich, schaut nach unten und oben, genießt. Ein Gyrokopter umkreist den Ballon.

comp_IMG_3710Tief geht es am Siebengebirge vorbei, der Rhein wird als Schnellweg genutzt. Ein Foto von der Fähre von oben, vom Petersberg, von Rolandseck. Der Wind treibt den Ballon rechtsrheinisch, vorbei an Bad Honnef, Richtung Linz. Immer wieder gibt Joachim Feuer, um die Höhe zu halten. Wohlig warm wird es den Mitfahrern dann. Besonders angenehm werden die Aktionen, nachdem der Ballon um weitere 1000 Fuß comp_IMG_3616aufstieg. Dort ist es deutlich kühler… Für Joachim eine normale Fahrt, auch wenn die Strecke Richtung Südwest nicht allzu dolle ist. Es gibt vergleichsweise wenig Landeplätze, berichtet er. Sorgen macht er sich nicht. Er erzählt von Landungen an der Sieg, die thermisch wie eine Mauer wirkt. „Da fährt man dagegen.“ So sei er auch schon problemlos einmal mitten im Wald gelandet, berichtet er. Die alarmierte Feuerwehr konnte er beruhigen, bat nur um den Förster.

Unter ist uns währenddessen das Verfolgerfahrzeug auf den Fersen. Immer wiedercomp_IMG_3626 muss es drehen, weil Straßen enden oder der Ballon eine andere Richtung einschlägt, als die Menschen Wege angelegt haben. Nicht einfach im Siebengebirge. Für manche ist das ein Hobby, eine Art Schnitzeljagd. Immer wieder kommuniziert man kurz mit dem Fahrer.

comp_IMG_3656Joachim sucht nach Landemöglichkeiten. Vieles hängt vom Wind ab, man kann leicht unterschiedliche Höhenwinde nutzen, um den Kurs zu korrigieren. Am ersten Landepunkt geht es vorbei, zu stark zerrt in der Tiefe der Wind nach Westen. Wir steigen wieder. Nach und nach wird es dunkler, versinkt die Landschaft in der aufkommenden Nacht.comp_IMG_3828 Vor uns erstreckt sich inzwischen der Wald nach Linz, es geht Richtung Neuwied. Gekonnt lenkt Joachim den Ballon die bewaldeten Höhenrücken hoch und hinab.

Vor uns taucht ein asphaltierter Feldweg auf, zwischen zwei Äckern, zwei Meter breit. „Da werden wir landen“, beschließt Joachim. Der Ballon kratzt an den Wipfeln der letzten Bäume entlang, wir fliegen über Äcker. Er öffnet den Ballon, wir verlieren an Höhe.

Fast schon sanft setzt der Korb auf dem Boden auf, am Feldweg. Die Männer müssen wieder an die Seile, die Ballonhülle kippt so direkt auf den Weg. Eine perfekte Landung mit Ansage. Das letzte Tageslicht verlöscht, während der Ballon eingefaltet, die Luft herausgedrückt wird.

Das Verfolgerfahrzeug trifft ein. Im Dunkeln finden die letzten Aufräumarbeiten statt, dann wird getauft, geht es zurück. Nach Mitternacht verabschiedet man sich in Bonn, am Startpunkt.

Termintipp:7. Ballonfestival Bonn, 12. bis 14. Juni 2015..

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Text und Fotos: Sebastian Eckert

11 Kommentare

  1. Ich würde das so gerne einmal machen, aber leider ist mein Schatzi ein kleiner Schisser – hat Höhenangst und würde den Korb gar nicht erst betreten. Dabei stelle ich mir das richtig romantisch vor, im Ballon beim Sonnenuntergang über den Rhein am Siebengebirge vorbei zu schweben, einfach nur zu zweit (und halt der Ballonführer), dazu eine Käseplatte und eine Flasche Rotwein. Nur mit dem Auf und Ab sollte es schön sanft zugehen, also nichts zu Abenteuerliches.
    Und was mich auch mal reizen würde: Zeppelin. Davon sehe ich auch gelegentlich welche am Bonner Himmel.

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