Am 16. Januar 2017 wurde der Bröckemännche-Preis 2017 an Dr. Andrea Niehaus, Leiterin des Deutschen Museums Bonn, verliehen. Der Bonner Medien Club verlieh ihn für die besonderen Leistungen um den Erhalt des Deutschen Museums in Bonn. Laudator war Ranga Yogeshwar.
Vor ein paar Jahren durfte ich im Rahmen einer Blogger-Rundfahrt in Bonn ein paar Stunden in der Experimentierküche des Deutschen Museums Bonn meine eigenen Gummibärchen gießen und die Ausstellung besuchen. Ich war begeistert von den Ausstellungsstücken im Deutschen Museum Bonn, dem Konzept des Mitmachens und Selberausprobierens, aber auch etwas enttäuscht, dass die digitale Geschichte mit dem MP3-Player endete: sie muss ganz offensichtlich fortgesetzt werden. Für die Fortsetzung der Geschichte des Deutschen Museums in Bonn kämpfen die Leiterin Andrea Niehaus und ihr Team, mit zunehmender Unterstützung von Wirtschaft und Gesellschaft. Mit einigen anderen „jüngeren“ Club-Mitgliedern war ich beim Verleih des Bröckemännche-Preises dabei:
Dr. Andrea Niehaus (Deutsches Museum Bonn): „WIR (!) haben diesen Preis verdient.“
Es hat was vom Kampf von David gegen Goliath: 3 Vollzeitmitarbeiter bewältigen 100.000 Besucher in einem Jahr mit einem Budget von knapp 1 Mio. €, um zu zeigen, was in ihnen steckt. In Zeiten des Digitalen Wandels, wo Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (kurz: MINT) zentrale Rollen spielen, sollte es für alle selbstverständlich sein, wie wichtig diese Orte sind, wo experimentiert wird, erlebt wird, wo Wissenschaft Spaß macht, egal ob den Kleinen oder Großen. Das Komplizierte wird einfach gemacht: „Wir sorgen für das naturwissenschaftliche Grundrauschen“, sagte Niehaus selbstbewusst.
Und doch war es für Sie unfassbar, wie die Einsparungen dieses Museum bedrohten: Darum sagte sie betont: „WIR haben diesen Preis verdient.“ Damit meinte sie ihre Mitarbeiter, die Besucher und besonders die Unterstützer im Förderverein, bei dem unter anderem die IHK Bonn/Rhein-Sieg gezeigt habe, dass sie für Innovation und Bildung in der Region sorgen möchte und viele weitere Unterstützer deswegen das Museum nun unterstützten.
Andrea Niehaus berichtete von Erfahrungen aus der Experiemtierküche: „Kinder wollen Erfinder und Unternehmer werden…“, „auch die fallen in einem digitalen Bonn nicht vom Himmel.“ Man möchte sagen, ihre Worte in den Ohren der Bonner Digital-Unternehmer! 600.000€ sind jeweils von Stadt und privaten Geldgebern für das Museum finanziert worden. Es fehlen aber immer noch 200.000€ für den Fortbestand.
Der Bonner Medienclub, mit dem Vorsitzenden Dr. Andreas Archut, wollte genau aus diesem Grund noch mal dem Deutschen Museum den Rücken stärken und wurde als Verein und als Vorbild für alle anderen Mitglied im Förderverein für das Deutsche Museum.
Bonn 2027: Neubau des Deutschen Museums im Viktoriakarré
Springen wir an den Anfang der Veranstaltung: Dr. Andreas Archut bot den über 300 Club-Mitgliedern einen Ausblick in das Jahr 2027, den er erst vor kurzem in einer unruhigen Nacht erträumt habe: Bonn ist seit etwa 9 Jahren UN-Hauptsitz, nachdem die USA unter Trump aus der UN ausgetreten seien. An der B9 würden zahlreiche Digital-Unternehmen gedeihen (drei Augenpaare guckten mich – ratlos achselzuckend – an). Bonn sei schon lange mit dem Rhein-Sieg zu einer Großregion verwachsen. Auf dem Boden des Viktoriakarrés wäre der Neubau des Deutschen Museums Bonn entstanden.
Er blickte aber auch zurück auf „Wissenschaft live“, eines der ersten Formate im Deutschen Museum Bonn: (Heute wohl erwachsene) Kinder konnten vor etwa 20 Jahren via Bildtelefon-Live-Schalte in das Labor eines Wissenschaftlern anrufen und ihm dort Fragen stellen. Ich fragte mich, ob solche Formate heute nicht auch noch interessant wären, wenn die Wissenschaftler denn heute zu Periscope und Snapchat bereit wären. Wer weiß, ob solche Formate in einer Zukunft mit virtuellen Realität nicht wieder auftauchen? Auch ich geriet ins Träumen.
Wichtig war: Andreas Archut zeigte unter anderem an solchen Beispielen, dass es wenige Museen gibt, die mit so wenig Budget so viel umsetzen.
Ranga Yogeshwar: Wir brauchen Orte der Aufklärung!
Ranga Yogeshwar, Wissenschaft-für-alle-Erklärer und Hennefer Jung, fand die Idee mit dem Viktoriabad nicht schlecht, auch wenn er von vertrockneten Schwimmbädern eher Depressionen bekäme: welcher Bonner würde da nicht zustimmen, wenn auch aus ganz unterschiedlichen Beweggründen.
Auch das Deutsche Museum in Bonn ist ja aktuell in einem vertrockneten Schwimmbad im Wissenschaftszentrum untergebracht, wo Yogeshar ebenfalls noch mal auf die Fakten in der Geschichte des Deutschen Museums und des Preises in seiner Laudatio zurückblickte.
Er betonte, dass das fehlende Geld (ca. 1,2. Mio. € pro Jahr) für das Deutsche Museum kein Finanzierungsproblem sei, sondern ein Prioritätenproblem. Und genau diese Prioritäten wären fatalerweise nicht richtig gesetzt worden.
Er zeigte im zweiten Teil seiner Rede dar, wie wichtig des Museum ist, angesichts von Thesen zu Fake-News, postfaktischen Zeiten, dem Verlust von Orientierung und dem Vertrauen in Wissen. Genau aus diesen Gründen würden wir Orte brauchen, wo wir aufgeklärt würden. Ein solcher Ort sei das Deutsche Museum Bonn.
Offenlegung: Ich bin Mitglied im Bonner Medienclub. Und leider gab es kein freies WLAN in der Deutschen Welle, sonst hätte ich auch getwittert.