Galaxie in uns – Projek Zukumpf zeigt "Flucht nach vorne" im Ballsaaltheater

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Wo werden wir uns in der Zukunft aufhalten? Wie werden wir uns verständigen? Wie uns ernähren? Das Drama um vier Wissenschaftler, die aus Angst vor Langeweile eine Flucht nach vorne antreten, wirft mit viel Komik essentielle philosophische Fragen auf.

Anfang 2014 gründete sich das Projek Zukumpf als mixed-abled Ensemble. Am 17. Oktober bringt das im Rahmen von west off 2014 geförderte Künstlerkollektiv im Ballhaustheater „Flucht nach vorne“ nach dem gleichnamigen Comic von Geiss+Vogel zur Uraufführung.

Zeichen lesen – Ein Wagnis beginnt

Die vier Protagonisten stellen Forscher dar, die eifrig das berechnen und entwickeln, was ihnen auf ihrer Reise in die Zukunft nützlich sein kann. Doch reisen Sie nicht – so wie wir alle – nebenbei in die Zukunft, jeden Tag ein wenig mehr, sondern die Zukunft ist für sie ein Ziel, dass angesteuert und erreicht werden soll. Dabei gibt es dementsprechend Streit darüber, wo denn der Landeplatz sein soll. Begleitet wird die Szenerie von hynotisch anmutender Musik und choreografischen Elementen,  die trotz allem Futurismus und aller Technik Raum für Poesie bieten. Eine weißer Vorhang rollt sich hinab bis auf die Bühne, die minimalistisch mit nur wenigen Accesoires aufwartet. Fasziniert bleiben die vier Zukunftsreisenden davor stehen und überprüfen diese weiße Wand. Mit wenig Worten und manchmal meditativ mit zu lange andauernder Stille bringt die Inszenierung eine Comic-Geschichte auf die Bühne, die sich intensiv mit der Frage „Wo gehen wir hin?“ auseinandersetzt und dieses Irgendwohingehen als einen sehr konkreten und aktiven Prozess auffasst.

Back to the future – Es könnte immer alles sein

Im inklusiven Theaterstück wirken unter den vier Laienschauspielern auch Darsteller mit Handicaps mit. Die theatralen Zukunftsvision thematisiert so auch Einschränkungen, etwa wenn die rollstuhlfahrende Figur (dargestellt von Christina Zajber) den eigenen Gliedmaßen nachspürt und ihre Biegsamkeit erprobt. Ganz in der Gegenwart wischen auch die beiden männlichen Figuren (Nico Randel und Christoph Ortmann) eine dunkelbaue Flüssigkeit vom Boden, die sie zuvor mit verschiedenen chemischen Stoffen mixten und zum Überschäumen brachten. Mirjam Pietchamoa beeindruckt zwei Mal mit einer bewegenden Choreograhie und spricht schlussendlich sehnsüchtige Zeilen des Songs „Libertatia“ der Musikgruppe Ja, Panik in Gwendolin Lampings vorsichtig tastender Inszenierung:

„Ich wünsch mich dahin zurück, wo’s nach vorne geht
Ich hab auf back to the future die Uhr gedreht.
Space ist the place der die Flüchtigen liebt. […]“

Weitere Aufführungstermine: 18.10. um 20 Uhr im Theater im Ballsaal; 13.11. um 20 Uhr in der Studiobühne Köln; 20.11. um 21 Uhr im Forum Freies Theater in Düsseldorf.

Alle Fotos ©: Claudia Grönemeyer

* Projek Zukumpf präsentiert Flucht nach vorne * Darsteller: Christoph Ortmann, Mirjam Pietchamoa, Nico Randel und Christina Zajber * Regie: Gwendolin Lamping * Regieassistenz: Markus Hutter * Bühnenbild: Cornelius Vogel * Video& Dokumentation: Hanna Fischer * Choreographie/ Zukunftstanz: Stefanie Schwimmbeck *

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