Gunnar Sohn schreibt ja schon lange über den digitalen Wandel und wie die Wirtschaft ihn verschläft. Gerne schreibt er auch pointiert und zeigt die Schwächen der großen Konzerne auf, mit diesem Wandel umzugehen. Darum bot es sich an, für die Gespräche und Dialoge, die er sonst am liebsten per Livestream führt, auch ein Veranstaltungsformat anzubieten. Es entstand die Idee zur NEO15, der Next Economy Open, die am 9. und 10.11. im LVR-Museum für Rheinische Landesgeschichte in Bonn stattgefunden hat.
Gunnar wollte Community und Wirtschaft an einen Tisch bringen und eine Plattform für den Dialog bieten. Der erste Tag war eher BarCamp, Tag zwei klassische Konferenz, wobei es an beiden Tagen jeweils hochkarätige Speaker und interessante Themen gab. Etwa 100 bis 150 Teilnehmer waren am ersten Tag anwesend, beim zweiten waren es auch schon weniger und die letzten Sessions waren kleine, aber feine Runden. Wie lief die Vernetzung der beiden Welten?
Wenig Netz bei der netzökonmischen Veranstaltung im LVR-Museum
Einen Kritikpunkt muss ich direkt am Anfang hervorheben und damit abhaken, da er für mich die gesamte Veranstaltung getrübt hat. Das angebotene WLAN hat bei mir überhaupt nicht funktioniert und die meiste Zeit saßen wir in Veranstaltungsräumen, die genau gar keinen Netzempfang hatten. Das war ein unerträglicher Zustand für mich, denn ich fühlte mich wie eingeschlossen in einem Bunker. Ich gehe zu einer Konferenz nicht nur, um selbst zuzuhören, sondern auch, um zu berichten und meine Follower am Geschehen teilhaben zu lassen. Fast noch wichtiger: Ich möchte mich mit den anderen Menschen im Raum auch digital vernetzen und erfahren, was sie zu sagen haben. Das war zu fast keinem Zeitpunkt möglich. Tweets konnte ich erst absenden, als ich nach draußen gegangen bin. Livestreams zum Beispiel via Periscope konnte man völlig vergessen.
Ich habe nach dieser Erfahrung beschlossen, keine weitere Digitalveranstaltung im Landesmuseum zu besuchen (es war meine zweite schlechte Erfahrung), geschweige denn selbst zu organisieren, bis dieser Zustand dort behoben ist. Ich hoffe, dass bei den Verantwortlichen das Verständnis für die Bedeutung von WLAN in Veranstaltungsräumen recht bald steigt.
In ganz Bonn ist die Situation beinahe inakzeptabel, wenn mehr als 40 Menschen gleichzeitig während einer Konferenz surfen wollen. Dabei ist ungetrübter Internetzugang bei Digitalkonferenzen ein notwendiger Standard und er wird immer wichtiger. Ich weiß auch als Organisator eines BarCamps, dass mal etwas schief gehen kann und die Orte in Bonn rar gesäht sind; auch Gunnar ist die Bedeutung von Netzanbindung klar, auch er konnte nur Livestreams von der Terrasse aus anbieten. Aber man kann als LVR nicht nur einen billigen Router aufstellen und von einem WLAN-Angebot sprechen, wenn das in der Ernstsituation den Dienst verweigert.
Interessante Inhalte
Zum Glück waren wenigstens die Inhalte lohnend. Die NEO15 begann mit der Vorstellungsrunde und dem Sessionpitch, ganz klassisch wie bei BarCamps. Es folgte ein Grußwort vom Oberbürgermeister Ashok Sridharan, der noch mal deutlich machte, wie er Bonn sieht – aus IT-Sicht vor allem als Stadt der Cybersicherheit, mit dem Mittelstand und Großkonzernen in Sridharans Fokus.
Thomas Sattelberger hielt eine aufrüttelnde Keynote. Der ehemalige Topmanager einiger DAX-Konzerne wollte kein Blatt vor den Mund nehmen und zeigte anhand einiger Beispiele, wo genau diese Mittelständler und Großkonzerne an der digitalen Revolution scheitern. Um die digitale Revolution zu schaffen, müssten Unternehmen gerade in der Entstehungs- und in der ersten Reifephase unterstützt werden, denn diese werden der Mittelstand von morgen sein, weil sie den digitalen Wandel verstehen, leichter umsetzen können und damit enorme Vorteile haben. Auch die alten Führungskulturen passen nicht mehr zu den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die durch die digitale Revolution verändert werden. https://www.youtube.com/watch?v=6Z3MWjt5raw&feature=youtu.be&a
BarCamp-Sessions und eine Fishbowl-Diskussion am ersten Tag
Johannes und ich haben dann eine BarCamp-Session angeboten und dabei Bundesstadt.com, BonnerBlogs.de, Bonn.jetzt und Bonn.Community vorgestellt und ein weiteres mögliches Element einer Plattform für Bonn diskutiert. Das Thema war lokales Crowdfunding für Bonn und es wurde in einer kleinen Runde aus unterschiedlichsten Perspektiven diskutiert, wie man es am besten angehen könnte. Dazu wird es aber beizeiten nochmal einen eigenen Artikel geben. Nach der Mittagspause und vor den letzten BarCamp-Sessions gab es eine Podiumsdiskussion in einer Fishbowl-Variante. Jederzeit konnte jemand aus dem Publikum auf die Bühne gehen und mitreden. So wurde die Diskussion sehr interessant, da nur selten etwas unwidersprochen blieb. Liegt es an den schwierigen rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen, dass Startups es so schwer haben? Was können NRW und die Stadt Bonn tun? Wie arbeiten Unternehmensberater daran, den digitalen Wandel in die Unternehmen zu bringen und was sind die Hindernisse? Es war durchaus spannend.
Der erste Abend klang dann fröhlich bei Live-Musik im Gequetschen aus. Es gab Kölsch und rheinische Leckerchen. Die Gespräche des Tags wurden in netter Atmosphäre fortgeführt. Zum Beispiel sprach ich lange mit Sabria David über das Slow-Media-Manifest; ein Bonner Forschungsergebnis, produziert außerhalb der Universität, aber von Weltrang. Es soll die Frage beantworten, welche Qualitätskriterien es für Medien gibt, egal, ob sie on- oder offline sind. Es war ein wirklich bereichernder Austausch.
Vorträge und Diskussionen am zweiten Tag
Der zweite Tag begann für mich mit dem Thema Coworking. Der Isarmatrose berichtete von seiner zweimonatigen Reise quer durch die Coworkings Europas, aber auch vom neu entstehenden CoworKing-Space in Bonn, das später auch einige Teilnehmer schon besuchen wollten, obschon es erst bald eröffnet wird. Er berichtete über einige Erfolgsfaktoren von Coworking und was dieses vom einfachen Mietbüros unterscheidet. Ich hoffe wirklich sehr, dass wir in Bonn bald sogar mehrere Coworking-Spaces mit unterschiedlicher Ausrichtung, aber hoher Vernetzung untereinander bekommen. Die ersten Schritte werden gerade getan! Nach Sessions zu Native Advertising (Sascha Hüsing) und einer längeren Mittagspause hörte ich abends den Vortrag von Dr. Jörg Haas zum digitalen Wirtschaftswunder für den Mittelstand. Den leider nur wenigen Zuhörern, die noch da waren, erklärte er, wie er dem Mittelstand zeigt, dass der digitale Wandel für sie eine große Chance ist, wenn sie sich darauf einlassen. Im Vergleich zur industriellen Revolution und den sozialen Folgen führte er in die digitale Revolution ein. Es sei auch eine große Altersfrage. Er sei der erste Student der Wirtschaftsinformatik gewesen, der überhaupt einen Personal Computer in seinem Studium nutzen konnte. Das sei genau die Altersbarriere, die es so schwer macht.
SmartHome? Früher war auch nicht alles schlechter. #neo15 #Bonn Ein von Sascha Foerster (@sascha_foerster) gepostetes Foto am 9. Nov 2015 um 0:46 Uhr
Ein Thema, das Mittelständler manchmal zum Umdenken bewege, sei die Unternehmensnachfolge. Dort sollten junge Leute das Wissen über Digitales in die Firmen einbringen und so den Wandel erfolgreich bewältigen. Gerade durch Kooperation und geteilte Software in der Cloud sei dies möglich. Gut, dass Jörg Haas mit Scopevisio genau in diesem Bereich ein Softwareprodukt anbieten kann, dass die Buchhaltung und die Unternehmenslogik für Mittelständler in die Cloud bringt.
Daher danken auch wir den anderen Organisatoren, Partnern und Sponsoren der NEO15 ganz herzlich für die Unterstützung und den Beginn eines Dialogs zwischen Wirtschaft und Netzszene, der dringend weiter geführt werden sollte. Besonders hervorheben möchten wir als Lokalportal dabei die Wirtschaftsförderung der Stadt Bonn, die interessiert und aktiv teilgenommen hat, aber auch den anderen lokalen Partnern aus dem Mittelstand, die aktiv mitgemacht und unterstützt haben.
Mit einer Lesung endete dann auch die NEO15 und auf dem Heimweg twitterten manche schon NEO16. Wir sind gespannt aufs nächste Mal!
Alle Bilder: Sascha Foerster
Offenlegung: Der Betreiber von Bundesstadt.com, die Bonn.digital GbR, war ebenfalls Partner der NEO15.
RT @bundesstadt: Ein ausführlicher Nachbericht zur Next Economy Open 2015 #NEO15: https://t.co/5WV3adSpql
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@bundesstadt “ Es gab Kölsch und von rheinische Leckerchen.“
Resümee Next Economy Open 2015 #NEO15 Meckern kann man wirklich nur über das schlechte WLAN https://t.co/v3j946XPJD via @Bundesstadt
Netzökonomie ohne Netz … Anfang der Woche fand in der #Telekom-City #Bonn die Next Economy Open 2015 statt #NEO15 https://t.co/RFWvhtd1PP
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