Abschlussapplaus für ‚Jugend ohne Gott‘ am Theater Bonn | Foto (c) as

Auf dem Bonner Barcamp #bcbn19 vor einigen Tagen hat mich eine Bundesstadt.com-Session dazu inspiriert, doch regelmäßiger meinen Theaterrückblick online zu stellen. Der letzte Rückblick ist schon wieder einige Monate her, bald kommt die Sommerpause und einige neue Produktionen, wie Ödön von Horváths Jugend ohne Gott laufen bereits nicht mehr. Höchste Zeit also, wieder einen kleinen Rückblick zu machen. Dieses Mal wurde ich sogar in der Freien Szene, sprich im Contra Kreis Theater Bonn fündig:

House of Horror von Christine Lang und Volker Lösch im Schauspielhaus Bad Godesberg. Nächste Vorstellungen am 22. und 29. Juni

Das Stück widmet sich den Themenkomplexen Theater, Frauen und Macht. Die Collage mit Filmsequenzen und den unterschiedlichsten Subtexten bietet am Schauspielhaus Bad Godesberg jedoch vor allem recht handlungsarmes Sprechtheater. Einige Themen wirken abgenutzt. Es werden Übergriffe und typische Missbrauchssituationen vorgeführt. Eine theatrale Darstellung sexueller Gewalt wird in einer längeren, durchaus sehenswerten Szene hinterfragt, in der die Vergewaltigung der Lavinia in Shakespeares Titus Andronicus nachgestellt werden soll. Zur Besprechung

In and out Hannah Arendt in der Werkstatt. Nächste Vorführung am 22. Juni.

1964 interviewte der Journalist Günter Gaus im ZDF die Publizistin Hannah Arendt. Das Theater Bonn bettet nun Ausschnitte des legendären Interviews in szenisches Spiel ein. Zwei Figuren interagieren vor, während und nach auf die Bühnenwand projizierten Videosequenzen. Teilweise werden so Aussagen Arendts aus ihrem Zusammenhang gerissen und vor einen neuen Bedeutungshintergrund gestellt. Hier unterhalten sich zwei bedeutende Autorinnen, Elfriede Jelinek und Susan Sontag, als Figuren auf der Bühne unter Rückbezug auf Hannah Arendt. Es geht mal um den Lebensweg als Schriftstellerin, das Schicksal als Schreibende und eine eigene Verortung in der Welt. Zur Besprechung

Applaus für Oper ‚Die sizilianische Vesper‘ an der Oper Bonn | Foto (c) as

Giuseppe Verdis Die sizilianische Vesper an der Oper Bonn. Nächste Vorführungen am 23. und 27. Juni.

Die sizilianische Vesper behandelt emphatisch aufkeimende, intime Vatergefühle eines einsamen Herrschers in Zeiten der Vergeltung. Der Brite David Pountney inszeniert den 1855 in Paris uraufgeführten Fünfakter bilderreich und mit großen Ensembleleistungen. Obschon die Vorlage historische Ungereimtheiten aufweist und auch die Personenführung nicht immer zu fesseln vermag, reißt Die sizilianische Vesper insbesondere auch aufgrund effektvoller choreographischer Einlagen mit. Zur Besprechung

Oh wie schön ist (Panama) Malta von Volker Racho und Ensemble am Theater Bonn. Nächste Vorführung am 28. Juni.

Kapital kann sich zu einem scheuen Reh und ein Urlaubsparadies zum Hub für Finanzhaie entwickeln. Mit Oh wie schön ist Panama Malta bringt Regisseur Simon Solberg spannendes politisches Theater auf die Werkstatt-Bühne in Bonn. Der packende und höchst aktuelle Recherche-Thriller von Volker Racho und Ensemble beruht auf realen Geschehnissen. Das kurzweilige Stück behandelt europäische Steueroasen und ein Geflecht aus Korruption bis in höchste Regierungskreise. Zur Besprechung

Agatha Christies Die Mausefalle im Contra-Kreis-Theater Bonn. Nächste Vorführungen am 22. und 23. Juni.

Regisseur Lajos Wenzel inszeniert Agatha Christies Erfolgsstück recht klassisch, stilsicher und nostalgisch-konventionell. Das Zusammenspiel ist recht unterhaltsam und einigermaßen gut aufeinander abgestimmt. Trotz einiger Längen gibt es einen entwaffnenden Schluss, der nicht verraten werden darf. Zur Besprechung

Applaus für Tanzgastspiel vom Alonzo King Lines Ballet am Theater Bonn | Foto (c) as

Highlights des internationalen Tanzes an der Oper Bonn. Nächste Vorstellung von der Tanzkompanie des Landestheaters Linz mit Romeo + Julia am 22. Juni

Zuletzt sah ich Art Songs / Figures of Speech mit dem Alonzo King Lines Ballet. In dem zweiten und längeren Stück des Abends, Figures of Speech, schreiben die Compagnie-Tänzerinnen und Tänzer mit ihren wirbelnden Körpern rätselhaft-eindrückliche Figuren und Linien. Solo-Auftritte und Ensemble-Szenen wechseln sich ab. Mit ihren eingefrorenen Gesten erinnern die Ensemble-Mitglieder an geheimnisvolle Schriftzüge. Die künstlerisch außergewöhnliche Untersuchung eines Sprachensterbens bewegt trotz kleiner Längen mit einer teils doch global verständlichen Bewegungssprache.

Applaus für Tanztheater an der Oper Bonn | Foto (c) as

Alle Fotos vom jeweiligen Abschlussapplaus (c) Ansgar Skoda

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