Die hunderte Meter lange Schlange vor dem Konzertgelände des Bonner Kunst!Rasens lässt Großes erwarten: Adele? Ed Sheeran? Weit gefehlt – die überwiegend zwischen sechs und dreizehn Jahre alten Mädchen warten darauf, Lina zu sehen. Lina wer? Lina Larissa Strahl, 20-jährige Singer-Songwriterin aus der Ecke von Hannover – oder einigen Erwachsenen vielleicht auch bekannt als „Bibi“ aus den vier „Bibi & Tina“ Filmen. Aaaahhhhh, die…
Und so ist das Konzert wie die Bibi-Filme: Irgendwie trashig, aber man fühlt sich durchgängig gut unterhalten. Und so geht es scheinbar auch den anderen Erwachsenen, die überwiegend hier sind, um Karma-Punkte zu sammeln und auch nicht zur Zielgruppe gehören.
Mit einiger Verspätung unter ohrenbetäubendem Gejubel legt Lina los. Mit dabei die drei Jungs ihrer Band. Mit so banalen wie eingängigen Texten wie „Sieht die Welt beschissen aus, schmeiß ganz einfach Glitzer drauf“, offenbart sich großes Mitsingpotenzial auch für die Erwachsenen.
Die Mädchen können ohnehin jeden Text auswendig und singen beseelt für die nächsten eineinviertel Stunden mit ihrem Idol Songs wie „Egal“, „X“ und „Wie ich bin“. Dazwischen regnet es Konfetti, pardon, jede Menge Glitzer und Eltern trösten sich, dass es sicherlich schlimmere Vorbilder gibt als das hübsche und selbstbewusste Mädchen auf der Bühne.
Lina gibt den Fans, was sie wollen und das Meer an durchgängig glücklichen Mädchen lässt darüber hinwegsehen, dass nach Ende des Konzerts bei manchen Begleitenden zurecht die Frage aufkam, ob jetzt wohl Pause sei.
Schließlich erinnert sich der ein oder andere Mittvierziger an Zeiten, in denen man zum gleichen Preis Robbie Williams doppelt so lange gesehen hat. Aber das war damals – als noch niemand sich vorstellte, eines Tages mit dem eigenen Nachwuchs ein Konzert zu besuchen…