Nelson Mandela wäre diesen Sommer 100 Jahre alt geworden. Zu Ehren Madibas, wie er liebevoll in Südafrika genannt wird, möchte das 67 Blankets for Nelson Mandela Day Germany Gemeinschaftsprojekt Menschen miteinander verbinden und in seinem Sinne die Welt ein bisschen besser und wärmer machen.
“Wir haben im Mandela-Jubiläumsjahr einen 67 Blankets Ableger gestartet in Deutschlands ehemaliger Hauptstadt und UN Stadt, um an sein Leben und Wirken und Mandelas historische Besuche in Bonn zu erinnern,“ erläutert Selma Fricke, 67 Blankets Germany Botschafterin. „Dies ist auch ein kreatives Story Telling Projekt. Die begleitenden Aktivitäten sind angelehnt an die globale #WalkTogether Kampagne der Elders. Sie sollen inspirieren und aufzeigen, was uns vereint und unsere gemeinsame Menschlichkeit ausmacht.“
The Elders ist eine von Nelson Mandela 2007 gegründete Gruppe von ehemaligen Staatsmännern und -frauen, Friedensaktivisten, Menschenrechtlern und Intellektuellen. Ihr Ziel ist, die Erfahrung, die Beziehungen und den öffentlichen Einfluss der Mitglieder zur Lösung globaler Probleme einzusetzen.
Das gemeinnützige 67 Blankets Projekt wurde in Südafrika kurz nach Mandelas Tod im Dezember 2013 geboren. Die langjährige persönliche Assistentin und Vertraute des früheren südafrikanischen Präsidenten Zelda La Grange hatte ihrer Freundin Carolyn Steyn die Herausforderung gestellt, 67 Decken bis zum nächsten Mandela Day zu fertigen. Daraus ist die nunmehr weltweite 67 Blankets for Nelson Mandela Day Initiative entstanden.
Mandelas Leben und Wirken erlebbar machen
Um an Mandelas ersten Bonn Besuch im Juni 1990 zu erinnern, nur vier Monate nach seiner Haftentlassung, veranstaltet die Initiative heute einen #WalkTogether Abend mit einem Zeitzeugen-Gespräch mit Ingeborg Wick. (18. Juni 2018, 18-22 Uhr, Rudolf-Steiner-Haus, Thomas-Mann-Str. 36, 53111 Bonn)
Wick ist die ehemalige Geschäftsführerin der Anti-Apartheid Bewegung in Deutschland. Die Bonnerin wird über ihre Begegnungen mit Nelson Mandela, sein Leben und Wirken und das weltweite Engagement zu seiner Freilassung und Beendigung des Apartheid-Regimes in Südafrika berichten.
„Als Freiheitskämpfer, Gefangener und Politiker – Nelson Mandela blieb bis zu seinem Tod den Idealen von Antirassismus, Gerechtigkeit und Frieden inhaltlich und persönlich treu“, sagt Wick.
Der frühere Kanzler und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt hatte Mandela nach Deutschland eingeladen als damaliger Präsident der Sozialistischen Internationalen. In seiner Rede am 11. Juni 1990 beim Begrüßungsempfang mit Tausenden von Gästen sagte er: „Schon der gefangengehaltene Nelson Mandela war uns ein Symbol der Unerschrockenheit, der Überzeugungstreue und dadurch vor allem der Hoffnung, dass es für Südafrika eine bessere Zukunft geben könnte. Der freigelassene Nelson Mandela ist noch mehr: Er ist ein Symbol der Versöhnungsbereitschaft und des Friedens zugleich.“
#BeTheLegacy – Fortführung des Mandela Erbes
Vor der „Walk To Justice“ Diskussionsrunde mit ingeborg Wick (20 Uhr) gibt es einen 67 Blankets Empfang mit Projektbeteiligten und Remscheider Künstlerin Ute Lennartz-Lembeck und kreativen Mitmach-Aktivitäten. Außerdem werden Schüler und Lehrer von Bonns Fünfte Gesamtschule ihr neues Schulaustauschprojekt mit der südafrikanischen Ndyebo Secondary School, eine Township Schule in Port Elizabeth, vorstellen.
Die ersten für das lokale 67 Blankets Projekt gefertigten Decken und Schals werden am 1. Juli zusammen mit einem bunten Tipi, ein von Lennartz-Lembeck initiiertes Kunstprojekt, beim KLASSIK!PICKNICK auf dem Kunstrasen-Gelände präsentiert. Während einer Mandela100 Aktionswoche (18.-25. Juli) sind weitere #WalkTogether Aktionen geplant, darunter ein buntes Fest am 22. Juli im Trinkpavillion in Bad Godesberg. Anfang Dezember werden alle gespendeten Decken und Schals zur Erinnerung an Nelson Mandelas fünften Todestag am 5. Dezember an lokale karitative Einrichtungen übergeben.
Mehr Info zu dem lokalen 67 Blankets Gemeinschaftsprojekt findet sich (in Deutsch, English, Arabisch) auf den Bonnections Blog.
Zum Tod Mandelas hat der Verein Koordination Südliches Afrika, die Nachfolgeorganisation des Vereins „Afrika-Süd Aktionsbündnis“ (AAB) der ehemaligen Anti-Apartheid-Bewegung, folgende Pressemitteilung veröffentlicht:
Der lange Weg zur Freiheit
Bielefeld/Bonn, den 06.12.2013: Als langjährige Streiter gegen Apartheid und Rassismus trauern wir um Nelson Mandela, der uns Anregungen, Mut und Inspiration gegeben hat. Kaum ein anderer Mensch unserer Zeit verkörpert die Ideale von Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung so sehr wie Nelson Mandela, der am 5. Dezember im Alter von 95 Jahren in Johannesburg gestorben ist.
Mandela stand für diese Ideale als Freiheitskämpfer, Gefangener, Politiker und als Person. Integrität, Unbeugsamkeit, Lebenslust und Humor zeichneten seinen Charakter aus. Mandela wurde deshalb schon zu Lebzeiten zu einem Mythos. Weltweit sehnen sich die Menschen nach Politikerinnen und Politikern, die menschenrechtlichen Zielen inhaltlich und persönlich treu bleiben. Übersehen wird oft, dass diese von politischen Bewegungen und persönlichen Bindungen getragen werden müssen.
Trotz jahrzehntelanger Inhaftierung Mandelas und anderer Führer des Befreiungskampfes erlebte der Anti-Apartheid-Widerstand in Südafrika seit den 1980er Jahren einen breiten Aufschwung. Dieser war den Zielen der Freiheitscharta aus dem Jahre 1955, des Programms des African National Congress (ANC), verpflichtet. Untergrundkampf und Exil, Entbehrungen und menschliche Verluste durch den Aggressionskrieg der Apartheidregierungen gegen die schwarze Bevölkerung konnten den südafrikanischen Widerstand nicht brechen.
Nelson Mandela wurde auf der Gefangeneninsel Robben Island nicht nur durch seine politischen Ideale, sondern auch durch enge Freundschaften getragen. Seit Mitte der 1960er Jahre wurde Mandela weltweit zu einem Symbol besonders der kirchlichen und bürgerlichen Anti-Apartheid-Bewegung, mit dem Motto „Freiheit für Nelson Mandela“. Bis weit in die 1980er Jahre war Mandela für die Spitzen von Politik und Wirtschaft der westlichen Welt ein Feindbild. Noch 1988 geißelten der US-Präsident Ronald Reagan und die britische Premierministerin Margret Thatcher Mandela als „Terroristen“. Hintergrund hierfür war die enge Verbundenheit ihrer Länder mit dem Apartheidstaat als Bastion der antikommunistisch verstandenen „Freiheit“ sowie als Land der unbegrenzten Gewinnmöglichkeiten für die Wirtschaft ihrer Länder.
Neben den USA und Großbritannien gehörte auch die Bundesrepublik Deutschland zu den Verbündeten des Apartheidregimes, wobei besonders die militärisch-nukleare Kooperation eine Rolle spielte. Die Zusammenarbeit wurde Mitte der 1970er Jahre vom ANC und der Anti-ApartheidBewegung aufgedeckt. Die Bundesrepublik hatte Südafrika sogar völkerrechtswidrig zu einem Nuklearstaat mit aufgerüstet, so dass das Land Anfang der 1990er Jahre über eigene Atombomben verfügte. Als erster demokratisch gewählter Staatspräsident Südafrikas setzte sich Nelson Mandela für eine Aufarbeitung der Geschichte des Apartheidstaates ein.
Die Arbeit der „Wahrheits- und Bankverbindungen: GLS Bank, BLZ: 430 609 67 Konto: 4025 932 400 (IBAN DE90 4306 0967 4025 9324 00, BIC GENODEM1GLS) Versöhnungskommission“ unter Leitung von Erzbischof Desmond Tutu gilt als weltweit vorbildlicher Versuch, die unter einem drakonischen staatlichen Repressionsregime begangenen Verbrechen gesellschaftlich ohne Rückgriff auf das Strafrecht aufzuarbeiten.
Da sich wichtige Akteure aus der früheren Regierung und dem alten Militärapparat dem Versöhnungsgedanken verweigerten, gelang dieser Versuch nur in Ansätzen. Auch viele ausländische Firmen lehnten eine Mitverantwortung ab und wiesen die Vorstellung von Entschädigung für früheres Unrecht weit von sich. Noch heute warten die meisten Apartheidopfer auf eine ausreichende Entschädigung. Die demokratischen Wahlen von 1994 haben Südafrika die politische Freiheit gebracht. Der ANC stellt seither die Regierungen.
Doch die mit dem Programm der Befreiungsbewegung ANC verbundenen Forderungen nach Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums, sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Mitsprache sind in weiten Teilen nicht eingelöst. Trotz 20- jähriger ANC-Regierung ist Südafrikas Gesellschaft von Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, Armut, Frauendiskriminierung, Kriminalität und wachsender Spaltung in Arm und Reich geprägt. Die Korruption in Politik und Verwaltung ist ein Dauerproblem wie auch die Gewalt in den zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen.
Zur Freiheit Südafrikas ist es noch ein langer Weg. Nelson Mandela rief schon im Wahlkampf 1994 seine Anhängerinnen und Anhänger zu kritischer Wachsamkeit gegenüber Partei und Regierung im zukünftigen Südafrika auf. Die vielen zivilgesellschaftlichen Gruppen, die heute für ein gerechtes Südafrika eintreten, können sich auf ihn berufen.
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Die Koordination Südliches Afrika e.V. ist Nachfolgeorganisation des Vereins „Afrika-Süd Aktionsbündnis“ (AAB), der ehemaligen Anti-Apartheid-Bewegung. Heute arbeitet KOSA als bundesweiter Zusammenschluss von entwicklungspolitischen Gruppen und Einzelpersonen, die mit ihrer Arbeit die vielfältigen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland, der Europäischen Union und den Ländern des Südlichen Afrika kritisch und solidarisch begleiten. Dazu gehören: Aktion Bundesschluss, die in Bonn sitzende Informationsstelle Südliches Afrika (ISSA), Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika (KASA), Koordinierungskreis Mosambik (KKM), Mainzer Arbeitskreis Südliches Afrika, Medico International, SODI International Berlin, Weltfriedensdienst, Welthaus Bielefeld, Zimbabwe Netzwerk