Ein Gast­ar­ti­kel von Uwe Fed­dern (Sach­kun­di­ger Bür­ger, Di­gi­ta­le Trans­for­ma­ti­on, Volt-Fraktion im Stadt­rat Bonn).

Die Volt-Fraktion im Bon­ner Stadt­rat hat wich­ti­ge In­ter­es­sen­grup­pen der Stadt zum Stand der Di­gi­ta­li­sie­rung be­fragt. Die Er­geb­nis­se der Ge­sprä­che lie­fern wich­ti­ge In­for­ma­tio­nen für zu­künf­ti­ge Maß­nah­men.  Be­son­ders die Kom­mu­ni­ka­ti­on und Ver­net­zung ste­hen im Fokus.

Der di­gi­ta­le Wan­del der Stadt be­trifft al­le wich­ti­gen In­ter­es­sen­grup­pen in Bonn. Die Volt-Fraktion im Bon­ner Stadt­rat hat des­halb In­ter­views mit ih­nen ge­führt, um ih­re Ein­schät­zun­gen, Er­war­tun­gen, Wün­sche und Vor­schlä­ge zu er­fah­ren. Die Er­geb­nis­se sol­len den ak­tu­el­len Stand der Di­gi­ta­li­sie­rung in Bonn auf­zei­gen und ei­nen Aus­blick auf den Weg bieten.

Die Ein­schät­zun­gen zur Um­set­zung der di­gi­ta­len Trans­for­ma­ti­on in Bonn sind ge­mischt. Ei­ni­ge Be­frag­te se­hen Bonn im Ver­gleich zu an­de­ren Städ­ten gut auf­ge­stellt und er­ken­nen Po­ten­zi­al für Wei­ter­ent­wick­lun­gen. An­de­re hin­ge­gen se­hen nur be­grenz­te Fort­schrit­te und be­to­nen die an­hal­ten­de Do­mi­nanz ana­lo­ger Kommunikation.

Po­si­tiv her­vor­ge­ho­ben wird das en­ga­gier­te Team des Chief Di­gi­tal Of­fi­cers (CDO), das als Bot­schaf­ter für das The­ma dient. Au­ßer­dem wer­den die Mög­lich­keit, on­line Ter­mi­ne mit der Stadt­ver­wal­tung zu ver­ein­ba­ren, die Di­gi­ta­li­sie­rung von rund 50 Ver­wal­tungs­pro­zes­sen und das Vor­han­den­sein von zwei Stra­te­gie­pa­pie­ren zur „Di­gi­ta­len Stadt“ her­vor­ge­ho­ben. Auch Bonns aus­ge­präg­te Cyber-Security-Landschaft und die Prä­senz zahl­rei­cher IT-Firmen in der Re­gi­on wer­den po­si­tiv bewertet.

Trotz die­ser Fort­schrit­te gibt es noch Ver­bes­se­rungs­be­darf.  Da­zu zäh­len ei­ne bes­se­re Kom­mu­ni­ka­ti­on und Ein­bin­dung der Bürger:innen in di­gi­ta­le In­itia­ti­ven, die ver­stärk­te Di­gi­ta­li­sie­rung und Be­schleu­ni­gung von Ver­wal­tungs­leis­tun­gen so­wie die Schaf­fung von „Ex­pe­ri­men­tier­räu­men für di­gi­ta­le In­no­va­tio­nen“. Zu­dem ist es wich­tig, den de­mo­gra­phi­schen Wan­del mit­hil­fe der Di­gi­ta­li­sie­rung anzugehen.

Ein wei­te­res Hand­lungs­feld ist die Mo­bi­li­tät. Es be­steht drin­gen­der Be­darf an der Ver­net­zung der ver­schie­de­nen Ver­kehrs­mit­tel im öf­fent­li­chen Ver­kehr, ei­ner mo­der­ne­ren Park­raum­be­wirt­schaf­tung und der An­pas­sung von Nahverkehrs-Apps an ak­tu­el­le Standards. 

Die Di­gi­ta­li­sie­rung soll­te bar­rie­re­frei und für al­le zu­gäng­lich sein, ein­schließ­lich Schu­len, Ju­gend­zen­tren und Men­schen, für die die Di­gi­ta­li­sie­rung ei­ne Hür­de dar­stel­len könn­te. Es muss ge­währ­leis­tet sein, dass di­gi­ta­le Zu­gän­ge er­schwing­lich sind.

Die In­fra­struk­tur muss wei­ter aus­ge­baut wer­den, um al­len Bürger:innen und Un­ter­neh­men ei­nen gu­ten In­ter­net­zu­gang zu er­mög­li­chen. Zu­dem soll­te die Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen Wirt­schaft, Zi­vil­ge­sell­schaft, Wis­sen­schaft und Stadt­ver­wal­tung ver­stärkt wer­den, auch un­ter Ein­bin­dung der UN-Community und des Rhein-Sieg-Kreises.

Die Be­frag­ten stel­len kon­kre­te An­for­de­run­gen an die Po­li­tik: Die Dring­lich­keit und Not­wen­dig­keit des The­mas müs­sen par­tei­über­grei­fend er­kannt wer­den, ei­ne lang­fris­ti­ge Stra­te­gie ist er­for­der­lich und In­ves­ti­tio­nen müs­sen frei­ge­ge­ben wer­den. Die Po­li­tik soll­te die Um­set­zung des di­gi­ta­len Wan­dels be­glei­ten, die Bür­ger­schaft sen­si­bi­li­sie­ren und ein­bin­den, die Ent­bü­ro­kra­ti­sie­rung in der Ver­wal­tung för­dern und Bar­rie­re­frei­heit si­cher­stel­len. Ein Be­frag­ter be­ton­te tref­fend, dass es dar­um geht, „sich nicht ge­gen das zu sper­ren, was un­wei­ger­lich kommt, son­dern mu­tig voranzugehen“. 

Die di­gi­ta­le Trans­for­ma­ti­on in Bonn ist ein fort­lau­fen­der Pro­zess, der das En­ga­ge­ment und die Zu­sam­men­ar­beit al­ler Be­tei­lig­ten er­for­dert. Die Be­frag­ten sind sich ei­nig, dass ein über­grei­fen­der Dia­log drin­gend er­for­der­lich ist. Da­bei wird es wich­tig sein, die Er­war­tun­gen der ver­schie­de­nen In­ter­es­sen­grup­pen zu ma­na­gen und ge­mein­sa­me Zie­le zu vereinbaren.

Es soll­te auch be­rück­sich­tigt wer­den, wel­che Aus­tausch­grup­pen be­reits exis­tie­ren und wie die Ab­gren­zun­gen ge­stal­tet wer­den. In Bonn gibt es be­reits meh­re­re Platt­for­men und In­itia­ti­ven zur Di­gi­ta­li­sie­rung, wie den ITK-Ausschuss der IHK, das Cy­ber Se­cu­ri­ty Clus­ter, den Di­gi­tal Hub, die Di­gi­tal­fa­brik der Wirt­schafts­för­de­rung und das Bar­Camp Bonn.

Um den Kommunikations- und Zu­sam­men­ar­beits­be­darf zu de­cken, wur­de vor­ge­schla­gen, ei­nen Mix aus ei­nem über­grei­fen­den Dia­log zwi­schen Re­prä­sen­tan­ten ei­ner­seits und zwi­schen se­pa­ra­ten The­men­grup­pen ein­zu­füh­ren. Ein zen­tra­ler Vor­schlag ist es, ei­ne Platt­form zu schaf­fen, die Leit­li­ni­en und Spiel­re­geln de­fi­niert und ei­nen Rah­men bie­tet, in dem sich al­le ein­brin­gen kön­nen. Die­se Platt­form könn­te ver­schie­de­ne For­ma­te an­bie­ten, um un­ter­schied­li­che Zie­le zu er­rei­chen. Klei­ne­re Grup­pen könn­ten sich auf In­ter­ak­ti­on und Dia­log kon­zen­trie­ren, wäh­rend grö­ße­re Grup­pen zur Ideen­samm­lung und Ziel­ent­wick­lung ge­nutzt wer­den könnten. 

Die Kom­mu­ni­ka­ti­on und Ver­net­zung soll­ten im Mit­tel­punkt ste­hen. Klei­ne ge­mein­sa­me Um­set­zungs­pro­jek­te könn­ten da­zu bei­tra­gen, Wir­kun­gen zu er­zie­len und das Be­wusst­sein für die Be­deu­tung der di­gi­ta­len Trans­for­ma­ti­on zu schär­fen. Es ist wich­tig, die Bürger:innen in die Ver­än­de­run­gen ein­zu­be­zie­hen und sie da­für zu sen­si­bi­li­sie­ren. Be­son­de­res Au­gen­merk soll­te da­bei auf der Ein­bin­dung der Ju­gend lie­gen, um die nächs­te Ge­ne­ra­ti­on von Di­gi­tal Na­ti­ves zu för­dern und zu beteiligen.

Zu­sam­men­fas­send lässt sich sa­gen, dass die Di­gi­ta­li­sie­rung in Bonn ei­nen über­grei­fen­den und ko­or­di­nier­ten An­satz er­for­dert, der die ver­schie­de­nen In­ter­es­sen­grup­pen zu­sam­men­bringt und sie in den Pro­zess ein­be­zieht. Durch Dia­log und Zu­sam­men­ar­beit kön­nen ge­mein­sa­me Zie­le de­fi­niert und er­reicht wer­den, um die di­gi­ta­le Trans­for­ma­ti­on er­folg­reich zu gestalten.

Di­gi­ta­li­sie­rung ist kein Selbst­zweck, son­dern der Mo­tor für In­no­va­ti­on. Die Di­gi­ta­le Trans­for­ma­ti­on ist die Ba­sis, um die ak­tu­ell in den Kom­mu­nen an­ste­hen­den Her­aus­for­de­run­gen zu be­wäl­ti­gen“ er­läu­tert Uwe Fed­dern, sach­kun­di­ger Bür­ger der Volt-Fraktion, der die In­ter­views or­ga­ni­sier­te und durchführte.

Fast al­le Interviewpartner:innen ha­ben In­ter­es­se be­kun­det, sich für das The­ma wei­ter ein­zu­brin­gen. Wir be­trach­ten dies als ei­nen Auf­trag und wer­den den di­gi­ta­len Wan­del in Bonn auf der po­li­ti­schen Ebe­ne durch kon­kre­te Maß­nah­men wei­ter­trei­ben“ sagt Frie­de­ri­ke Mar­tin, Vor­sit­zen­de der Volt-Fraktion im Stadt­rat Bonn.

Kon­takt:
Uwe Fed­dern
Sach­kun­di­ger Bür­ger
E-Mail: uwe.feddern@volteuropa.org
Volt-Fraktion im Stadt­rat Bonn
Rat­haus­gas­se 5-7. 53111 Bonn

Fo­to: Frank Fremerey

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