S 13 nach Oberkassel – wozu?

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Skandal: Die Deutsche Bahn und der Nahverkehr Rheinland (NVR) haben die S-Bahn-Verlängerung von Troisdorf nach Hennef S 13 genannt statt wie ursprünglich geplant S 19. Was zunächst wie unbedeutende Zahlenmalerei anmutet, bringt die Bonner Gemüter fast so sehr in Rage, wie wenn es mal wieder ein Politiker wagt, über einen Komplettumzug der Regierung nach Berlin laut nachzudenken. So soll doch die S 13 demnächst nach Bonn-Oberkassel führen und den gut siebentausend Einwohnern dieses Stadtteils den Anschluss an die große weite Welt bringen. Nun gut, nicht demnächst, aber doch in nicht allzu ferner Zukunft, so zumindest die aktuelle Planung. Es fehlt nur noch die Finanzierungszusage des Landes und der Deutschen Bahn, aber angesichts der veranschlagten Baukosten von 400 Millionen Euro wollen wir nicht in Haarspalterei verfallen.

S-Bahn
Foto: chicitoloco via photopin cc

Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch wird nicht müde, die Notwendigkeit der S-13-Verlängerung nach Oberkassel zu betonen, bringe sie doch eine verbesserte Anbindung Bonns an den Köln-Bonner Flughafen mit sich sowie den lang ersehnten Lärmschutz für die Anwohner der rechtsrheinischen Strecke. So weit, so gut. Aber.

Wer heute mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Flughafen will, kann mit dem Schnellbus im Halbstundentakt fahren, Fahrzeit ab Bonn Hauptbahnhof 26 Minuten, oder stündlich in acht Minuten mit dem RE 8 ab Beuel. Welchen spürbaren Vorteil bringt da die neue S 13, die ja bekanntlich das linksrheinische Bonn links beziehungsweise rechts, je nach Fahrtrichtung, liegen lässt, weil dummerweise der Rhein dazwischen fließt? Führe man mit der Stadtbahnlinie 66 vom Bonner Hauptbahnhof bis zur geplanten Verknüpfungsstelle mit der S 13 in Vilich, so dürfte der Fahrzeitgewinn gegenüber dem Bus marginal sein.

Stichwort Lärmschutz. Nun könnte man den zweifellos geplagten Anwohnern vorhalten: Selbst schuld, was zieht ihr auch an eine der meistbefahrenen Güterzugstrecken Deutschlands? Tun wir aber nicht. Stattdessen fragen wir uns: Warum können die Lärmschutzwände nicht jetzt sofort gebaut werden, wozu erst auf eine S-Bahn nach nirgendwo (bitte verzeiht, liebe Oberkasseler) warten? Die lauten Güterzüge donnern heute schon durch Beuel, viel lauter wird es mit einer S-Bahn auch nicht mehr.

Noch ein kleiner Aspekt am Rande: In Beuel gibt es einen der letzten funktionierenden Güterbahnhöfe in der Region. Dieser wird von einem Händler für Kraftfahrzeugteile genutzt und zwar nicht nur das historische Gebäude von 1871, sondern auch der dazugehörige Gleisanschluss. Regelmäßig werden Autoteile auf der Schiene angeliefert, ganz im Sinne umweltschonender Verkehrspolitik, was dank der vollständig erhaltenen Infrastruktur bis heute möglich ist. Außerdem schließt in Beuel die private Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE) an das Netz der DB an. Beides, Gütergleise und RSE-Anschluss, müssten dem Ausbau der S-Bahn weichen. Schlimmer noch: Da das historische Güterbahnhofsgebäude nicht nur der S-Bahn im Wege sondern auch unter Denkmalschutz steht, kann es nicht einfach abgerissen werden, sondern muss Stein für Stein und Balken für Balken sorgfältig abgetragen und ein paar Meter östlich wieder aufgebaut werden. Für den derzeitigen Nutzer stünde es in dieser Zeit logischerweise nicht zur Verfügung, daher müsste er sich einen neuen Firmensitz suchen, und wenn er den erstmal gefunden hat, wird er nicht zurückkehren; warum auch, ohne Gleisanschluss.

Umsonst die Aufregung: Kurz nach dem Bonner Aufschrei verkündete der NVR, die Benennung der S-Bahn nach Hennef sei nur vorübergehend und stelle den Ausbau nach Oberkassel nicht in Frage. Bekanntlich gilt die Dreizehn als Unglückszahl, viele Hotels verzichten auf die Zimmernummer 13, Fluggesellschaften lassen auf Reihe 12 die Reihe 14 folgen. Das mag man als abergläubischen Unfug abtun, dennoch stellt sich immer deutlicher die Frage: Warum verabschiedet sich Bonn nicht endlich von der S 13?

1 Kommentar

  1. Hallo Carsten,
    einen wichtigen Aspekt übersiehst du meiner Meinung nach. Die S13 würde es ermöglichen mehr Verkehr auf der rechten Rheinstrecke abzuwickeln, ohne den Kölner Knoten noch weiter zu belasten. Das Konzept des NVR sieht ja vor die RB27, in die S13 zu integrieren. Das würde also eine weitere dringend benötigte Fahrplantrasse auf der Hohenzollernbrücke und im Kölner Hauptbahnhof freimachen. Eine weitere RB27 pro Stunde bekommt man mit der derzeitigen Infrastruktur nicht mehr hin. Meines Erachtens bleibt für ein zusätzliches Angebot nur die S-Bahn Lösung, auch wenn das natürlich nicht billig wird.

    Viele Grüße
    Manfred

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