Es sollte ein ganz großer Abend werden für Schwergewichtsboxer Manuel Charr. Der Kölner mit libanesischen Wurzeln trat am Wochenende im Bonner Telekom Dome an, um seinem Ziel, dem nächsten Weltmeisterschaftskampf, ein großes Stück näher zu kommen. Organisieren musste er den ganzen Kampfabend selbst. Daran scheiterte am Ende wohl auch dessen Qualität. Manuel Charr schaffte zwar den Sieg gegen Kevin Johnson, der gegen Weltmeister Klitschko einst über die volle Rundenanzahl ging, der versprochene K.O. wurde es aber nicht.
Zudem war das Rahmenprogramm konkurrenzlos schlecht. Ein Vorkampf fand nicht statt, drei andere endeten spätestens nach einer Runde. Das Publikum, immerhin rund 4000 Zuschauer, wurde unruhig. Daran änderte auch die musikalische Untermalung nichts. Im Gegenteil, die Darbietungen machten die Situation nur noch schlimmer. Die angekündigten Percival Duke und Bahar (ehemals Monrose) waren gar nicht erst erschienen, 80er-Ikonie Fancy dagegen schon. Er wähnte sich im MEGADOME in KölnBonn und machte auch sonst einen eher verwirrten Eindruck. Die Pfiffe aus dem Publikum kommentierte er mit einem: „Ihr da oben seid scheiße.“
Der Hauptkampf, angekündigt für ca. 23.45 Uhr, ließ dann auch deutlich länger auf sich warten. Charrs Boxpromoter Prince Kay One brauchte nach der Live-Sendung von „Deutschland sucht den Superstar“, bei der er in der Jury sitzt, wohl etwas länger, um den Weg nach Bonn zu finden. Zu dieser Zeit waren die ehemaligen „Container-Kollegen“ des Boxers schon lange in der Halle. Auch Box-Urgestein Ebby Thust gab sich die Ehre, ebenso wie Prinz Marcus von Anhalt, Stammgast bei derlei Veranstaltungen. Daneben sorgte die Veranstaltung für verstärkte Polizeipräsenz. Ein Teil der Zuschauer wurde als Risikogruppe eingestuft. Dazu beigetragen hatten wohl auch Provokationen Charrs dem Berliner Rapper Bushido gegenüber. Am Ende blieb es weitgehend ruhig.
Fazit des Abends: Knapp 90 Jahre nach Box-Legende Max Schmeling ging Bonn mit dem Kampfabend einen Schritt ins Profiboxen zurück. Der Telekom Dome zeigte sich als geeigneter Veranstaltungsort. Problematischer war die Umsetzung der Veranstaltung. Boxer Charr schien am Ende mit Kampf und Organisation doch überfordert. Das tat dem Abend nicht gut. Eine erneute Chance – mit professioneller Organisation – sollte man Bonn und auch dem Dome aber geben.
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