von Insa Großkraumbach
Sven Regener reißt die Arme hoch und ruft „Romantik!“ – und das klingt seltsamerweise gleichzeitig selbstironisch wie ernsthaft von Herzen beglückt. Nicht nur der Titel einer LP von Element of Crime, Romantik ist die Losung des Konzertabends, sie liegt in der Luft, wenn in den grandiosen Texten der Band aus kleinen Beobachtungen, scheinbaren Banalitäten ganze Welten und Geschichten im Kopf der Zuhörer entstehen.
Ihre wunderbare Poesie entfaltet die Band live an diesem Abend in ganz entzückender Weise. Die Stimmung ist entspannt, die rund 2.000 Besucher auf dem Kunst!Rasen sind bestens gelaunt und erfreuen sich an dem, was die Band auf der Bühne mit sichtbarem Vergnügen so treibt.
Dass es nicht sonderlich voll ist, ist schön für die Zuschauer, die sich sogar tanzend entfalten können. Ausgesprochen bedauerlich ist es aber, dass nicht mehr Menschen in den Genuss dieses Konzerts gekommen sind, das uns verzückt lächelnd und glücklich in den Abend entlässt.
Das Konzert beginnt pünktlich, Sven Regener selbst kündigt die Vorband „Per Anders“ an, die drei durchaus schöne Stücke zum Besten geben darf, bevor gegen 20 Uhr Element of Crime die Bühne betreten. Sven Regener gibt nach dem 1. Stück die Parole aus: „Wir spielen noch ein Lied, und dann noch eins und noch eins und immer so weiter…“ Eine gelungene Überleitung zum Titel des 2. Stücks, die Band hält sich aber auch an die Vorgabe und bleibt bis 22 Uhr – nach einigen Zugaben – auf der Bühne. Erst in der Zugabe kommt das unverzichtbare „Delmenhorst“, das alle begeistert mitsingen.
Viele Zeilen der Lieder, überwiegend aus dem jüngsten Album „Lieblingsfarben und Tiere“ (VÖ 2014), hallen nach und regen zu längerem Nachdenken an, manche sind zugleich wunderschön und tieftraurig, etwa: „Ohne dich will ich nicht, mit dir kann ich nicht sein.“ Die Band zeigt sich vielseitig, es kommt auch ein Schifferklavier und eine Cajon zum Einsatz. Sven Regener tauscht immer wieder Mikrofon gegen Trompete ein. Trompeter sind gute Küsser, wurde mir gesagt.
Der letzte Song, „Über Nacht“ wird situationsbezogen variiert in „Über Nacht kamen die Vögel“, als plötzlich eine Vogelschar über dem schon im Dämmerlicht liegenden Konzertgelände auftaucht.
Melancholisch gestimmt werden wir in die Nacht entlassen: „Und kaum dass ich dich einmal wiederseh, ist der Sommer schon wieder vorbei.“ Zwar hat der Sommer gerade erst angefangen, mit dem Konzert von Element of Crime ließe sich aber selbst sein Ende etwas leichter ertragen.