Bonner gegen Geräusche in der Stadt (BOGEGIS)

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frankenbad1(ck) Und wie­der hat das Bon­ner Dezibel-Denunziantentum zu­ge­schla­gen. Die­ses Mal trifft es die Reggae-Party der Kul­tur­in­itia­ti­ve Rhi­zom, die am Ro­sen­mon­tag nach dem Zoch von 15 bis 20 Uhr auf dem Vor­platz des Fran­ken­ba­des statt­fin­den soll­te, al­so an ei­nem Tag, der nicht ge­ra­de zu den stil­len Fei­er­ta­gen ge­rech­net wer­den kann; auch er­scheint ei­ne Stö­rung der Nacht­ru­he auf­grund der mo­de­ra­ten Zeit­la­ge eher un­wahr­schein­lich. Ei­ne An­woh­ne­rin im Be­reich Adolf-/Vorgebirgsstraße hat der Stadt Bonn über ih­ren An­walt ei­ne Kla­ge an­ge­droht, falls die Par­ty, die es be­reits seit 2008 gibt, ge­neh­migt wer­den soll­te. Von ei­ner Kla­ge­an­dro­hung ge­gen den Ro­sen­mon­tags­zug, der un­ter ih­rem Fens­ter ent­lang läuft, sieht sie in die­sem Jahr of­fen­bar noch ein­mal ab.

Nach­dem ih­re Rechts­ge­lehr­ten die Be­schwer­de ge­prüft hat­ten, knick­te die Stadt – wie ge­wohnt – ein und ließ über ih­ren Rock- und Pop-Beauftragten ver­kün­den, dass sie die Par­ty in die­sem Jahr we­gen über­höh­ter Lärm­im­mis­si­on nicht ge­neh­mi­gen kön­ne. Das wirft Fra­gen auf. Ers­tens: Kann man ei­ne Stadt we­gen wie­der­hol­ter Feig­heit vor ei­ner Kla­ge ver­kla­gen? Zwei­tens: Was ge­nau macht ei­gent­lich ein Rock- und Pop-Beauftragter?

Doch ge­ben sich die Ver­an­stal­ter nicht kampf­los ge­schla­gen. Statt zur Par­ty ru­fen sie nun zu ei­ner De­mons­tra­ti­on auf, eben­falls von 15 bis 20 Uhr vor dem Fran­ken­bad. Die­se wur­de auch ge­neh­migt, da das De­mons­tra­ti­ons­recht ein hö­he­res Ge­wicht hat. Nur muss es ne­ben Mu­sik auch Wort­bei­trä­ge ge­ben und es darf kein Al­ko­hol aus­ge­schenkt werde.

Als be­ken­nen­der Kar­ne­vals­muf­fel woll­te ich ei­gent­lich auch in die­sem Jahr den Ro­sen­mon­tag und sei­nen Zug im Rah­men der mir als Alt­stadt­be­woh­ner ge­ge­be­nen Mög­lich­kei­ten igno­rie­ren, auch wür­de ich mich nicht als aus­ge­spro­che­nen Reggae-Fan be­zeich­nen, doch zur De­mons­tra­ti­on wer­de ich wohl ge­hen. Bier gibts im Ki­osk um die Ecke. Viel­leicht hat ja je­mand Lust, mitzukommen.

Üb­ri­gens: Dass man als Rock- und Pop-Beauftragter durch­aus ei­ne stei­le Kar­rie­re vor sich ha­ben kann, be­legt der Wer­de­gang von Sig­mar Gabriel.

(Fo­to: Cars­ten Kubicki)

19 Kommentare

  1. Aus gut in­for­mier­ten Que­ru­lan­ten­krei­sen war üb­ri­gens heu­te zu ver­neh­men, dass ei­ne Kla­ge­schrift ge­gen das Mar­tins­sin­gen be­reits in der Schub­la­de lie­ge. Das stän­di­ge Klin­geln am Mar­tins­abend und das Sin­gen der um Sü­ßig­kei­ten bet­teln­den Kin­der sei eben­falls ei­ne nicht hin­zu­neh­men­de (Lärm)belästigung. Zu­nächst wol­le man je­doch den Sieg über die rhei­ni­schen Nar­ren fei­ern – selbst­ver­ständ­lich in al­ler Stille.

    Ach, bei der De­mo bin ich na­tür­lich da­bei – wir se­hen uns!

  2. Ich ha­be ei­nen Traum!
    Ich wer­de mich nun im Gitarre-Spielen üben und mich dann vor ih­ren Bal­kon stel­len, wie Ro­meo es einst vor Ju­li­as tat und dann wer­de ich ihr die schöns­ten Lie­bes­lie­der singen.

    Ge­gen Freund­lich­keit kann sich nie­mand wehren! ;)

    Aber! – Wie kann man ei­ne Stadt­ver­wal­tung als Vertrags- und auch als Han­dels­part­ner noch ernst­neh­men, die sich von ei­ner ver­meint­li­chen Klä­ge­rin förm­lich „in die Knie zwin­gen“ lässt? Wol­len die als nächs­tes dann auch den Ro­sen­mon­tags­zug ver­bie­ten? Al­lein die wirt­schaft­li­chen Um­sät­ze, die sol­che tra­di­tio­nel­len „Volks­fes­te“ (Auch die ab­ge­sag­te Par­ty!!!) mit sich brin­gen kom­men ja auch letzt­end­lich der Stadt wie­der zu Gu­te. Dar­um an die­ser Stel­le die Fra­ge, war­um ei­nem Ego ei­nes ein­zel­nen Lau­ten ge­gen­über der All­ge­mein­heit so­viel Ge­wicht bei­gemes­sen wird?

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