Mode und Ästhetik der vergangenen Jahrzehnte üben einen besonderen Reiz aus. Die erste Hälfte des 20. Jahrhundert, zwischen Roaring Twenties, Rock ’n’ Roll und Don Draper, inspiriert in vielen Bereichen, von der Inneneinrichtung bis hin zur Kleidung. So auch die Veranstalter und Besucher des „Flaneur Bonn“ im Basecamp am ersten Septemberwochenende. Natürlich gehört es zur Bonner Kleidungskultur der Veranstaltung des Vintage Flaneur Magazins einen Besuch abgestattet zu haben.

Auch wenn sich die Atmosphäre eher an den 50er- bis 60er-Jahren orientierte, kam man als Vintage-Freund des 20. Jahrhunderts auf seine Kosten. Wer schon einmal auf einer der Boheme-Sauvage-Parties in Berlin oder inzwischen auch Köln war, der fühlte sich willkommen und erkannte sogar Gesichter wieder. Konzerte, Barbier, Zeichner wie das charmante „Frollein Eve“ und Gastronomie wurden passend konzeptioniert und auch als spontaner Besucher konnte man im Plausch bei deutschem Gin oder einem „Gute Schwester“-Likör die Zeit verlieren.

Alles, was sich ästhetisch präsentieren ließ und dem Stil der Flaneure zusagte, ist nicht nur für ebendiese interessant, sondern auch für alle, die auf der Suche nach einem schönen Möbelstück, einem personalisierten Werbeschild oder außergewöhnlicher Mode waren. Der Pomade-Shop zeigte die eigene Linie an „Dapper Dan“-Haarpflegeprodukten und verbindet augenzwinkernd klassische Pomade mit einer fiktiven Unternehmensgeschichte. Vintage ist mehr als nur das bloße Zurschaustellen, es gilt auch, traditionsreiche Materialien und Konzepte aufleben zu lassen.

So sehr die Bewegung der Ministerien von Bonn nach Berlin in den letzten Jahrzehnten stellvertretend für das schwindende Image Bonns war, so gibt es auch gute Gegenbeispiele, die für die Bundesstadt sprechen. Maria Michaela Kühne bringt die umfangreiche Kleider- und Kostümsammlung ihres Vaters nach Bonn und bietet diese Teile auch zum Verkauf an. Definitiv eine außergewöhnliche Möglichkeit, einmal den Glanz amerikanischer Mode direkt in der Bundesstadt erfahren und erwerben zu können. Die Sammlung umfasst auch einige Teile Herrenbekleidung, auf die ich in den nächsten Monaten besonders gespannt bin und die noch einmal gesonderte Aufmerksamkeit verdient haben.

Das Basecamp Bonn, eine Location, die es versteht, Events anzuziehen, die nicht ins klassische Messekonzept fallen, war auch in diesem Fall bereit, mit dem Vintage-Flaneur-Magazin eine lockere, attraktive Veranstaltung zu planen. Die amerikanischen Wohnwagen und Zugwaggons waren in der Vergangenheit Kulisse für Foto-Shootings und so bot sich ein konsequentes Vintage-Event in der Halle an.

Die Designerin ebendieser Einrichtung war vor Ort. Wer also das Basecamp kennt oder noch kennenlernen wird und danach eigene Räume gestalten lassen möchte, hat bei ihr die Möglichkeit. Die intensiven Planungen und das passende Ambiente wecken natürlich Hoffnungen für weitere Events zu den Themen Mode oder Lebenskultur in der Zukunft. Dafür werden dann wieder Schnürschuhe poliert und Anzüge faltenfrei gebügelt um angemessen flanieren zu können. Wer selber einmal Interesse an Vintage Stilberatung hat, auf der Suche nach bestimmten Stücken ist oder sich einfach inspirieren lassen möchte, ist herzlich eingeladen auf Everyday Excellence vorbeizuschauen.

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