Zum heu­ti­gen In­ter­na­tio­na­len Frau­en­tag und dem Ju­bi­lä­um von 100 Jah­ren Frau­en­wahl­recht in Deutsch­land fin­den in Bonn ei­ne Rei­he von Ver­an­stal­tun­gen statt.

De­mons­tra­ti­on zum 1. In­ter­na­tio­na­len Frau­en­tag 1911 in Ber­lin (Quel­le: FES)

Der In­ter­na­tio­nal Women’s Day ist aus dem Kampf für das Frau­en­wahl­recht ent­stan­den und wur­de 1911 un­ter maß­geb­li­cher Mit­wir­kung der deut­schen So­zi­al­de­mo­kra­tin­nen Cla­ra Zet­kin und Kä­te Dun­cker ins Le­ben ge­ru­fen. Der ers­te Frau­en­tag fand am 19. März 1911 in Dä­ne­mark, Deutsch­land, Österreich-Ungarn, der Schweiz und den USA statt. In Er­in­ne­rung an die Streiks der New Yor­ker Tex­til­ar­bei­te­rin­nen ei­nig­te man sich 1914 erst­mals auf den 8. März.

#Press­For­Pro­gress beim 2018 #IWD

Heu­te ist der Frau­en­tag, der seit 1977 auch ein of­fi­zi­el­ler UN-Feiertag ist, welt­weit ein Tag der So­li­da­ri­tät, für die Gleich­be­rech­ti­gung und bes­se­re Arbeits- und Le­bens­be­din­gun­gen von Frau­en. Das dies­jäh­ri­ge IWD Mot­to ist #Press­For­Pro­gress: Auf Fort­schritt beharren!

1914 Frau­en­tag Pla­kat – By Karl Ma­ria Stad­ler (1888 – nach 1943) via Wi­ki­me­dia Commons

Her­aus mit dem Frau­en­wahl­recht!” war die Haupt­for­de­rung der “Müt­ter” des In­ter­na­tio­na­len Frau­en­tags. Im No­vem­ber 1918 er­hiel­ten Frau­en in Deutsch­land das ak­ti­ve und pas­si­ve Wahlrecht.

Ob­wohl das Ziel in­zwi­schen er­reicht und seit 60 Jah­ren in der Bun­des­re­pu­blik das Ge­setz über die Gleich­be­rech­ti­gung von Frau und Mann in Kraft ist, ist die Gleich­stel­lung der Ge­schlech­ter auch im 21. Jahr­hun­dert we­der in Deutsch­land noch im Rest der Welt ei­ne Realität.

100 Jah­re bis zur Er­rei­chung der Gleich­stel­lung von Frau und Mann?

Nach dem 2017 Gen­der Gap Re­port des Welt­wirt­schafts­fo­rums (WEF) be­darf es wei­te­re 100 Jah­re bis zur vol­len Chan­cen­gleich­heit der Ge­schlech­ter, wenn die Ent­wick­lung wei­ter­geht wie bis­her. Letz­tes Jahr ist die welt­wei­te Ge­schlech­ter­lü­cke wie­der grö­ßer ge­wor­den, denn im Vor­jahr gin­gen die For­scher des WEF noch von 83 Jah­ren aus.  Auf dem Ar­beits­markt wer­den Män­ner und Frau­en nach dem Re­port so­gar erst in 217 Jah­ren glei­che Chan­cen ha­ben, wenn es beim ak­tu­el­len Re­form­tem­po bliebe.

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Ru­an­da vor Deutsch­land im Gen­der Gap Ranking

Die 2006 ins Le­ben ge­ru­fe­ne Stu­die un­ter­sucht die Kluft zwi­schen Män­nern und Frau­en in den Be­rei­chen Kar­rie­re, Aus­bil­dung, Le­bens­er­war­tung und po­li­ti­sche Teil­ha­be in ins­ge­samt 144 Län­dern. Deutsch­land lag 2017 auf Platz 12 des Ran­kings – hin­ter Län­dern wie Ru­an­da, Ni­ca­ra­gua und den Phil­ip­pi­nen.  Die Bun­des­re­pu­blik konn­te sich zwar um ei­nen Platz ver­bes­sern im Ver­gleich zu 2016, doch im ers­ten Jahr des Re­ports schaff­te es Deutsch­land noch auf Platz fünf. Seit neun Jah­ren in Fol­ge ist Is­land das füh­ren­de Land im ‚Glo­bal Gen­der Gap In­dex‘ des Weltwirtschaftsforums.

Der Equal Pay Day mar­kiert sym­bo­lisch den ge­schlechts­spe­zi­fi­schen Ent­gelt­un­ter­schied, der laut dem Sta­tis­ti­schen Bun­des­amt der­zeit 21 Pro­zent be­trägt. Um­ge­rech­net er­ge­ben sich dar­aus 77 Ta­ge und das Da­tum am 18. März 2018.

Am 18. März pro­tes­tie­ren Frau­en in Deutsch­land ge­gen die Lohn­lü­cke. (Bild: www.equalpayday.de/)

Frau­en ver­die­nen hier­zu­lan­de durch­schnitt­lich et­wa 22 Pro­zent we­ni­ger als Män­ner. Deutsch­land zählt da­mit hin­sicht­lich des Gen­der Pay Gaps zum Schluss­licht in Eu­ro­pa. Laut EU-Statistik ist der Ge­halts­un­ter­schied zwi­schen den Ge­schlech­tern nur in Tsche­chi­en und Est­land noch grö­ßer. Ins­ge­samt liegt die Lohn­lü­cke im EU-Durchschnitt bei 16,3 Prozent.

Um 100 Jah­re Frau­en­wahl­recht in Deutsch­land zu fei­ern und ge­mein­sam Stra­te­gien für ei­ne ge­schlech­ter­ge­rech­te Zu­kunft zu ent­wi­ckeln, lädt die Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­te der Stadt, Bri­git­te Ru­barth, zu­sam­men mit Ma­ri­an­ne Pit­zen, der Di­rek­to­rin des Frau­en­mu­se­um am 9. März Bonner*innen ab 16.30 Uhr ins Frau­en­mu­se­um ein (Im Kraus­feld 10, 53111 Bonn). Die Ein­la­dung fin­det sich hier.

100 Jah­re Frau­en­wahl­recht: Ziel er­reicht – und wei­ter? 

Die zen­tra­le Ver­an­stal­tung in Bonn zum In­ter­na­tio­na­len Frau­en­tag Bonn be­inhal­tet ne­ben den üb­li­chen Fest­tags­re­den ei­ne Pla­kat­aus­stel­lung  — „Frau­en im Auf­bruch – Wah­len 1919/1949/1990“ — von der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) und ei­ne Tanz­per­for­mance mit dem Ti­tel  “mein ar­mes Herz so reich-freund.innen”.  In ih­rer Per­for­mance wol­len die Künst­le­rin­nen Karla-M. Göt­ze und Son­ja Heil­mann zei­gen, mit vie­len Bäl­len Frau­en heu­te gleich­zei­tig jon­glie­ren müs­sen (Job, Kin­der, Kunst, Po­li­tik, Lie­be, usw.).

Be­reits am Nach­mit­tag (14-16 Uhr) lädt die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung zu ei­nem Vor­trag  der Jour­na­lis­tin Re­bec­ca Beer­hei­de zum The­ma  “100 Jah­re Frau­en­recht – Jetzt erst recht! “ mit an­schlie­ßen­der Po­di­ums­dis­kus­si­on ins Frau­en­mu­se­um ein. Beer­hei­de ist die Vor­sit­zen­de des Jour­na­lis­tin­nen­bun­des und lei­tet die Po­li­tik­re­dak­ti­on beim Ärz­te­blatt. (Die Ver­an­stal­tung ist um­sonst, doch es wird um An­mel­dung ge­be­ten.)

Oh­ne Frau­en steht die Welt still

In Is­land ha­ben Frau­en 1975 (am ers­ten Tag der UN De­ka­de für Frau­en) für ei­nen Tag ih­re Ar­beit – be­zahlt und un­be­zahlt – nie­der­ge­legt und so das Land lahm ge­legt. In­spi­riert von dem Bei­spiel wer­den heu­te Frau­en rund um den Glo­bus sich am In­ter­na­tio­nal Women’s Strike be­tei­li­gen und für 24 Stun­den ih­re Ar­beit niederlegen.

In Spa­ni­en ha­ben Fe­mi­nis­tin­nen zu ei­nem lan­des­wei­ten Arbeits-, Studien-, Konsum- und Pfle­ge­streik auf­ge­ru­fen un­ter den Lo­sun­gen: »Oh­ne uns steht die Welt still« und »Die Re­vo­lu­ti­on fängt in dei­ner Kü­che und dei­nem Bad an«. Ihr Pro­test rich­tet sich ge­gen die Machismo-Kultur und ei­ne na­he­zu end­lo­se Lis­te von Un­ge­rech­tig­kei­ten, die von se­xua­li­sier­ter Ge­walt, Dis­kri­mi­nie­rung bis zu schlech­te­rer Be­zah­lung ge­gen­über Män­nern reichen.

Die glo­ba­le Women’s March Be­we­gung und ak­tu­el­le #Me­Too De­bat­te zeigt, dass der Sta­tus Quo der Un­gleich­heit, Macht­miss­brauch und die Be­nach­tei­li­gung von Frau­en im Be­rufs­le­ben ein glo­ba­les und ge­samt­ge­sell­schaft­li­ches Pro­blem sind. Laut UN-Aussage ist je­de drit­te Frau in der Welt min­des­tens ein­mal in ih­rem Le­ben kör­per­li­cher und/oder se­xu­el­ler Ge­walt ausgesetzt.

Hört un­se­re Stim­me (Quel­le: Bon­ner Jugendbewegung)

Frauenkampftag-Demo in Bonn

Am 8. März ruft die Bon­ner Ju­gend­be­we­gung des­halb zu ei­ner “HEAR OUR VOICE” De­mo mit an­schlie­ßen­der Dis­kus­si­on auf. (Treff­punkt ist um 18 Uhr am Kai­ser­platz) In dem Pro­test­zug durch die Bon­ner In­nen­stadt wol­len die Teilnehmer*innen ih­re Stim­me er­he­ben für glei­chen Lohn für glei­che Ar­beit und ge­gen Aus­beu­tung, Dis­kri­mi­nie­rung, Se­xis­mus und se­xua­li­sier­te Gewalt.

Auf den ers­ten Blick mö­gen Frau­en mit Män­nern in Deutsch­land gleich­ge­stellt und vie­le Rech­te be­reits er­kämpft sein, doch von „ech­ter“ Gleich­be­rech­ti­gung sind wir auch hier und heu­te noch weit ent­fernt,” so Ka­the­ri­ne Bus­tin, ei­ne der Or­ga­ni­sa­to­rin­nen. “Al­le Frau­en, Mäd­chen und so­li­da­ri­sche Män­ner sind ein­ge­la­den, sich uns an­zu­schlie­ßen, denn wir kön­nen die­se Pro­ble­me nur ge­mein­sam lösen.”

Wei­te­re Ver­an­stal­tun­gen zum Frau­en­tag in Bonn:

8. März, 18.00 Uhr: “Suf­fra­get­te – Ta­ten statt Wor­te” Film­auf­füh­rung im Wo­ki, Bertha-von Suttner-Platz , ein Film von Sa­rah Gavron über den Kampf bri­ti­scher Ar­bei­te­rin­nen für das Wahl­recht 1912. An­schlie­ßend Dis­kus­si­on mit der Bon­ner Ab­ge­ord­ne­ten Kat­ja Dör­ner (MdB, Grü­ne) und Ter­ry Reint­ke. Ein­tritt frei.

10. März 2018: In­fo­stand des ver.di Be­zirks­frau­en­rats in der Bon­ner In­nen­stadt auf dem Bottlerplatz

Der Ar­ti­kel ist ei­ne ak­tua­li­sier­te Fas­sung ei­nes Bon­nec­tions  Blog­bei­tra­ges vom 4. März 2018.

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